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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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gegangen. Auch des Namens erinnerte ich mich:
es war der Professor im Jesuiter-Collegio Aloy¬
sius Walter
. Ich beschloß hinzugehen und
meines Freundes Bekanntschaft für mich selbst zu
nutzen. Man sagte mir im Collegio, daß Pro¬
fessor Walter zwar eben lese, aber in kurzer
Zeit endigen werde, und stellte mir frei, ob ich
wiederkommen, oder in den äußeren Sälen ver¬
weilen wolle. Ich wählte das letzte. Ueberall
sind die Klöster, die Collegien, die Kirchen der
Jesuiten in jenem italienischen Styl gebaut, der
auf antike Form und Manier gestützt, die An¬
muth und Pracht dem heiligen Ernst, der reli¬
giösen Würde vorzieht. So waren auch hier die
hohen, luftigen, hellen Säle mit reicher Architek¬
tur geschmückt, und sonderbar genug stachen gegen
Heiligenbilder, die hie und da an den Wänden
zwischen ionischen Säulen hingen, die Superporten
ab, welche durchgehends Genientänze, oder gar
Früchte und Leckerbissen der Küche darstellten. --
Der Professor trat ein, ich erinnerte ihn an

gegangen. Auch des Namens erinnerte ich mich:
es war der Profeſſor im Jeſuiter-Collegio Aloy¬
ſius Walter
. Ich beſchloß hinzugehen und
meines Freundes Bekanntſchaft fuͤr mich ſelbſt zu
nutzen. Man ſagte mir im Collegio, daß Pro¬
feſſor Walter zwar eben leſe, aber in kurzer
Zeit endigen werde, und ſtellte mir frei, ob ich
wiederkommen, oder in den aͤußeren Saͤlen ver¬
weilen wolle. Ich waͤhlte das letzte. Ueberall
ſind die Kloͤſter, die Collegien, die Kirchen der
Jeſuiten in jenem italieniſchen Styl gebaut, der
auf antike Form und Manier geſtuͤtzt, die An¬
muth und Pracht dem heiligen Ernſt, der reli¬
gioͤſen Wuͤrde vorzieht. So waren auch hier die
hohen, luftigen, hellen Saͤle mit reicher Architek¬
tur geſchmuͤckt, und ſonderbar genug ſtachen gegen
Heiligenbilder, die hie und da an den Waͤnden
zwiſchen ioniſchen Saͤulen hingen, die Superporten
ab, welche durchgehends Genientaͤnze, oder gar
Fruͤchte und Leckerbiſſen der Kuͤche darſtellten. —
Der Profeſſor trat ein, ich erinnerte ihn an

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[214/0222] gegangen. Auch des Namens erinnerte ich mich: es war der Profeſſor im Jeſuiter-Collegio Aloy¬ ſius Walter. Ich beſchloß hinzugehen und meines Freundes Bekanntſchaft fuͤr mich ſelbſt zu nutzen. Man ſagte mir im Collegio, daß Pro¬ feſſor Walter zwar eben leſe, aber in kurzer Zeit endigen werde, und ſtellte mir frei, ob ich wiederkommen, oder in den aͤußeren Saͤlen ver¬ weilen wolle. Ich waͤhlte das letzte. Ueberall ſind die Kloͤſter, die Collegien, die Kirchen der Jeſuiten in jenem italieniſchen Styl gebaut, der auf antike Form und Manier geſtuͤtzt, die An¬ muth und Pracht dem heiligen Ernſt, der reli¬ gioͤſen Wuͤrde vorzieht. So waren auch hier die hohen, luftigen, hellen Saͤle mit reicher Architek¬ tur geſchmuͤckt, und ſonderbar genug ſtachen gegen Heiligenbilder, die hie und da an den Waͤnden zwiſchen ioniſchen Saͤulen hingen, die Superporten ab, welche durchgehends Genientaͤnze, oder gar Fruͤchte und Leckerbiſſen der Kuͤche darſtellten. — Der Profeſſor trat ein, ich erinnerte ihn an

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/222>, abgerufen am 25.11.2024.