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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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vorgezogen. Die Straße war noch völlig menschen¬
leer, ich trat dicht an die Fenster des Erdgeschosses
und horchte und horchte, aber kein Laut ließ sich
hören, still blieb es wie im tiefen Grabe. -- Der
Tag kam herauf, das Gewerbe rührte sich, ich
mußte fort. Was soll ich Euch damit ermüden,
wie ich viele Tage hindurch das Haus zu jeder Zeit
umschlich, ohne auch nur das mindeste zu entdecken,
wie alle Erkundigung, alles Forschen zu keiner be¬
stimmten Notiz führte, und wie endlich das schöne
Bild meiner Vision zu verblassen begann. -- End¬
lich, als ich einst am späten Abend von einem Spa¬
ziergange heimkehrend bey dem öden Hause heran¬
gekommen, bemerkte ich, daß das Thor halb geöff¬
net war; ich schritt heran, der Kaffeebraune guckte
heraus. Mein Entschluß war gefaßt. "Wohnt
nicht der Geheime Finanzrath Binder hier in die¬
sem Hause?" So frug ich den Alten, indem ich
ihn beinahe zurückdrängend in den, von einer Lam¬
pe matt erleuchteten Vorsaal trat. Der Alte blickte
mich an mit seinem stehenden Lächeln und sprach

vorgezogen. Die Straße war noch voͤllig menſchen¬
leer, ich trat dicht an die Fenſter des Erdgeſchoſſes
und horchte und horchte, aber kein Laut ließ ſich
hoͤren, ſtill blieb es wie im tiefen Grabe. — Der
Tag kam herauf, das Gewerbe ruͤhrte ſich, ich
mußte fort. Was ſoll ich Euch damit ermuͤden,
wie ich viele Tage hindurch das Haus zu jeder Zeit
umſchlich, ohne auch nur das mindeſte zu entdecken,
wie alle Erkundigung, alles Forſchen zu keiner be¬
ſtimmten Notiz fuͤhrte, und wie endlich das ſchoͤne
Bild meiner Viſion zu verblaſſen begann. — End¬
lich, als ich einſt am ſpaͤten Abend von einem Spa¬
ziergange heimkehrend bey dem oͤden Hauſe heran¬
gekommen, bemerkte ich, daß das Thor halb geoͤff¬
net war; ich ſchritt heran, der Kaffeebraune guckte
heraus. Mein Entſchluß war gefaßt. „Wohnt
nicht der Geheime Finanzrath Binder hier in die¬
ſem Hauſe?“ So frug ich den Alten, indem ich
ihn beinahe zuruͤckdraͤngend in den, von einer Lam¬
pe matt erleuchteten Vorſaal trat. Der Alte blickte
mich an mit ſeinem ſtehenden Laͤcheln und ſprach

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[27/0035] vorgezogen. Die Straße war noch voͤllig menſchen¬ leer, ich trat dicht an die Fenſter des Erdgeſchoſſes und horchte und horchte, aber kein Laut ließ ſich hoͤren, ſtill blieb es wie im tiefen Grabe. — Der Tag kam herauf, das Gewerbe ruͤhrte ſich, ich mußte fort. Was ſoll ich Euch damit ermuͤden, wie ich viele Tage hindurch das Haus zu jeder Zeit umſchlich, ohne auch nur das mindeſte zu entdecken, wie alle Erkundigung, alles Forſchen zu keiner be¬ ſtimmten Notiz fuͤhrte, und wie endlich das ſchoͤne Bild meiner Viſion zu verblaſſen begann. — End¬ lich, als ich einſt am ſpaͤten Abend von einem Spa¬ ziergange heimkehrend bey dem oͤden Hauſe heran¬ gekommen, bemerkte ich, daß das Thor halb geoͤff¬ net war; ich ſchritt heran, der Kaffeebraune guckte heraus. Mein Entſchluß war gefaßt. „Wohnt nicht der Geheime Finanzrath Binder hier in die¬ ſem Hauſe?“ So frug ich den Alten, indem ich ihn beinahe zuruͤckdraͤngend in den, von einer Lam¬ pe matt erleuchteten Vorſaal trat. Der Alte blickte mich an mit ſeinem ſtehenden Laͤcheln und ſprach

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/35>, abgerufen am 21.11.2024.