gescheuter Gedanke. -- Ich kehrte um und gerade zu ein, in den leuchtenden Spiegelladen des dem öden Hause nachbarlichen Conditors. -- Mit küh¬ lendem Athem den heißen Schaum von der Choko¬ lade wegblasend, fing ich leicht hingeworfen an: In der That, Sie haben da nebenbei ihre Anstalt sehr schön erweitert. -- Der Conditor warf noch schnell ein paar bunte Bonbons in die Viertel-Tüte, und diese dem lieblichen Mädchen, das darnach ver¬ langt, hinreichend, lehnte er sich mit aufgestemmtem Arm weit über den Ladentisch herüber und schaute mich mit solch' lächelnd fragendem Blick an, als habe er mich gar nicht verstanden. Ich wieder¬ holte, daß er sehr zweckmäßig in dem benachbarten Hause seine Bäckerei angelegt, wiewohl das da¬ durch verödete Gebäude in der lebendigen Reihe der übrigen düster und traurig absteche. "Ei mein Herr!" fing nun der Conditor an, "wer hat Ih¬ nen denn gesagt, daß das Haus nebenan uns ge¬ hört? -- Leider blieb jeder Versuch es zu acquiri¬ ren vergebens, und am Ende mag es auch gut seyn,
geſcheuter Gedanke. — Ich kehrte um und gerade zu ein, in den leuchtenden Spiegelladen des dem oͤden Hauſe nachbarlichen Conditors. — Mit kuͤh¬ lendem Athem den heißen Schaum von der Choko¬ lade wegblaſend, fing ich leicht hingeworfen an: In der That, Sie haben da nebenbei ihre Anſtalt ſehr ſchoͤn erweitert. — Der Conditor warf noch ſchnell ein paar bunte Bonbons in die Viertel-Tuͤte, und dieſe dem lieblichen Maͤdchen, das darnach ver¬ langt, hinreichend, lehnte er ſich mit aufgeſtemmtem Arm weit uͤber den Ladentiſch heruͤber und ſchaute mich mit ſolch' laͤchelnd fragendem Blick an, als habe er mich gar nicht verſtanden. Ich wieder¬ holte, daß er ſehr zweckmaͤßig in dem benachbarten Hauſe ſeine Baͤckerei angelegt, wiewohl das da¬ durch veroͤdete Gebaͤude in der lebendigen Reihe der uͤbrigen duͤſter und traurig abſteche. „Ei mein Herr!“ fing nun der Conditor an, „wer hat Ih¬ nen denn geſagt, daß das Haus nebenan uns ge¬ hoͤrt? — Leider blieb jeder Verſuch es zu acquiri¬ ren vergebens, und am Ende mag es auch gut ſeyn,
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geſcheuter Gedanke. — Ich kehrte um und gerade
zu ein, in den leuchtenden Spiegelladen des dem
oͤden Hauſe nachbarlichen Conditors. — Mit kuͤh¬
lendem Athem den heißen Schaum von der Choko¬
lade wegblaſend, fing ich leicht hingeworfen an:
In der That, Sie haben da nebenbei ihre Anſtalt
ſehr ſchoͤn erweitert. — Der Conditor warf noch
ſchnell ein paar bunte Bonbons in die Viertel-Tuͤte,
und dieſe dem lieblichen Maͤdchen, das darnach ver¬
langt, hinreichend, lehnte er ſich mit aufgeſtemmtem
Arm weit uͤber den Ladentiſch heruͤber und ſchaute
mich mit ſolch' laͤchelnd fragendem Blick an, als
habe er mich gar nicht verſtanden. Ich wieder¬
holte, daß er ſehr zweckmaͤßig in dem benachbarten
Hauſe ſeine Baͤckerei angelegt, wiewohl das da¬
durch veroͤdete Gebaͤude in der lebendigen Reihe der
uͤbrigen duͤſter und traurig abſteche. „Ei mein
Herr!“ fing nun der Conditor an, „wer hat Ih¬
nen denn geſagt, daß das Haus nebenan uns ge¬
hoͤrt? — Leider blieb jeder Verſuch es zu acquiri¬
ren vergebens, und am Ende mag es auch gut ſeyn,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/23>, abgerufen am 23.11.2024.
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