[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.gänzliche Passivität und Wortkargheit, so sprach gaͤnzliche Paſſivitaͤt und Wortkargheit, ſo ſprach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0077" n="69"/> gaͤnzliche Paſſivitaͤt und Wortkargheit, ſo ſprach<lb/> er doch: „Was ſind Worte — Worte! — Der<lb/> Blick ihres himmliſchen Auges ſagt mehr als jede<lb/> Sprache hienieden. Vermag denn uͤberhaupt ein<lb/> Kind des Himmels ſich einzuſchichten in den engen<lb/> Kreis, den ein klaͤgliches irdiſches Beduͤrfniß ge¬<lb/> zogen?“ — Profeſſor <hi rendition="#g">Spalanzani</hi> ſchien hoch<lb/> erfreut uͤber das Verhaͤltniß ſeiner Tochter mit<lb/><hi rendition="#g">Nathanael</hi>; er gab dieſem allerlei unzweideutige<lb/> Zeichen ſeines Wohlwollens und als es <hi rendition="#g">Natha</hi>¬<lb/><hi rendition="#g">nael</hi> endlich wagte von ferne auf eine Verbin¬<lb/> dung mit <hi rendition="#g">Olimpia</hi> anzuſpielen, laͤchelte dieſer<lb/> mit dem ganzen Geſicht und meinte: Er werde<lb/> ſeiner Tochter voͤllig freie Wahl laſſen. — Er¬<lb/> muthigt durch dieſe Worte, brennendes Verlangen<lb/> im Herzen, beſchloß <hi rendition="#g">Nathanael</hi>, gleich am fol¬<lb/> genden Tage <hi rendition="#g">Olimpia</hi> anzuflehen, daß ſie das<lb/> unumwunden in deutlichen Worten ausſpreche,<lb/> was laͤngſt ihr holder Liebesblick ihm geſagt, daß<lb/> ſie ſein Eigen immerdar ſeyn wolle. Er ſuchte<lb/> nach dem Ringe, den ihm beim Abſchiede die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0077]
gaͤnzliche Paſſivitaͤt und Wortkargheit, ſo ſprach
er doch: „Was ſind Worte — Worte! — Der
Blick ihres himmliſchen Auges ſagt mehr als jede
Sprache hienieden. Vermag denn uͤberhaupt ein
Kind des Himmels ſich einzuſchichten in den engen
Kreis, den ein klaͤgliches irdiſches Beduͤrfniß ge¬
zogen?“ — Profeſſor Spalanzani ſchien hoch
erfreut uͤber das Verhaͤltniß ſeiner Tochter mit
Nathanael; er gab dieſem allerlei unzweideutige
Zeichen ſeines Wohlwollens und als es Natha¬
nael endlich wagte von ferne auf eine Verbin¬
dung mit Olimpia anzuſpielen, laͤchelte dieſer
mit dem ganzen Geſicht und meinte: Er werde
ſeiner Tochter voͤllig freie Wahl laſſen. — Er¬
muthigt durch dieſe Worte, brennendes Verlangen
im Herzen, beſchloß Nathanael, gleich am fol¬
genden Tage Olimpia anzuflehen, daß ſie das
unumwunden in deutlichen Worten ausſpreche,
was laͤngſt ihr holder Liebesblick ihm geſagt, daß
ſie ſein Eigen immerdar ſeyn wolle. Er ſuchte
nach dem Ringe, den ihm beim Abſchiede die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |