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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Verliebte Gedichte.
Psyche.
Auff! auff! wir müssen fort/ es rauscht dort bey den bächen/
Wer weiß/ was jener baum für einen schleicher hegt?
Thyrsis.
Die fichten wollen sich von unsrer lust besprechen/
Weil sie der kühle west durch seine macht bewegt.
Psyche.
Ich muß nun wieder hin zu unsern schatten eilen/
Die Phillis rufft mich selbst/ leb wohl/ o meine zier!
Thyrsis.
Dieweil du denn allhier nicht länger kanst verweilen/
So nimm vor diesesmahl den letzten kuß von mir.
Psyche.
Ich muß dem leibe nach dir itzt zwar abschied geben/
Doch mein verliebter geist wird allzeit bey dir seyn.
Thyrsis.
Leb wohl/ und liebe wohl/ und leide wohl/ mein leben!
Und dencke: Treue lieb ist nimmer ohne pein.

1.
IHr augen fließt! beweint den nahen tod/
Fließt/ weil noch eure thränen währen/
Und sparet nicht in meiner letzten noth
Die letzten tropffen heisser zähren.
Ihr augen fließt! das über grosse weh
Erfodert eine thränen-see.
2.
Mein krancker geist/ der schmertzlich jenesmahl
Den grimmen liebes-pfeil empfunden/
Der stirbt anitzt in unerhörter qvaal/
Erleget durch des todes-wunden.
Ihr augen fließt! das übergrosse weh
Erfodert eine thränen-see.
3. Eh
F
Verliebte Gedichte.
Pſyche.
Auff! auff! wir muͤſſen fort/ es rauſcht dort bey den baͤchen/
Wer weiß/ was jener baum fuͤr einen ſchleicher hegt?
Thyrſis.
Die fichten wollen ſich von unſrer luſt beſprechen/
Weil ſie der kuͤhle weſt durch ſeine macht bewegt.
Pſyche.
Ich muß nun wieder hin zu unſern ſchatten eilen/
Die Phillis rufft mich ſelbſt/ leb wohl/ o meine zier!
Thyrſis.
Dieweil du denn allhier nicht laͤnger kanſt verweilen/
So nimm vor dieſesmahl den letzten kuß von mir.
Pſyche.
Ich muß dem leibe nach dir itzt zwar abſchied geben/
Doch mein verliebter geiſt wird allzeit bey dir ſeyn.
Thyrſis.
Leb wohl/ und liebe wohl/ und leide wohl/ mein leben!
Und dencke: Treue lieb iſt nimmer ohne pein.

1.
IHr augen fließt! beweint den nahen tod/
Fließt/ weil noch eure thraͤnen waͤhren/
Und ſparet nicht in meiner letzten noth
Die letzten tropffen heiſſer zaͤhren.
Ihr augen fließt! das uͤber groſſe weh
Erfodert eine thraͤnen-ſee.
2.
Mein krancker geiſt/ der ſchmertzlich jenesmahl
Den grimmen liebes-pfeil empfunden/
Der ſtirbt anitzt in unerhoͤrter qvaal/
Erleget durch des todes-wunden.
Ihr augen fließt! das uͤbergroſſe weh
Erfodert eine thraͤnen-ſee.
3. Eh
F
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[81/0125] Verliebte Gedichte. Pſyche. Auff! auff! wir muͤſſen fort/ es rauſcht dort bey den baͤchen/ Wer weiß/ was jener baum fuͤr einen ſchleicher hegt? Thyrſis. Die fichten wollen ſich von unſrer luſt beſprechen/ Weil ſie der kuͤhle weſt durch ſeine macht bewegt. Pſyche. Ich muß nun wieder hin zu unſern ſchatten eilen/ Die Phillis rufft mich ſelbſt/ leb wohl/ o meine zier! Thyrſis. Dieweil du denn allhier nicht laͤnger kanſt verweilen/ So nimm vor dieſesmahl den letzten kuß von mir. Pſyche. Ich muß dem leibe nach dir itzt zwar abſchied geben/ Doch mein verliebter geiſt wird allzeit bey dir ſeyn. Thyrſis. Leb wohl/ und liebe wohl/ und leide wohl/ mein leben! Und dencke: Treue lieb iſt nimmer ohne pein. 1. IHr augen fließt! beweint den nahen tod/ Fließt/ weil noch eure thraͤnen waͤhren/ Und ſparet nicht in meiner letzten noth Die letzten tropffen heiſſer zaͤhren. Ihr augen fließt! das uͤber groſſe weh Erfodert eine thraͤnen-ſee. 2. Mein krancker geiſt/ der ſchmertzlich jenesmahl Den grimmen liebes-pfeil empfunden/ Der ſtirbt anitzt in unerhoͤrter qvaal/ Erleget durch des todes-wunden. Ihr augen fließt! das uͤbergroſſe weh Erfodert eine thraͤnen-ſee. 3. Eh F

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/125>, abgerufen am 21.11.2024.