Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

ohne sich wenigstens dringender Gefahr auszu¬
setzen, das dem Denner einmal gegebene Wort
zu brechen? -- Er beschloß endlich, diesen Schatz
getreulich zu bewahren, bis der Zufall ihm Gele¬
genheit darbieten würde, es Dennern wieder
zuzustellen, oder besser noch, es, ohne sein Wort
zu brechen, an die Obrigkeit zu bringen. --

Der Ueberfall der Pachterwohnung hatte nicht
geringen Schreck in der ganzen Gegend verur¬
sacht; denn es war das kühnste Wagestück, das die
Räuber seit Jahren unternommen und ein sichrer
Beweis, daß die Bande, welche sich erst durch
gemeine Diebereien, dann durch das Anhalten
und Berauben einzelner Reisenden kund that, be¬
deutend verstärkt haben mußte. Nur dem Zufall,
daß der Neffe des Grafen von Vach, von meh¬
reren Leuten seines Oheims begleitet, eben in dem
Dorfe, das unfern der Pachterwohnung lag, über¬
nachtete und auf den ersten Lärm den Bauern,
die gegen die Räuber auszogen, zu Hülfe eilte,
hatte der Pachter die Rettung seines Lebens und

ohne ſich wenigſtens dringender Gefahr auszu¬
ſetzen, das dem Denner einmal gegebene Wort
zu brechen? — Er beſchloß endlich, dieſen Schatz
getreulich zu bewahren, bis der Zufall ihm Gele¬
genheit darbieten wuͤrde, es Dennern wieder
zuzuſtellen, oder beſſer noch, es, ohne ſein Wort
zu brechen, an die Obrigkeit zu bringen. —

Der Ueberfall der Pachterwohnung hatte nicht
geringen Schreck in der ganzen Gegend verur¬
ſacht; denn es war das kuͤhnſte Wageſtuͤck, das die
Raͤuber ſeit Jahren unternommen und ein ſichrer
Beweis, daß die Bande, welche ſich erſt durch
gemeine Diebereien, dann durch das Anhalten
und Berauben einzelner Reiſenden kund that, be¬
deutend verſtaͤrkt haben mußte. Nur dem Zufall,
daß der Neffe des Grafen von Vach, von meh¬
reren Leuten ſeines Oheims begleitet, eben in dem
Dorfe, das unfern der Pachterwohnung lag, uͤber¬
nachtete und auf den erſten Laͤrm den Bauern,
die gegen die Raͤuber auszogen, zu Huͤlfe eilte,
hatte der Pachter die Rettung ſeines Lebens und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0140" n="132"/>
ohne &#x017F;ich wenig&#x017F;tens dringender Gefahr auszu¬<lb/>
&#x017F;etzen, das dem <hi rendition="#g">Denner</hi> einmal gegebene Wort<lb/>
zu brechen? &#x2014; Er be&#x017F;chloß endlich, die&#x017F;en Schatz<lb/>
getreulich zu bewahren, bis der Zufall ihm Gele¬<lb/>
genheit darbieten wu&#x0364;rde, es <hi rendition="#g">Dennern</hi> wieder<lb/>
zuzu&#x017F;tellen, oder be&#x017F;&#x017F;er noch, es, ohne &#x017F;ein Wort<lb/>
zu brechen, an die Obrigkeit zu bringen. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Der Ueberfall der Pachterwohnung hatte nicht<lb/>
geringen Schreck in der ganzen Gegend verur¬<lb/>
&#x017F;acht; denn es war das ku&#x0364;hn&#x017F;te Wage&#x017F;tu&#x0364;ck, das die<lb/>
Ra&#x0364;uber &#x017F;eit Jahren unternommen und ein &#x017F;ichrer<lb/>
Beweis, daß die Bande, welche &#x017F;ich er&#x017F;t durch<lb/>
gemeine Diebereien, dann durch das Anhalten<lb/>
und Berauben einzelner Rei&#x017F;enden kund that, be¬<lb/>
deutend ver&#x017F;ta&#x0364;rkt haben mußte. Nur dem Zufall,<lb/>
daß der Neffe des Grafen von <hi rendition="#g">Vach</hi>, von meh¬<lb/>
reren Leuten &#x017F;eines Oheims begleitet, eben in dem<lb/>
Dorfe, das unfern der Pachterwohnung lag, u&#x0364;ber¬<lb/>
nachtete und auf den er&#x017F;ten La&#x0364;rm den Bauern,<lb/>
die gegen die Ra&#x0364;uber auszogen, zu Hu&#x0364;lfe eilte,<lb/>
hatte der Pachter die Rettung &#x017F;eines Lebens und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0140] ohne ſich wenigſtens dringender Gefahr auszu¬ ſetzen, das dem Denner einmal gegebene Wort zu brechen? — Er beſchloß endlich, dieſen Schatz getreulich zu bewahren, bis der Zufall ihm Gele¬ genheit darbieten wuͤrde, es Dennern wieder zuzuſtellen, oder beſſer noch, es, ohne ſein Wort zu brechen, an die Obrigkeit zu bringen. — Der Ueberfall der Pachterwohnung hatte nicht geringen Schreck in der ganzen Gegend verur¬ ſacht; denn es war das kuͤhnſte Wageſtuͤck, das die Raͤuber ſeit Jahren unternommen und ein ſichrer Beweis, daß die Bande, welche ſich erſt durch gemeine Diebereien, dann durch das Anhalten und Berauben einzelner Reiſenden kund that, be¬ deutend verſtaͤrkt haben mußte. Nur dem Zufall, daß der Neffe des Grafen von Vach, von meh¬ reren Leuten ſeines Oheims begleitet, eben in dem Dorfe, das unfern der Pachterwohnung lag, uͤber¬ nachtete und auf den erſten Laͤrm den Bauern, die gegen die Raͤuber auszogen, zu Huͤlfe eilte, hatte der Pachter die Rettung ſeines Lebens und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/140
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/140>, abgerufen am 21.11.2024.