Die Gestalt des Doktors war verschwunden. Andres sprang hinzu, stieß den Leichnam bei Seite, band den armen Georg los und trug ihn schnell fort bis ins Haus. Dem Knaben fehlte nichts; nur die Todesangst hatte ihn ohn¬ mächtig gemacht. Den Andres trieb es heraus in den Wald, er wollte sich von Trabacchio's Tode überzeugen und den Leichnam gleich verschar¬ ren; er weckte daher den alten Jäger, der in tie¬ fen, wahrscheinlich von Trabacchio bewirkten Schlaf gesunken, und beide gingen mit Laterne, Hacke und Spaten an die nicht weit entlegene Stelle. Da lag der blutige Trabacchio; aber so wie Andres sich näherte, richtete er sich mit halbem Leibe auf, starrte ihn gräßlich an und rö¬ chelte dumpf: "Mörder! Mörder des Vaters Dei¬ nes Weibes, aber meine Teufel sollen Dich quälen!" "Fahre zur Hölle, Du satanischer Bösewicht," schrie Andres, der dem Entsetzen, das ihn über¬ mannen wollte, widerstand; "fahre hin zur Hölle, Du, der Du den Tod hundertfältig verdient hast,
dem
Die Geſtalt des Doktors war verſchwunden. Andres ſprang hinzu, ſtieß den Leichnam bei Seite, band den armen Georg los und trug ihn ſchnell fort bis ins Haus. Dem Knaben fehlte nichts; nur die Todesangſt hatte ihn ohn¬ maͤchtig gemacht. Den Andres trieb es heraus in den Wald, er wollte ſich von Trabacchio's Tode uͤberzeugen und den Leichnam gleich verſchar¬ ren; er weckte daher den alten Jaͤger, der in tie¬ fen, wahrſcheinlich von Trabacchio bewirkten Schlaf geſunken, und beide gingen mit Laterne, Hacke und Spaten an die nicht weit entlegene Stelle. Da lag der blutige Trabacchio; aber ſo wie Andres ſich naͤherte, richtete er ſich mit halbem Leibe auf, ſtarrte ihn graͤßlich an und roͤ¬ chelte dumpf: „Moͤrder! Moͤrder des Vaters Dei¬ nes Weibes, aber meine Teufel ſollen Dich quaͤlen!“ „Fahre zur Hoͤlle, Du ſataniſcher Boͤſewicht,“ ſchrie Andres, der dem Entſetzen, das ihn uͤber¬ mannen wollte, widerſtand; „fahre hin zur Hoͤlle, Du, der Du den Tod hundertfaͤltig verdient haſt,
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Die Geſtalt des Doktors war verſchwunden.
Andres ſprang hinzu, ſtieß den Leichnam bei
Seite, band den armen Georg los und trug
ihn ſchnell fort bis ins Haus. Dem Knaben
fehlte nichts; nur die Todesangſt hatte ihn ohn¬
maͤchtig gemacht. Den Andres trieb es heraus
in den Wald, er wollte ſich von Trabacchio's
Tode uͤberzeugen und den Leichnam gleich verſchar¬
ren; er weckte daher den alten Jaͤger, der in tie¬
fen, wahrſcheinlich von Trabacchio bewirkten
Schlaf geſunken, und beide gingen mit Laterne,
Hacke und Spaten an die nicht weit entlegene
Stelle. Da lag der blutige Trabacchio; aber
ſo wie Andres ſich naͤherte, richtete er ſich mit
halbem Leibe auf, ſtarrte ihn graͤßlich an und roͤ¬
chelte dumpf: „Moͤrder! Moͤrder des Vaters Dei¬
nes Weibes, aber meine Teufel ſollen Dich quaͤlen!“
„Fahre zur Hoͤlle, Du ſataniſcher Boͤſewicht,“
ſchrie Andres, der dem Entſetzen, das ihn uͤber¬
mannen wollte, widerſtand; „fahre hin zur Hoͤlle,
Du, der Du den Tod hundertfaͤltig verdient haſt,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/216>, abgerufen am 26.11.2024.
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