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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Vermischte Gedichte.

Jch mags euch nicht verhehlen/
O kinder! glaubt es nicht.

2.
Jst etwas in der welt/ das frevel-lügen liebt/
So ists ein courtisan/ der süsse worte giebt/
Der sich erbeut zu sterben;
Glaubt ja nicht/ seyd ihr klug;
Was ihr denckt zu ererben/
Jst thorheit/ ist betrug.
3.
Der will eur selave seyn/ und mit gebognem knie
Euch warten auff den dienst/ so spät/ so wieder früh;
Der steht mit krancken sitten
Und betet euch schier an;
Meint ihr/ daß solches bitten
Von hertzen gehen kan?
4.
Dort lobt euch ein phantast/ und euer augenschein
Muß auch der sonnen glantz weit vorzuziehen seyn;
Kein blitz ist euch zu gleichen
Noch eurer lichter pracht;
Die sternen müssen weichen/
Weil ihr sie schamroth macht.
5.
Kommt man biß an die hand/ da ist nicht maaß noch ziel/
Trotz der sie nicht dem schnee an weisse vorziehn will!
Was schnee? der muß verdunckelt
Vor euren händen stehn;
Was gleich dem demant funckelt/
Jst bloß an euch zu sehn.
6.
Nicht daß ich euer lob zu gönnen nicht vermeint;
Jch selber lob euch mit: doch rath ich als ein freund/
Wolt ihr seyn unbetrogen/
So mercket ihre list;
Denn
X 5

Vermiſchte Gedichte.

Jch mags euch nicht verhehlen/
O kinder! glaubt es nicht.

2.
Jſt etwas in der welt/ das frevel-luͤgen liebt/
So iſts ein courtiſan/ der ſuͤſſe worte giebt/
Der ſich erbeut zu ſterben;
Glaubt ja nicht/ ſeyd ihr klug;
Was ihr denckt zu ererben/
Jſt thorheit/ iſt betrug.
3.
Der will eur ſelave ſeyn/ und mit gebognem knie
Euch warten auff den dienſt/ ſo ſpaͤt/ ſo wieder fruͤh;
Der ſteht mit krancken ſitten
Und betet euch ſchier an;
Meint ihr/ daß ſolches bitten
Von hertzen gehen kan?
4.
Dort lobt euch ein phantaſt/ und euer augenſchein
Muß auch der ſonnen glantz weit vorzuziehen ſeyn;
Kein blitz iſt euch zu gleichen
Noch eurer lichter pracht;
Die ſternen muͤſſen weichen/
Weil ihr ſie ſchamroth macht.
5.
Kommt man biß an die hand/ da iſt nicht maaß noch ziel/
Trotz der ſie nicht dem ſchnee an weiſſe vorziehn will!
Was ſchnee? der muß verdunckelt
Vor euren haͤnden ſtehn;
Was gleich dem demant funckelt/
Jſt bloß an euch zu ſehn.
6.
Nicht daß ich euer lob zu goͤnnen nicht vermeint;
Jch ſelber lob euch mit: doch rath ich als ein freund/
Wolt ihr ſeyn unbetrogen/
So mercket ihre liſt;
Denn
X 5
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[329/0345] Vermiſchte Gedichte. Jch mags euch nicht verhehlen/ O kinder! glaubt es nicht. 2. Jſt etwas in der welt/ das frevel-luͤgen liebt/ So iſts ein courtiſan/ der ſuͤſſe worte giebt/ Der ſich erbeut zu ſterben; Glaubt ja nicht/ ſeyd ihr klug; Was ihr denckt zu ererben/ Jſt thorheit/ iſt betrug. 3. Der will eur ſelave ſeyn/ und mit gebognem knie Euch warten auff den dienſt/ ſo ſpaͤt/ ſo wieder fruͤh; Der ſteht mit krancken ſitten Und betet euch ſchier an; Meint ihr/ daß ſolches bitten Von hertzen gehen kan? 4. Dort lobt euch ein phantaſt/ und euer augenſchein Muß auch der ſonnen glantz weit vorzuziehen ſeyn; Kein blitz iſt euch zu gleichen Noch eurer lichter pracht; Die ſternen muͤſſen weichen/ Weil ihr ſie ſchamroth macht. 5. Kommt man biß an die hand/ da iſt nicht maaß noch ziel/ Trotz der ſie nicht dem ſchnee an weiſſe vorziehn will! Was ſchnee? der muß verdunckelt Vor euren haͤnden ſtehn; Was gleich dem demant funckelt/ Jſt bloß an euch zu ſehn. 6. Nicht daß ich euer lob zu goͤnnen nicht vermeint; Jch ſelber lob euch mit: doch rath ich als ein freund/ Wolt ihr ſeyn unbetrogen/ So mercket ihre liſt; Denn X 5

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/345>, abgerufen am 22.11.2024.