pel, des Pflegevaters Deiner Giorgina? Der ist gestorben; aber auf dem Sterbebette hatte ihn noch das Gewissen gerührt wegen der abscheuli¬ chen Behandlung des armen verwais'ten Kindes, und deshalb hat er ihr zweitausend Dukaten ver¬ macht, die bereits in Wechselbriefen in Frankfurt angekommen sind und die Du bei meinem Bankier heben kannst. Willst Du Dich gleich nach Frank¬ furt aufmachen, so lasse ich Dir auf der Stelle das nöthige Certifikat ausfertigen, damit Dir das Geld ohne Anstand ausgezahlt werde." Den Andres machte die Freude sprachlos, und der Graf von Vach ergötzte sich nicht wenig an dem Entzücken seines treuen Dieners. Andres be¬ schloß, als er sich gefaßt hatte, seinem Weibe eine unvermuthete Freude zu bereiten; er nahm daher seines Herrn gnädiges Anerbieten an, und machte sich, nachdem er die Urkunde zu seiner Legitimation erhalten, auf den Weg nach Frankfurt.
Seinem Weibe ließ er sagen, wie ihn der Graf mit wichtigen Aufträgen verschickt habe,
pel, des Pflegevaters Deiner Giorgina? Der iſt geſtorben; aber auf dem Sterbebette hatte ihn noch das Gewiſſen geruͤhrt wegen der abſcheuli¬ chen Behandlung des armen verwaiſ'ten Kindes, und deshalb hat er ihr zweitauſend Dukaten ver¬ macht, die bereits in Wechſelbriefen in Frankfurt angekommen ſind und die Du bei meinem Bankier heben kannſt. Willſt Du Dich gleich nach Frank¬ furt aufmachen, ſo laſſe ich Dir auf der Stelle das noͤthige Certifikat ausfertigen, damit Dir das Geld ohne Anſtand ausgezahlt werde.“ Den Andres machte die Freude ſprachlos, und der Graf von Vach ergoͤtzte ſich nicht wenig an dem Entzuͤcken ſeines treuen Dieners. Andres be¬ ſchloß, als er ſich gefaßt hatte, ſeinem Weibe eine unvermuthete Freude zu bereiten; er nahm daher ſeines Herrn gnaͤdiges Anerbieten an, und machte ſich, nachdem er die Urkunde zu ſeiner Legitimation erhalten, auf den Weg nach Frankfurt.
Seinem Weibe ließ er ſagen, wie ihn der Graf mit wichtigen Auftraͤgen verſchickt habe,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0147"n="139"/>
pel, des Pflegevaters Deiner <hirendition="#g">Giorgina</hi>? Der<lb/>
iſt geſtorben; aber auf dem Sterbebette hatte ihn<lb/>
noch das Gewiſſen geruͤhrt wegen der abſcheuli¬<lb/>
chen Behandlung des armen verwaiſ'ten Kindes,<lb/>
und deshalb hat er ihr zweitauſend Dukaten ver¬<lb/>
macht, die bereits in Wechſelbriefen in Frankfurt<lb/>
angekommen ſind und die Du bei meinem Bankier<lb/>
heben kannſt. Willſt Du Dich gleich nach Frank¬<lb/>
furt aufmachen, ſo laſſe ich Dir auf der Stelle<lb/>
das noͤthige Certifikat ausfertigen, damit Dir das<lb/>
Geld ohne Anſtand ausgezahlt werde.“ Den<lb/><hirendition="#g">Andres</hi> machte die Freude ſprachlos, und der<lb/>
Graf von <hirendition="#g">Vach</hi> ergoͤtzte ſich nicht wenig an dem<lb/>
Entzuͤcken ſeines treuen Dieners. <hirendition="#g">Andres</hi> be¬<lb/>ſchloß, als er ſich gefaßt hatte, ſeinem Weibe<lb/>
eine unvermuthete Freude zu bereiten; er nahm<lb/>
daher ſeines Herrn gnaͤdiges Anerbieten an, und<lb/>
machte ſich, nachdem er die Urkunde zu ſeiner<lb/>
Legitimation erhalten, auf den Weg nach Frankfurt.</p><lb/><p>Seinem Weibe ließ er ſagen, wie ihn der<lb/>
Graf mit wichtigen Auftraͤgen verſchickt habe,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[139/0147]
pel, des Pflegevaters Deiner Giorgina? Der
iſt geſtorben; aber auf dem Sterbebette hatte ihn
noch das Gewiſſen geruͤhrt wegen der abſcheuli¬
chen Behandlung des armen verwaiſ'ten Kindes,
und deshalb hat er ihr zweitauſend Dukaten ver¬
macht, die bereits in Wechſelbriefen in Frankfurt
angekommen ſind und die Du bei meinem Bankier
heben kannſt. Willſt Du Dich gleich nach Frank¬
furt aufmachen, ſo laſſe ich Dir auf der Stelle
das noͤthige Certifikat ausfertigen, damit Dir das
Geld ohne Anſtand ausgezahlt werde.“ Den
Andres machte die Freude ſprachlos, und der
Graf von Vach ergoͤtzte ſich nicht wenig an dem
Entzuͤcken ſeines treuen Dieners. Andres be¬
ſchloß, als er ſich gefaßt hatte, ſeinem Weibe
eine unvermuthete Freude zu bereiten; er nahm
daher ſeines Herrn gnaͤdiges Anerbieten an, und
machte ſich, nachdem er die Urkunde zu ſeiner
Legitimation erhalten, auf den Weg nach Frankfurt.
Seinem Weibe ließ er ſagen, wie ihn der
Graf mit wichtigen Auftraͤgen verſchickt habe,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/147>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.