gänzliche Passivität und Wortkargheit, so sprach er doch: "Was sind Worte -- Worte! -- Der Blick ihres himmlischen Auges sagt mehr als jede Sprache hienieden. Vermag denn überhaupt ein Kind des Himmels sich einzuschichten in den engen Kreis, den ein klägliches irdisches Bedürfniß ge¬ zogen?" -- Professor Spalanzani schien hoch erfreut über das Verhältniß seiner Tochter mit Nathanael; er gab diesem allerlei unzweideutige Zeichen seines Wohlwollens und als es Natha¬ nael endlich wagte von ferne auf eine Verbin¬ dung mit Olimpia anzuspielen, lächelte dieser mit dem ganzen Gesicht und meinte: Er werde seiner Tochter völlig freie Wahl lassen. -- Er¬ muthigt durch diese Worte, brennendes Verlangen im Herzen, beschloß Nathanael, gleich am fol¬ genden Tage Olimpia anzuflehen, daß sie das unumwunden in deutlichen Worten ausspreche, was längst ihr holder Liebesblick ihm gesagt, daß sie sein Eigen immerdar seyn wolle. Er suchte nach dem Ringe, den ihm beim Abschiede die
gaͤnzliche Paſſivitaͤt und Wortkargheit, ſo ſprach er doch: „Was ſind Worte — Worte! — Der Blick ihres himmliſchen Auges ſagt mehr als jede Sprache hienieden. Vermag denn uͤberhaupt ein Kind des Himmels ſich einzuſchichten in den engen Kreis, den ein klaͤgliches irdiſches Beduͤrfniß ge¬ zogen?“ — Profeſſor Spalanzani ſchien hoch erfreut uͤber das Verhaͤltniß ſeiner Tochter mit Nathanael; er gab dieſem allerlei unzweideutige Zeichen ſeines Wohlwollens und als es Natha¬ nael endlich wagte von ferne auf eine Verbin¬ dung mit Olimpia anzuſpielen, laͤchelte dieſer mit dem ganzen Geſicht und meinte: Er werde ſeiner Tochter voͤllig freie Wahl laſſen. — Er¬ muthigt durch dieſe Worte, brennendes Verlangen im Herzen, beſchloß Nathanael, gleich am fol¬ genden Tage Olimpia anzuflehen, daß ſie das unumwunden in deutlichen Worten ausſpreche, was laͤngſt ihr holder Liebesblick ihm geſagt, daß ſie ſein Eigen immerdar ſeyn wolle. Er ſuchte nach dem Ringe, den ihm beim Abſchiede die
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gaͤnzliche Paſſivitaͤt und Wortkargheit, ſo ſprach
er doch: „Was ſind Worte — Worte! — Der
Blick ihres himmliſchen Auges ſagt mehr als jede
Sprache hienieden. Vermag denn uͤberhaupt ein
Kind des Himmels ſich einzuſchichten in den engen
Kreis, den ein klaͤgliches irdiſches Beduͤrfniß ge¬
zogen?“ — Profeſſor Spalanzani ſchien hoch
erfreut uͤber das Verhaͤltniß ſeiner Tochter mit
Nathanael; er gab dieſem allerlei unzweideutige
Zeichen ſeines Wohlwollens und als es Natha¬
nael endlich wagte von ferne auf eine Verbin¬
dung mit Olimpia anzuſpielen, laͤchelte dieſer
mit dem ganzen Geſicht und meinte: Er werde
ſeiner Tochter voͤllig freie Wahl laſſen. — Er¬
muthigt durch dieſe Worte, brennendes Verlangen
im Herzen, beſchloß Nathanael, gleich am fol¬
genden Tage Olimpia anzuflehen, daß ſie das
unumwunden in deutlichen Worten ausſpreche,
was laͤngſt ihr holder Liebesblick ihm geſagt, daß
ſie ſein Eigen immerdar ſeyn wolle. Er ſuchte
nach dem Ringe, den ihm beim Abſchiede die
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/77>, abgerufen am 24.05.2024.
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