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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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heid ihm in die Rede. "Ei freilich," fuhr der
Alte fort, "direkt aus Dresden ist es gekommen
-- ein" -- "O das ist herrlich," unterbrach ihn die
Baronin. -- "ein schönes Instrument," sprach der
Alte weiter, "aber ein wenig schwächlich, denn als
der Organist neulich das Lied: In allen meinen
Thaten, darauf spielen wollte, schlug er alles in
Grund und Boden, so daß" -- "O mein Gott,"
riefen beide, die Baronin und Fräulein Adelheid,
"so daß," fuhr der Alte fort, "es mit schweren
Kosten nach R -- geschafft und dort reparirt wer¬
den mußte." "Ist es denn nun wieder hier,"
frug Fräulein Adelheid ungeduldig. "Ei freilich,
gnädiges Fräulein! und die Frau Wirthschaftsinspec¬
torin wird es sich zur Ehre rechnen" -- In diesem Au¬
genblick streifte der Baron vorüber, er sah sich wie
befremdet nach unserer Gruppe um und flüsterte
spöttisch lächelnd der Baronin zu: "muß Franz wie¬
der guten Rath ertheilen?" Die Baronin schlug er¬
röthend die Augen nieder, und der alte Franz stand
erschrocken abbrechend, den Kopf gerade gerichtet,

heid ihm in die Rede. „Ei freilich,“ fuhr der
Alte fort, „direkt aus Dresden iſt es gekommen
— ein“ — „O das iſt herrlich,“ unterbrach ihn die
Baronin. — „ein ſchoͤnes Inſtrument,“ ſprach der
Alte weiter, „aber ein wenig ſchwaͤchlich, denn als
der Organiſt neulich das Lied: In allen meinen
Thaten, darauf ſpielen wollte, ſchlug er alles in
Grund und Boden, ſo daß“ — „O mein Gott,“
riefen beide, die Baronin und Fraͤulein Adelheid,
„ſo daß,“ fuhr der Alte fort, „es mit ſchweren
Koſten nach R — geſchafft und dort reparirt wer¬
den mußte.“ „Iſt es denn nun wieder hier,“
frug Fraͤulein Adelheid ungeduldig. „Ei freilich,
gnaͤdiges Fraͤulein! und die Frau Wirthſchaftsinſpec¬
torin wird es ſich zur Ehre rechnen“ — In dieſem Au¬
genblick ſtreifte der Baron voruͤber, er ſah ſich wie
befremdet nach unſerer Gruppe um und fluͤſterte
ſpoͤttiſch laͤchelnd der Baronin zu: „muß Franz wie¬
der guten Rath ertheilen?“ Die Baronin ſchlug er¬
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[118/0126] heid ihm in die Rede. „Ei freilich,“ fuhr der Alte fort, „direkt aus Dresden iſt es gekommen — ein“ — „O das iſt herrlich,“ unterbrach ihn die Baronin. — „ein ſchoͤnes Inſtrument,“ ſprach der Alte weiter, „aber ein wenig ſchwaͤchlich, denn als der Organiſt neulich das Lied: In allen meinen Thaten, darauf ſpielen wollte, ſchlug er alles in Grund und Boden, ſo daß“ — „O mein Gott,“ riefen beide, die Baronin und Fraͤulein Adelheid, „ſo daß,“ fuhr der Alte fort, „es mit ſchweren Koſten nach R — geſchafft und dort reparirt wer¬ den mußte.“ „Iſt es denn nun wieder hier,“ frug Fraͤulein Adelheid ungeduldig. „Ei freilich, gnaͤdiges Fraͤulein! und die Frau Wirthſchaftsinſpec¬ torin wird es ſich zur Ehre rechnen“ — In dieſem Au¬ genblick ſtreifte der Baron voruͤber, er ſah ſich wie befremdet nach unſerer Gruppe um und fluͤſterte ſpoͤttiſch laͤchelnd der Baronin zu: „muß Franz wie¬ der guten Rath ertheilen?“ Die Baronin ſchlug er¬ roͤthend die Augen nieder, und der alte Franz ſtand erſchrocken abbrechend, den Kopf gerade gerichtet,

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/126>, abgerufen am 23.11.2024.