Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite
Galante Gedichte.
Auff den mund.
SChöner mund/ darff ich dich fragen/
Was bedeut dein purpur-schein?
Weil die augen Phöbus-wagen/
So must du Aurora seyn.

1.
GEsteh es nur mein kind/ und lächle nicht zu viel/
Gewiß/ du weisest mir das erste liebes-spiel;
Dann als dein süsser mund ein wort von würffeln sprach/
Da dacht ich allererst den sachen weiter nach.
2.
Er würffelt gar zu wohl mit seiner augen-paar/
Ich hört und wuste nicht/ was das geredet war.
Indem so blickest du mich gar zu freundlich an/
Da dacht ich allererst/ wie einer würffeln kan.
3.
Ist diß die würffel-art/ wo mag das bretspiel seyn?
Indem so führtest du mich bey der hand hinein.
Es lag mit flor bedeckt/ ich macht es sanffte loß/
Und satzte mich damit auff deinen süssen schooß.
4.
Ach das geliebte bret/ das mir gezeiget ward/
War doppelt/ rund und zart/ wie marmor weiß und hart/
Die augen gaben mir den rechten würffel-lauff/
Der mund den besten stein/ den setzt ich küssend drauff.
5.
Wie wohl war mir darbey/ voraus mein liebgen dir/
Denn du/ du suchtest selbst die besten spiel herfür:
Dick dack und contra puff/ verkehren/ aus und ein/
Die solten unsre kurtz- und lange weile seyn.
6.
Indem so ruffestu: Ach still! Ich höre was!
Die frau/ frau mutter kömmt/ sie sieht/ sie mercket das.
Ach wie entsetzt ich mich! Ach wie erschrackest du!
Da deckten wir in eil das bretspiel wieder zu.
7. So
C
Galante Gedichte.
Auff den mund.
SChoͤner mund/ darff ich dich fragen/
Was bedeut dein purpur-ſchein?
Weil die augen Phoͤbus-wagen/
So muſt du Aurora ſeyn.

1.
GEſteh es nur mein kind/ und laͤchle nicht zu viel/
Gewiß/ du weiſeſt mir das erſte liebes-ſpiel;
Dann als dein ſuͤſſer mund ein wort von wuͤrffeln ſprach/
Da dacht ich allererſt den ſachen weiter nach.
2.
Er wuͤrffelt gar zu wohl mit ſeiner augen-paar/
Ich hoͤrt und wuſte nicht/ was das geredet war.
Indem ſo blickeſt du mich gar zu freundlich an/
Da dacht ich allererſt/ wie einer wuͤrffeln kan.
3.
Iſt diß die wuͤrffel-art/ wo mag das bretſpiel ſeyn?
Indem ſo fuͤhrteſt du mich bey der hand hinein.
Es lag mit flor bedeckt/ ich macht es ſanffte loß/
Und ſatzte mich damit auff deinen ſuͤſſen ſchooß.
4.
Ach das geliebte bret/ das mir gezeiget ward/
War doppelt/ rund und zart/ wie marmor weiß und hart/
Die augen gaben mir den rechten wuͤrffel-lauff/
Der mund den beſten ſtein/ den ſetzt ich kuͤſſend drauff.
5.
Wie wohl war mir darbey/ voraus mein liebgen dir/
Denn du/ du ſuchteſt ſelbſt die beſten ſpiel herfuͤr:
Dick dack und contra puff/ verkehren/ aus und ein/
Die ſolten unſre kurtz- und lange weile ſeyn.
6.
Indem ſo ruffeſtu: Ach ſtill! Ich hoͤre was!
Die frau/ frau mutter koͤmmt/ ſie ſieht/ ſie mercket das.
Ach wie entſetzt ich mich! Ach wie erſchrackeſt du!
Da deckten wir in eil das bretſpiel wieder zu.
