Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

leise und gezogen: "Nein, der wohnt nicht hier,
hat niemahls hier gewohnt, wird niemahls hier
wohnen, wohnt auch in der ganzen Allee nicht. --
Aber die Leute sagen, es spuke hier in diesem Hause,
jedoch kann ich versichern, daß es nicht wahr ist,
es ist ein ruhiges, hübsches Haus, und morgen
zieht die gnädige Gräfin von S. ein und -- Gute
Nacht, mein lieber Herr!" -- Damit manövrirte
mich der Alte zum Hause hinaus, und verschloß
hinter mir das Thor. Ich vernahm, wie er keu¬
chend und hustend mit dem klirrenden Schlüssel¬
bunde über den Flur wegscharrte und dann Stufen,
wie mir vorkam, herab stieg. Ich hatte in der
kurzen Zeit so viel bemerkt, daß der Flur mit alten
bunten Tapeten behängt, und wie ein Saal mit
großen, mit rothem Damast beschlagenen Lehnses¬
seln möblirt war, welches denn doch ganz verwun¬
derlich aussah.

Nun gingen, wie geweckt, durch mein Eindrin¬
gen in das geheimnißvolle Haus, die Abenteuer
auf! -- Denkt Euch, denkt Euch, so wie ich den

leiſe und gezogen: „Nein, der wohnt nicht hier,
hat niemahls hier gewohnt, wird niemahls hier
wohnen, wohnt auch in der ganzen Allee nicht. —
Aber die Leute ſagen, es ſpuke hier in dieſem Hauſe,
jedoch kann ich verſichern, daß es nicht wahr iſt,
es iſt ein ruhiges, huͤbſches Haus, und morgen
zieht die gnaͤdige Graͤfin von S. ein und — Gute
Nacht, mein lieber Herr!“ — Damit manoͤvrirte
mich der Alte zum Hauſe hinaus, und verſchloß
hinter mir das Thor. Ich vernahm, wie er keu¬
chend und huſtend mit dem klirrenden Schluͤſſel¬
bunde uͤber den Flur wegſcharrte und dann Stufen,
wie mir vorkam, herab ſtieg. Ich hatte in der
kurzen Zeit ſo viel bemerkt, daß der Flur mit alten
bunten Tapeten behaͤngt, und wie ein Saal mit
großen, mit rothem Damaſt beſchlagenen Lehnſeſ¬
ſeln moͤblirt war, welches denn doch ganz verwun¬
derlich ausſah.

Nun gingen, wie geweckt, durch mein Eindrin¬
gen in das geheimnißvolle Haus, die Abenteuer
auf! — Denkt Euch, denkt Euch, ſo wie ich den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0036" n="28"/>
lei&#x017F;e und gezogen: &#x201E;Nein, <hi rendition="#g">der</hi> wohnt nicht hier,<lb/>
hat niemahls hier gewohnt, wird niemahls hier<lb/>
wohnen, wohnt auch in der ganzen Allee nicht. &#x2014;<lb/>
Aber die Leute &#x017F;agen, es &#x017F;puke hier in die&#x017F;em Hau&#x017F;e,<lb/>
jedoch kann ich ver&#x017F;ichern, daß es nicht wahr i&#x017F;t,<lb/>
es i&#x017F;t ein ruhiges, hu&#x0364;b&#x017F;ches Haus, und morgen<lb/>
zieht die gna&#x0364;dige Gra&#x0364;fin von S. ein und &#x2014; Gute<lb/>
Nacht, mein lieber Herr!&#x201C; &#x2014; Damit mano&#x0364;vrirte<lb/>
mich der Alte zum Hau&#x017F;e hinaus, und ver&#x017F;chloß<lb/>
hinter mir das Thor. Ich vernahm, wie er keu¬<lb/>
chend und hu&#x017F;tend mit dem klirrenden Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el¬<lb/>
bunde u&#x0364;ber den Flur weg&#x017F;charrte und dann Stufen,<lb/>
wie mir vorkam, <hi rendition="#g">herab</hi> &#x017F;tieg. Ich hatte in der<lb/>
kurzen Zeit &#x017F;o viel bemerkt, daß der Flur mit alten<lb/>
bunten Tapeten beha&#x0364;ngt, und wie ein Saal mit<lb/>
großen, mit rothem Dama&#x017F;t be&#x017F;chlagenen Lehn&#x017F;e&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;eln mo&#x0364;blirt war, welches denn doch ganz verwun¬<lb/>
derlich aus&#x017F;ah.</p><lb/>
        <p>Nun gingen, wie geweckt, durch mein Eindrin¬<lb/>
gen in das geheimnißvolle Haus, die Abenteuer<lb/>
auf! &#x2014; Denkt Euch, denkt Euch, &#x017F;o wie ich den<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0036] leiſe und gezogen: „Nein, der wohnt nicht hier, hat niemahls hier gewohnt, wird niemahls hier wohnen, wohnt auch in der ganzen Allee nicht. — Aber die Leute ſagen, es ſpuke hier in dieſem Hauſe, jedoch kann ich verſichern, daß es nicht wahr iſt, es iſt ein ruhiges, huͤbſches Haus, und morgen zieht die gnaͤdige Graͤfin von S. ein und — Gute Nacht, mein lieber Herr!“ — Damit manoͤvrirte mich der Alte zum Hauſe hinaus, und verſchloß hinter mir das Thor. Ich vernahm, wie er keu¬ chend und huſtend mit dem klirrenden Schluͤſſel¬ bunde uͤber den Flur wegſcharrte und dann Stufen, wie mir vorkam, herab ſtieg. Ich hatte in der kurzen Zeit ſo viel bemerkt, daß der Flur mit alten bunten Tapeten behaͤngt, und wie ein Saal mit großen, mit rothem Damaſt beſchlagenen Lehnſeſ¬ ſeln moͤblirt war, welches denn doch ganz verwun¬ derlich ausſah. Nun gingen, wie geweckt, durch mein Eindrin¬ gen in das geheimnißvolle Haus, die Abenteuer auf! — Denkt Euch, denkt Euch, ſo wie ich den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/36
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/36>, abgerufen am 21.11.2024.