Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.
Nachdem der hoffart nun der bogen auch zerbrach/ Trat die verschwendung auff/ den fehler zu ersetzen. Was brauchstu/ sagte sie/ der stoltzen ungemach/ Die wie die blasen sich am winde nur ergetzen? Der ist der gröste fürst/ der viel bezahlen kan. Denn gold und reichthum sind der ehren käyser-kronen/ Wo diese Götter nicht in einem hause wohnen/ Da schreibt die gantze welt verachte tittel an. Drüm zeige/ wer du bist/ im speisen und im kleiden: Denn sterne muß der glantz/ die menschen silber scheiden; So artig wissen uns die laster ihren gifft Gleichwie ein panther-thier den rachen zu verdecken; GOtt aber und sein geist beweisen aus der schrifft/ Daß tod und schlangen auch in paradiesen stecken. Zwar schätze könten ja wie feuer nutzbar seyn: Nur aber/ wo sie knecht/ nicht/ wo sie herren würden. Denn hirten schlieffen eh bey dürren schäfer-hürden/ Als ein verschwendisch hertz bey tausend kronen ein. Und wenn sich Lazarus auff rosen liesse wiegen/ Säh man den reichen mann erst unter dornen liegen. Hier strich die selige den dampff der eitelkeit/ So wie der morgen uns den schlummer aus den augen; Was buhlt man (sagte sie) doch gütern dieser zeit/ Wenn wir aus gelde gifft/ aus perlen armuth saugen? Bezaubert durch den glantz/ ihr schätze/ wen ihr wollt; Speist den Empedocles mit ochsen von gewürtzen; Last einen Nero sich in milch und balsam stürtzen/ Es ist doch bettelwerck um menschen und um gold: Denn beyde kommen nur von einem klumpen erden/ Und beyde müssen auch zu staub und aschen werden. Wie der Chameleon/ wenn er vor eyfer bebt/ Und durch den speichel hat die schlangen überwunden/ Alsdenn der augen licht zur sonnen auffwärts hebt/ Ob hätt er seine krafft in dieser glut gefunden; So
Nachdem der hoffart nun der bogen auch zerbrach/ Trat die verſchwendung auff/ den fehler zu erſetzen. Was brauchſtu/ ſagte ſie/ der ſtoltzen ungemach/ Die wie die blaſen ſich am winde nur ergetzen? Der iſt der groͤſte fuͤrſt/ der viel bezahlen kan. Denn gold und reichthum ſind der ehren kaͤyſer-kronen/ Wo dieſe Goͤtter nicht in einem hauſe wohnen/ Da ſchreibt die gantze welt verachte tittel an. Druͤm zeige/ wer du biſt/ im ſpeiſen und im kleiden: Denn ſterne muß der glantz/ die menſchen ſilber ſcheiden; So artig wiſſen uns die laſter ihren gifft Gleichwie ein panther-thier den rachen zu verdecken; GOtt aber und ſein geiſt beweiſen aus der ſchrifft/ Daß tod und ſchlangen auch in paradieſen ſtecken. Zwar ſchaͤtze koͤnten ja wie feuer nutzbar ſeyn: Nur aber/ wo ſie knecht/ nicht/ wo ſie herren wuͤrden. Denn hirten ſchlieffen eh bey duͤrren ſchaͤfer-huͤrden/ Als ein verſchwendiſch hertz bey tauſend kronen ein. Und wenn ſich Lazarus auff roſen lieſſe wiegen/ Saͤh man den reichen mann erſt unter dornen liegen. Hier ſtrich die ſelige den dampff der eitelkeit/ So wie der morgen uns den ſchlummer aus den augen; Was buhlt man (ſagte ſie) doch guͤtern dieſer zeit/ Wenn wir aus gelde gifft/ aus perlen armuth ſaugen? Bezaubert durch den glantz/ ihr ſchaͤtze/ wen ihr wollt; Speiſt den Empedocles mit ochſen von gewuͤrtzen; Laſt einen Nero ſich in milch und balſam ſtuͤrtzen/ Es iſt doch bettelwerck um menſchen und um gold: Denn beyde kommen nur von einem klumpen erden/ Und beyde muͤſſen auch zu ſtaub und aſchen werden. Wie der Chameleon/ wenn er vor eyfer bebt/ Und durch den ſpeichel hat die ſchlangen uͤberwunden/ Alsdenn der augen licht zur ſonnen auffwaͤrts hebt/ Ob haͤtt er ſeine krafft in dieſer glut gefunden; So
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Begraͤbniß-Gedichte.
Geluͤck und ehre ſind auff erden kinder-art:
Sie geben gerne viel und nehmen gerne wieder:
Der anfang ihrer luſt ſind halleluja-lieder;
Das amen aber iſt mit weh und ach gepaart:
Denn eh die wind ein rad/ wir eine hand/ umtreiben/
Kan GOtt auff ihre luſt ſchon Mene/ Tekel/ ſchreiben.
Nachdem der hoffart nun der bogen auch zerbrach/
Trat die verſchwendung auff/ den fehler zu erſetzen.
Was brauchſtu/ ſagte ſie/ der ſtoltzen ungemach/
Die wie die blaſen ſich am winde nur ergetzen?
Der iſt der groͤſte fuͤrſt/ der viel bezahlen kan.
Denn gold und reichthum ſind der ehren kaͤyſer-kronen/
Wo dieſe Goͤtter nicht in einem hauſe wohnen/
Da ſchreibt die gantze welt verachte tittel an.
Druͤm zeige/ wer du biſt/ im ſpeiſen und im kleiden:
Denn ſterne muß der glantz/ die menſchen ſilber ſcheiden;
So artig wiſſen uns die laſter ihren gifft
Gleichwie ein panther-thier den rachen zu verdecken;
GOtt aber und ſein geiſt beweiſen aus der ſchrifft/
Daß tod und ſchlangen auch in paradieſen ſtecken.
Zwar ſchaͤtze koͤnten ja wie feuer nutzbar ſeyn:
Nur aber/ wo ſie knecht/ nicht/ wo ſie herren wuͤrden.
Denn hirten ſchlieffen eh bey duͤrren ſchaͤfer-huͤrden/
Als ein verſchwendiſch hertz bey tauſend kronen ein.
Und wenn ſich Lazarus auff roſen lieſſe wiegen/
Saͤh man den reichen mann erſt unter dornen liegen.
Hier ſtrich die ſelige den dampff der eitelkeit/
So wie der morgen uns den ſchlummer aus den augen;
Was buhlt man (ſagte ſie) doch guͤtern dieſer zeit/
Wenn wir aus gelde gifft/ aus perlen armuth ſaugen?
Bezaubert durch den glantz/ ihr ſchaͤtze/ wen ihr wollt;
Speiſt den Empedocles mit ochſen von gewuͤrtzen;
Laſt einen Nero ſich in milch und balſam ſtuͤrtzen/
Es iſt doch bettelwerck um menſchen und um gold:
Denn beyde kommen nur von einem klumpen erden/
Und beyde muͤſſen auch zu ſtaub und aſchen werden.
Wie der Chameleon/ wenn er vor eyfer bebt/
Und durch den ſpeichel hat die ſchlangen uͤberwunden/
Alsdenn der augen licht zur ſonnen auffwaͤrts hebt/
Ob haͤtt er ſeine krafft in dieſer glut gefunden;
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