7. So
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0077" n="33"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auff den mund.</hi> </head><lb/>
          <byline> <hi rendition="#c">C. H. V. H.</hi> </byline><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>Cho&#x0364;ner mund/ darff ich dich fragen/</l><lb/>
            <l>Was bedeut dein purpur-&#x017F;chein?</l><lb/>
            <l>Weil die augen Pho&#x0364;bus-wagen/</l><lb/>
            <l>So mu&#x017F;t du Aurora &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <head>1.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">G</hi>E&#x017F;teh es nur mein kind/ und la&#x0364;chle nicht zu viel/</l><lb/>
            <l>Gewiß/ du wei&#x017F;e&#x017F;t mir das er&#x017F;te liebes-&#x017F;piel;</l><lb/>
            <l>Dann als dein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er mund ein wort von wu&#x0364;rffeln &#x017F;prach/</l><lb/>
            <l>Da dacht ich allerer&#x017F;t den &#x017F;achen weiter nach.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head>2.</head><lb/>
            <l>Er wu&#x0364;rffelt gar zu wohl mit &#x017F;einer augen-paar/</l><lb/>
            <l>Ich ho&#x0364;rt und wu&#x017F;te nicht/ was das geredet war.</l><lb/>
            <l>Indem &#x017F;o blicke&#x017F;t du mich gar zu freundlich an/</l><lb/>
            <l>Da dacht ich allerer&#x017F;t/ wie einer wu&#x0364;rffeln kan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head>3.</head><lb/>
            <l>I&#x017F;t diß die wu&#x0364;rffel-art/ wo mag das bret&#x017F;piel &#x017F;eyn?</l><lb/>
            <l>Indem &#x017F;o fu&#x0364;hrte&#x017F;t du mich bey der hand hinein.</l><lb/>
            <l>Es lag mit flor bedeckt/ ich macht es &#x017F;anffte loß/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;atzte mich damit auff deinen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chooß.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head>4.</head><lb/>
            <l>Ach das geliebte bret/ das mir gezeiget ward/</l><lb/>
            <l>War doppelt/ rund und zart/ wie marmor weiß und hart/</l><lb/>
            <l>Die augen gaben mir den rechten wu&#x0364;rffel-lauff/</l><lb/>
            <l>Der mund den be&#x017F;ten &#x017F;tein/ den &#x017F;etzt ich ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;end drauff.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head>5.</head><lb/>
            <l>Wie wohl war mir darbey/ voraus mein liebgen dir/</l><lb/>
            <l>Denn du/ du &#x017F;uchte&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t die be&#x017F;ten &#x017F;piel herfu&#x0364;r:</l><lb/>
            <l>Dick dack und contra puff/ verkehren/ aus und ein/</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;olten un&#x017F;re kurtz- und lange weile &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head>6.</head><lb/>
            <l>Indem &#x017F;o ruffe&#x017F;tu: Ach &#x017F;till! Ich ho&#x0364;re was!</l><lb/>
            <l>Die frau/ frau mutter ko&#x0364;mmt/ &#x017F;ie &#x017F;ieht/ &#x017F;ie mercket das.</l><lb/>
            <l>Ach wie ent&#x017F;etzt ich mich! Ach wie er&#x017F;chracke&#x017F;t du!</l><lb/>
            <l>Da deckten wir in eil das bret&#x017F;piel wieder zu.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">7. So</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0077] Galante Gedichte. Auff den mund. C. H. V. H. SChoͤner mund/ darff ich dich fragen/ Was bedeut dein purpur-ſchein? Weil die augen Phoͤbus-wagen/ So muſt du Aurora ſeyn. 1. GEſteh es nur mein kind/ und laͤchle nicht zu viel/ Gewiß/ du weiſeſt mir das erſte liebes-ſpiel; Dann als dein ſuͤſſer mund ein wort von wuͤrffeln ſprach/ Da dacht ich allererſt den ſachen weiter nach. 2. Er wuͤrffelt gar zu wohl mit ſeiner augen-paar/ Ich hoͤrt und wuſte nicht/ was das geredet war. Indem ſo blickeſt du mich gar zu freundlich an/ Da dacht ich allererſt/ wie einer wuͤrffeln kan. 3. Iſt diß die wuͤrffel-art/ wo mag das bretſpiel ſeyn? Indem ſo fuͤhrteſt du mich bey der hand hinein. Es lag mit flor bedeckt/ ich macht es ſanffte loß/ Und ſatzte mich damit auff deinen ſuͤſſen ſchooß. 4. Ach das geliebte bret/ das mir gezeiget ward/ War doppelt/ rund und zart/ wie marmor weiß und hart/ Die augen gaben mir den rechten wuͤrffel-lauff/ Der mund den beſten ſtein/ den ſetzt ich kuͤſſend drauff. 5. Wie wohl war mir darbey/ voraus mein liebgen dir/ Denn du/ du ſuchteſt ſelbſt die beſten ſpiel herfuͤr: Dick dack und contra puff/ verkehren/ aus und ein/ Die ſolten unſre kurtz- und lange weile ſeyn. 6. Indem ſo ruffeſtu: Ach ſtill! Ich hoͤre was! Die frau/ frau mutter koͤmmt/ ſie ſieht/ ſie mercket das. Ach wie entſetzt ich mich! Ach wie erſchrackeſt du! Da deckten wir in eil das bretſpiel wieder zu. 7. So C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/77
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/77>, abgerufen am 21.11.2024.