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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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wie klingender Blumenhauch von ihren Lippen
strömten? -- Kein frommes Agnus, kein trö¬
stendes Benedictus, von ihr mehr hören. -- O!
o! -- Kein Miserere, das mich reinbürstete von
jedem irdischen Schmutz miserabler Gedanken --
das in mir oft eine ganze reiche Welt makelloser
Kirchenthema's aufgehen ließ? -- Du lügst
Doktor, Du lügst! -- Der Satan versucht Dich,
mich auf's Eis zu führen. -- Der Dom-Orga¬
nist, der mich mit schändlichem Neide verfolgt,
seitdem ich ein achtstimmiges qui tollis aus¬
gearbeitet zum Entzücken der Welt, der hat
Dich bestochen! Du sollst mich in schnöde Ver¬
zweiflung stürzen, damit ich meine neue Messe
in's Feuer werfe, aber es gelingt ihm -- es
gelingt Dir nicht! -- Hier -- hier trage ich
sie bei mir, Bettina's Soli (er schlug auf
die rechte Rocktasche, so daß es gewaltig darin
klatschte) und gleich soll herrlicher, als je, die
Kleine sie mir mit hocherhabener Glockenstimme
vorsingen." Der Capellmeister griff nach dem

wie klingender Blumenhauch von ihren Lippen
ſtroͤmten? — Kein frommes Agnus, kein troͤ¬
ſtendes Bènedictus, von ihr mehr hoͤren. — O!
o! — Kein Miserere, das mich reinbuͤrſtete von
jedem irdiſchen Schmutz miſerabler Gedanken —
das in mir oft eine ganze reiche Welt makelloſer
Kirchenthema's aufgehen ließ? — Du luͤgſt
Doktor, Du luͤgſt! — Der Satan verſucht Dich,
mich auf's Eis zu fuͤhren. — Der Dom-Orga¬
niſt, der mich mit ſchaͤndlichem Neide verfolgt,
ſeitdem ich ein achtſtimmiges qui tollis aus¬
gearbeitet zum Entzuͤcken der Welt, der hat
Dich beſtochen! Du ſollſt mich in ſchnoͤde Ver¬
zweiflung ſtuͤrzen, damit ich meine neue Meſſe
in's Feuer werfe, aber es gelingt ihm — es
gelingt Dir nicht! — Hier — hier trage ich
ſie bei mir, Bettina's Soli (er ſchlug auf
die rechte Rocktaſche, ſo daß es gewaltig darin
klatſchte) und gleich ſoll herrlicher, als je, die
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[281/0289] wie klingender Blumenhauch von ihren Lippen ſtroͤmten? — Kein frommes Agnus, kein troͤ¬ ſtendes Bènedictus, von ihr mehr hoͤren. — O! o! — Kein Miserere, das mich reinbuͤrſtete von jedem irdiſchen Schmutz miſerabler Gedanken — das in mir oft eine ganze reiche Welt makelloſer Kirchenthema's aufgehen ließ? — Du luͤgſt Doktor, Du luͤgſt! — Der Satan verſucht Dich, mich auf's Eis zu fuͤhren. — Der Dom-Orga¬ niſt, der mich mit ſchaͤndlichem Neide verfolgt, ſeitdem ich ein achtſtimmiges qui tollis aus¬ gearbeitet zum Entzuͤcken der Welt, der hat Dich beſtochen! Du ſollſt mich in ſchnoͤde Ver¬ zweiflung ſtuͤrzen, damit ich meine neue Meſſe in's Feuer werfe, aber es gelingt ihm — es gelingt Dir nicht! — Hier — hier trage ich ſie bei mir, Bettina's Soli (er ſchlug auf die rechte Rocktaſche, ſo daß es gewaltig darin klatſchte) und gleich ſoll herrlicher, als je, die Kleine ſie mir mit hocherhabener Glockenſtimme vorſingen.“ Der Capellmeiſter griff nach dem

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/289>, abgerufen am 22.11.2024.