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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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den Armen umschlingend, todt nieder! -- Ich sah
den Kalender nach, in dem ich des Obristen Tod
angemerkt hatte und fand, daß Antonia's Todes¬
stunde auch die seinige gewesen." -- Ich hörte nicht
mehr, was der Mann noch seiner Geschichte hinzu¬
setzte; denn in dem Entsetzen, das mich ergriffen,
als ich in des italienischen Obristen Zustand den
meinigen erkannte, ging mit wüthendem Schmerz
eine solche wahnsinnige Sehnsucht nach dem unbe¬
kannten Bilde auf, daß ich davon überwältigt auf¬
springen und hineilen mußte nach dem verhängni߬
vollen Hause. Es war mir in der Ferne, als säh'
ich Lichter blitzen, durch die festverschlossenen Jalousien,
aber der Schein verschwand, als ich näher kam.
Rasend vor dürstendem Liebesverlangen stürzte ich
auf die Thür; sie wich meinem Druck, ich stand
auf dem matterleuchteten Hausflur, von einer
dumpfen, schwülen Luft umfangen. Das Herz
pochte mir vor seltsamer Angst und Ungeduld, da
ging ein langer, schneidender, aus weiblicher Kehle
strömender Ton durch das Haus, und ich weiß

den Armen umſchlingend, todt nieder! — Ich ſah
den Kalender nach, in dem ich des Obriſten Tod
angemerkt hatte und fand, daß Antonia's Todes¬
ſtunde auch die ſeinige geweſen.“ — Ich hoͤrte nicht
mehr, was der Mann noch ſeiner Geſchichte hinzu¬
ſetzte; denn in dem Entſetzen, das mich ergriffen,
als ich in des italieniſchen Obriſten Zuſtand den
meinigen erkannte, ging mit wuͤthendem Schmerz
eine ſolche wahnſinnige Sehnſucht nach dem unbe¬
kannten Bilde auf, daß ich davon uͤberwaͤltigt auf¬
ſpringen und hineilen mußte nach dem verhaͤngni߬
vollen Hauſe. Es war mir in der Ferne, als ſaͤh'
ich Lichter blitzen, durch die feſtverſchloſſenen Jalouſien,
aber der Schein verſchwand, als ich naͤher kam.
Raſend vor duͤrſtendem Liebesverlangen ſtuͤrzte ich
auf die Thuͤr; ſie wich meinem Druck, ich ſtand
auf dem matterleuchteten Hausflur, von einer
dumpfen, ſchwuͤlen Luft umfangen. Das Herz
pochte mir vor ſeltſamer Angſt und Ungeduld, da
ging ein langer, ſchneidender, aus weiblicher Kehle
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[53/0061] den Armen umſchlingend, todt nieder! — Ich ſah den Kalender nach, in dem ich des Obriſten Tod angemerkt hatte und fand, daß Antonia's Todes¬ ſtunde auch die ſeinige geweſen.“ — Ich hoͤrte nicht mehr, was der Mann noch ſeiner Geſchichte hinzu¬ ſetzte; denn in dem Entſetzen, das mich ergriffen, als ich in des italieniſchen Obriſten Zuſtand den meinigen erkannte, ging mit wuͤthendem Schmerz eine ſolche wahnſinnige Sehnſucht nach dem unbe¬ kannten Bilde auf, daß ich davon uͤberwaͤltigt auf¬ ſpringen und hineilen mußte nach dem verhaͤngni߬ vollen Hauſe. Es war mir in der Ferne, als ſaͤh' ich Lichter blitzen, durch die feſtverſchloſſenen Jalouſien, aber der Schein verſchwand, als ich naͤher kam. Raſend vor duͤrſtendem Liebesverlangen ſtuͤrzte ich auf die Thuͤr; ſie wich meinem Druck, ich ſtand auf dem matterleuchteten Hausflur, von einer dumpfen, ſchwuͤlen Luft umfangen. Das Herz pochte mir vor ſeltſamer Angſt und Ungeduld, da ging ein langer, ſchneidender, aus weiblicher Kehle ſtroͤmender Ton durch das Haus, und ich weiß

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/61>, abgerufen am 21.11.2024.