Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte Arien.
Die klugen/ die befehlen/
Und wollen stets erwehlen/
Was man beginnen soll:
Die tumme bleibt geschossen/
Und macht mit ihren possen
Das gantze zimmer voll.
Die reichen sind nur prahler/
Und schliessen ihre thaler
In schwere kasten ein:
Bey armen kans nicht fehlen/
Sie müssen manches stehlen/
Und männern untreu seyn.
Die dicken seyn beschwerlich/
Und zur geburt gefährlich:
Drum mag ich auch nicht dran.
Die armen wären besser/
Nur daß man solche fresser
Nicht wohl ernehren kan.
Die fromme muß auff erden
Der mägde närrin werden/
Und bringet nur beschwer.
Die bösen sind der teuffel/
Und kommen ohne zweiffel
Von seiner mutter her.
Doch hänget manchem weibe
Gleich nichts an ihrem leibe
Von diesen fehlern an/
So hat sie doch die tugend/
Daß sie bey ihrer jugend
Nicht viel verschweigen kan.
Drum wer die narren-plagen/
Bey seinen jungen tagen
Nicht bald erfahren will/
Der meide nur zwey sachen/
Die alles traurig machen:
Ein weib und karten-spiel.
An
A a 2
Verliebte Arien.
Die klugen/ die befehlen/
Und wollen ſtets erwehlen/
Was man beginnen ſoll:
Die tumme bleibt geſchoſſen/
Und macht mit ihren poſſen
Das gantze zimmer voll.
Die reichen ſind nur prahler/
Und ſchlieſſen ihre thaler
In ſchwere kaſten ein:
Bey armen kans nicht fehlen/
Sie muͤſſen manches ſtehlen/
Und maͤnnern untreu ſeyn.
Die dicken ſeyn beſchwerlich/
Und zur geburt gefaͤhrlich:
Drum mag ich auch nicht dran.
Die armen waͤren beſſer/
Nur daß man ſolche freſſer
Nicht wohl ernehren kan.
Die fromme muß auff erden
Der maͤgde naͤrrin werden/
Und bringet nur beſchwer.
Die boͤſen ſind der teuffel/
Und kommen ohne zweiffel
Von ſeiner mutter her.
Doch haͤnget manchem weibe
Gleich nichts an ihrem leibe
Von dieſen fehlern an/
So hat ſie doch die tugend/
Daß ſie bey ihrer jugend
Nicht viel verſchweigen kan.
Drum wer die narren-plagen/
Bey ſeinen jungen tagen
Nicht bald erfahren will/
Der meide nur zwey ſachen/
Die alles traurig machen:
Ein weib und karten-ſpiel.
An
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0415" n="371"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Verliebte Arien.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Die klugen/ die befehlen/</l><lb/>
            <l>Und wollen &#x017F;tets erwehlen/</l><lb/>
            <l>Was man beginnen &#x017F;oll:</l><lb/>
            <l>Die tumme bleibt ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Und macht mit ihren po&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Das gantze zimmer voll.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Die reichen &#x017F;ind nur prahler/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en ihre thaler</l><lb/>
            <l>In &#x017F;chwere ka&#x017F;ten ein:</l><lb/>
            <l>Bey armen kans nicht fehlen/</l><lb/>
            <l>Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en manches &#x017F;tehlen/</l><lb/>
            <l>Und ma&#x0364;nnern untreu &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>Die dicken &#x017F;eyn be&#x017F;chwerlich/</l><lb/>
            <l>Und zur geburt gefa&#x0364;hrlich:</l><lb/>
            <l>Drum mag ich auch nicht dran.</l><lb/>
            <l>Die armen wa&#x0364;ren be&#x017F;&#x017F;er/</l><lb/>
            <l>Nur daß man &#x017F;olche fre&#x017F;&#x017F;er</l><lb/>
            <l>Nicht wohl ernehren kan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>Die fromme muß auff erden</l><lb/>
            <l>Der ma&#x0364;gde na&#x0364;rrin werden/</l><lb/>
            <l>Und bringet nur be&#x017F;chwer.</l><lb/>
            <l>Die bo&#x0364;&#x017F;en &#x017F;ind der teuffel/</l><lb/>
            <l>Und kommen ohne zweiffel</l><lb/>
            <l>Von &#x017F;einer mutter her.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Doch ha&#x0364;nget manchem weibe</l><lb/>
            <l>Gleich nichts an ihrem leibe</l><lb/>
            <l>Von die&#x017F;en fehlern an/</l><lb/>
            <l>So hat &#x017F;ie doch die tugend/</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie bey ihrer jugend</l><lb/>
            <l>Nicht viel ver&#x017F;chweigen kan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Drum wer die narren-plagen/</l><lb/>
            <l>Bey &#x017F;einen jungen tagen</l><lb/>
            <l>Nicht bald erfahren will/</l><lb/>
            <l>Der meide nur zwey &#x017F;achen/</l><lb/>
            <l>Die alles traurig machen:</l><lb/>
            <l>Ein weib und karten-&#x017F;piel.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">An</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0415] Verliebte Arien. Die klugen/ die befehlen/ Und wollen ſtets erwehlen/ Was man beginnen ſoll: Die tumme bleibt geſchoſſen/ Und macht mit ihren poſſen Das gantze zimmer voll. Die reichen ſind nur prahler/ Und ſchlieſſen ihre thaler In ſchwere kaſten ein: Bey armen kans nicht fehlen/ Sie muͤſſen manches ſtehlen/ Und maͤnnern untreu ſeyn. Die dicken ſeyn beſchwerlich/ Und zur geburt gefaͤhrlich: Drum mag ich auch nicht dran. Die armen waͤren beſſer/ Nur daß man ſolche freſſer Nicht wohl ernehren kan. Die fromme muß auff erden Der maͤgde naͤrrin werden/ Und bringet nur beſchwer. Die boͤſen ſind der teuffel/ Und kommen ohne zweiffel Von ſeiner mutter her. Doch haͤnget manchem weibe Gleich nichts an ihrem leibe Von dieſen fehlern an/ So hat ſie doch die tugend/ Daß ſie bey ihrer jugend Nicht viel verſchweigen kan. Drum wer die narren-plagen/ Bey ſeinen jungen tagen Nicht bald erfahren will/ Der meide nur zwey ſachen/ Die alles traurig machen: Ein weib und karten-ſpiel. An A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/415
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/415>, abgerufen am 21.11.2024.