denn mit dem Hause nebenan hat es eine eigne Bewandtniß." -- Ihr, meine treuen Freunde, könnt wohl denken, wie mich des Conditors Ant¬ wort spannte, und wie sehr ich ihn bat, mir mehr von dem Hause zu sagen. "Ja, mein Herr!" sprach er, "recht sonderliches weiß ich selbst nicht davon, so viel ist aber gewiß, daß das Haus der Gräfin von S. gehört, die auf ihren Gütern lebt und seit vielen Jahren nicht in ***n gewesen ist. Als noch keins der Prachtgebäude existirte, die jetzt unsere Straße zieren, stand dies Haus, wie man mir erzählt hat, schon in seiner jetzigen Gestalt da, und seit der Zeit wurd' es nur gerade vor dem gänz¬ lichen Verfall gesichert. Nur zwei lebendige Wesen hausen darin, ein steinalter menschenfeindlicher Hausverwalter und ein grämlicher lebenssatter Hund, der zuweilen auf dem Hinterhofe den Mond anheult. Nach der allgemeinen Sage soll es in dem öden Gebäude häßlich spuken, und in der That, mein Bruder (der Besitzer des Ladens) und ich, wir beide haben in der Stille der Nacht, vorzüglich
zur
denn mit dem Hauſe nebenan hat es eine eigne Bewandtniß.“ — Ihr, meine treuen Freunde, koͤnnt wohl denken, wie mich des Conditors Ant¬ wort ſpannte, und wie ſehr ich ihn bat, mir mehr von dem Hauſe zu ſagen. „Ja, mein Herr!“ ſprach er, „recht ſonderliches weiß ich ſelbſt nicht davon, ſo viel iſt aber gewiß, daß das Haus der Graͤfin von S. gehoͤrt, die auf ihren Guͤtern lebt und ſeit vielen Jahren nicht in ***n geweſen iſt. Als noch keins der Prachtgebaͤude exiſtirte, die jetzt unſere Straße zieren, ſtand dies Haus, wie man mir erzaͤhlt hat, ſchon in ſeiner jetzigen Geſtalt da, und ſeit der Zeit wurd' es nur gerade vor dem gaͤnz¬ lichen Verfall geſichert. Nur zwei lebendige Weſen hauſen darin, ein ſteinalter menſchenfeindlicher Hausverwalter und ein graͤmlicher lebensſatter Hund, der zuweilen auf dem Hinterhofe den Mond anheult. Nach der allgemeinen Sage ſoll es in dem oͤden Gebaͤude haͤßlich ſpuken, und in der That, mein Bruder (der Beſitzer des Ladens) und ich, wir beide haben in der Stille der Nacht, vorzuͤglich
zur
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0024"n="16"/>
denn mit dem Hauſe nebenan hat es eine eigne<lb/>
Bewandtniß.“— Ihr, meine treuen Freunde,<lb/>
koͤnnt wohl denken, wie mich des Conditors Ant¬<lb/>
wort ſpannte, und wie ſehr ich ihn bat, mir mehr<lb/>
von dem Hauſe zu ſagen. „Ja, mein Herr!“<lb/>ſprach er, „recht ſonderliches weiß ich ſelbſt nicht<lb/>
davon, ſo viel iſt aber gewiß, daß das Haus der<lb/>
Graͤfin von S. gehoͤrt, die auf ihren Guͤtern lebt<lb/>
und ſeit vielen Jahren nicht in ***n geweſen iſt.<lb/>
Als noch keins der Prachtgebaͤude exiſtirte, die jetzt<lb/>
unſere Straße zieren, ſtand dies Haus, wie man<lb/>
mir erzaͤhlt hat, ſchon in ſeiner jetzigen Geſtalt da,<lb/>
und ſeit der Zeit wurd' es nur gerade vor dem gaͤnz¬<lb/>
lichen Verfall geſichert. Nur zwei lebendige Weſen<lb/>
hauſen darin, ein ſteinalter menſchenfeindlicher<lb/>
Hausverwalter und ein graͤmlicher lebensſatter<lb/>
Hund, der zuweilen auf dem Hinterhofe den Mond<lb/>
anheult. Nach der allgemeinen Sage ſoll es in<lb/>
dem oͤden Gebaͤude haͤßlich ſpuken, und in der That,<lb/>
mein Bruder (der Beſitzer des Ladens) und ich, wir<lb/>
beide haben in der Stille der Nacht, vorzuͤglich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zur<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[16/0024]
denn mit dem Hauſe nebenan hat es eine eigne
Bewandtniß.“ — Ihr, meine treuen Freunde,
koͤnnt wohl denken, wie mich des Conditors Ant¬
wort ſpannte, und wie ſehr ich ihn bat, mir mehr
von dem Hauſe zu ſagen. „Ja, mein Herr!“
ſprach er, „recht ſonderliches weiß ich ſelbſt nicht
davon, ſo viel iſt aber gewiß, daß das Haus der
Graͤfin von S. gehoͤrt, die auf ihren Guͤtern lebt
und ſeit vielen Jahren nicht in ***n geweſen iſt.
Als noch keins der Prachtgebaͤude exiſtirte, die jetzt
unſere Straße zieren, ſtand dies Haus, wie man
mir erzaͤhlt hat, ſchon in ſeiner jetzigen Geſtalt da,
und ſeit der Zeit wurd' es nur gerade vor dem gaͤnz¬
lichen Verfall geſichert. Nur zwei lebendige Weſen
hauſen darin, ein ſteinalter menſchenfeindlicher
Hausverwalter und ein graͤmlicher lebensſatter
Hund, der zuweilen auf dem Hinterhofe den Mond
anheult. Nach der allgemeinen Sage ſoll es in
dem oͤden Gebaͤude haͤßlich ſpuken, und in der That,
mein Bruder (der Beſitzer des Ladens) und ich, wir
beide haben in der Stille der Nacht, vorzuͤglich
zur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/24>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.