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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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ten Woche verschwunden und erst nach mehrern
Jahren erfuhr ich, daß sie in Neapel gestorben
sei und ihre Tochter Giorgina bei einem gräm¬
lichen geizhalsigen Gastwirth erzogen würde. Eben
so wurde mir ihre Verheirathung mit Dir und
Dein Aufenthalt bekannt. Nun kannst Du Dir
erklären, Andres, warum ich Deinem Weibe
gewogen war und warum ich, ganz erfüllt von
meinen verruchten Teufelskünsten, Deinen Kindern
so nachstellte. -- Aber Dir, Andres, Dir allein
und Deiner wunderbaren Rettung durch Gottes
Allmacht verdanke ich meine tiefe Reue, meine
innere Zerknirschung. Uebrigens ist das Kistchen
mit Kleinodien, das ich Deinem Weibe gab,
dasjenige, welches ich auf des Vaters Geheiß
aus den Flammen rettete, Du kannst es getrost
aufbewahren für Deinen Knaben." "Das Kist¬
chen," fiel Andres ein, "hat Euch ja Gior¬
gina wieder gegeben an jenem schrecklichen Tage,
da ihr den gräßlichen Mord verübtet?"

"Allerdings," erwiederte Trabacchio: "allein

ten Woche verſchwunden und erſt nach mehrern
Jahren erfuhr ich, daß ſie in Neapel geſtorben
ſei und ihre Tochter Giorgina bei einem graͤm¬
lichen geizhalſigen Gaſtwirth erzogen wuͤrde. Eben
ſo wurde mir ihre Verheirathung mit Dir und
Dein Aufenthalt bekannt. Nun kannſt Du Dir
erklaͤren, Andres, warum ich Deinem Weibe
gewogen war und warum ich, ganz erfuͤllt von
meinen verruchten Teufelskuͤnſten, Deinen Kindern
ſo nachſtellte. — Aber Dir, Andres, Dir allein
und Deiner wunderbaren Rettung durch Gottes
Allmacht verdanke ich meine tiefe Reue, meine
innere Zerknirſchung. Uebrigens iſt das Kiſtchen
mit Kleinodien, das ich Deinem Weibe gab,
dasjenige, welches ich auf des Vaters Geheiß
aus den Flammen rettete, Du kannſt es getroſt
aufbewahren fuͤr Deinen Knaben.“ „Das Kiſt¬
chen,“ fiel Andres ein, „hat Euch ja Gior¬
gina wieder gegeben an jenem ſchrecklichen Tage,
da ihr den graͤßlichen Mord veruͤbtet?“

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[201/0209] ten Woche verſchwunden und erſt nach mehrern Jahren erfuhr ich, daß ſie in Neapel geſtorben ſei und ihre Tochter Giorgina bei einem graͤm¬ lichen geizhalſigen Gaſtwirth erzogen wuͤrde. Eben ſo wurde mir ihre Verheirathung mit Dir und Dein Aufenthalt bekannt. Nun kannſt Du Dir erklaͤren, Andres, warum ich Deinem Weibe gewogen war und warum ich, ganz erfuͤllt von meinen verruchten Teufelskuͤnſten, Deinen Kindern ſo nachſtellte. — Aber Dir, Andres, Dir allein und Deiner wunderbaren Rettung durch Gottes Allmacht verdanke ich meine tiefe Reue, meine innere Zerknirſchung. Uebrigens iſt das Kiſtchen mit Kleinodien, das ich Deinem Weibe gab, dasjenige, welches ich auf des Vaters Geheiß aus den Flammen rettete, Du kannſt es getroſt aufbewahren fuͤr Deinen Knaben.“ „Das Kiſt¬ chen,“ fiel Andres ein, „hat Euch ja Gior¬ gina wieder gegeben an jenem ſchrecklichen Tage, da ihr den graͤßlichen Mord veruͤbtet?“ „Allerdings,“ erwiederte Trabacchio: „allein

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/209>, abgerufen am 26.11.2024.