Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Galante Gedichte. Der kalten länder eigenschafft?Die liebe hat dort rechte krafft: Je kälter dort die lufft/ je heisser sind die hertzen. Schertz-reime an den Herrn Marschalck von Carnitz/ den tag nach seiner hochzeit mit der von Schöningin. + + + DJe schönheit deiner braut hat dich verliebt gemacht/ Die wir die Schöningin/ nach ihrer schönheit/ nennen; Und gleichwohl sagt man uns/ daß erst seit dieser nacht/ Du ihrer schönheit preiß beginnest recht zu kennen. Jhr reitzendes gesicht/ mit munterkeit vermählt/ Erwieß dir zwar genug der schönheit ihre stärcke. Jedoch hat sie vor dir/ biß diese nacht/ verhehlt Die allersüssesten und schönsten wunderwercke. Heut aber da du ihr den gürtel hast gelößt/ Siehst du den gantzen Schatz vor deinen augen liegen: Denn eh die Venus nicht die schlancken lenden blöst/ Kan ihre schönheit nicht der Paris heissen siegen. O glücke dieser nacht/ die dich an sie getraut! Du freyhest mehr mit ihr/ als sie von sich gepriesen. Die schönheit deiner frau ist grösser denn der braut/ Weil dir die hochzeit erst ihr Paradieß gewiesen. Uber die conterfeyen der schönsten von Engel- DJe schönen Engelländerinnen/land/ die ietziger Churfürstin zu Brandenburg von daher geschicket worden. + + + Die man zum wunder überschickt/ Ent-
Galante Gedichte. Der kalten laͤnder eigenſchafft?Die liebe hat dort rechte krafft: Je kaͤlter dort die lufft/ je heiſſer ſind die hertzen. Schertz-reime an den Herrn Marſchalck von Carnitz/ den tag nach ſeiner hochzeit mit der von Schoͤningin. † † † DJe ſchoͤnheit deiner braut hat dich verliebt gemacht/ Die wir die Schoͤningin/ nach ihrer ſchoͤnheit/ nennen; Und gleichwohl ſagt man uns/ daß erſt ſeit dieſer nacht/ Du ihrer ſchoͤnheit preiß beginneſt recht zu kennen. Jhr reitzendes geſicht/ mit munterkeit vermaͤhlt/ Erwieß dir zwar genug der ſchoͤnheit ihre ſtaͤrcke. Jedoch hat ſie vor dir/ biß dieſe nacht/ verhehlt Die allerſuͤſſeſten und ſchoͤnſten wunderwercke. Heut aber da du ihr den guͤrtel haſt geloͤßt/ Siehſt du den gantzen Schatz vor deinen augen liegen: Denn eh die Venus nicht die ſchlancken lenden bloͤſt/ Kan ihre ſchoͤnheit nicht der Paris heiſſen ſiegen. O gluͤcke dieſer nacht/ die dich an ſie getraut! Du freyheſt mehr mit ihr/ als ſie von ſich geprieſen. Die ſchoͤnheit deiner frau iſt groͤſſer denn der braut/ Weil dir die hochzeit erſt ihr Paradieß gewieſen. Uber die conterfeyen der ſchoͤnſten von Engel- DJe ſchoͤnen Engellaͤnderinnen/land/ die ietziger Churfuͤrſtin zu Brandenburg von daher geſchicket worden. † † † Die man zum wunder uͤberſchickt/ Ent-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0036" n="20"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Der kalten laͤnder eigenſchafft?</l><lb/> <l>Die liebe hat dort rechte krafft:</l><lb/> <l>Je kaͤlter dort die lufft/ je heiſſer ſind die hertzen.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b">Schertz-reime an den Herrn Marſchalck von<lb/> Carnitz/ den tag nach ſeiner hochzeit mit der<lb/> von Schoͤningin.</hi><lb/> † † †</head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>Je ſchoͤnheit deiner braut hat dich verliebt gemacht/</l><lb/> <l>Die wir die Schoͤningin/ nach ihrer ſchoͤnheit/ nennen;</l><lb/> <l>Und gleichwohl ſagt man uns/ daß erſt ſeit dieſer nacht/</l><lb/> <l>Du ihrer ſchoͤnheit preiß beginneſt recht zu kennen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Jhr reitzendes geſicht/ mit munterkeit vermaͤhlt/</l><lb/> <l>Erwieß dir zwar genug der ſchoͤnheit ihre ſtaͤrcke.</l><lb/> <l>Jedoch hat ſie vor dir/ biß dieſe nacht/ verhehlt</l><lb/> <l>Die allerſuͤſſeſten und ſchoͤnſten wunderwercke.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Heut aber da du ihr den guͤrtel haſt geloͤßt/</l><lb/> <l>Siehſt du den gantzen Schatz vor deinen augen liegen:</l><lb/> <l>Denn eh die Venus nicht die ſchlancken lenden bloͤſt/</l><lb/> <l>Kan ihre ſchoͤnheit nicht der Paris heiſſen ſiegen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>O gluͤcke dieſer nacht/ die dich an ſie getraut!</l><lb/> <l>Du freyheſt mehr mit ihr/ als ſie von ſich geprieſen.</l><lb/> <l>Die ſchoͤnheit deiner frau iſt groͤſſer denn der braut/</l><lb/> <l>Weil dir die hochzeit erſt ihr Paradieß gewieſen.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b">Uber die conterfeyen der ſchoͤnſten von Engel-<lb/> land/ die ietziger Churfuͤrſtin zu Brandenburg<lb/> von daher geſchicket worden.</hi><lb/> † † †</head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>Je ſchoͤnen Engellaͤnderinnen/</l><lb/> <l>Die man zum wunder uͤberſchickt/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ent-</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [20/0036]
Galante Gedichte.
Der kalten laͤnder eigenſchafft?
Die liebe hat dort rechte krafft:
Je kaͤlter dort die lufft/ je heiſſer ſind die hertzen.
Schertz-reime an den Herrn Marſchalck von
Carnitz/ den tag nach ſeiner hochzeit mit der
von Schoͤningin.
† † †
DJe ſchoͤnheit deiner braut hat dich verliebt gemacht/
Die wir die Schoͤningin/ nach ihrer ſchoͤnheit/ nennen;
Und gleichwohl ſagt man uns/ daß erſt ſeit dieſer nacht/
Du ihrer ſchoͤnheit preiß beginneſt recht zu kennen.
Jhr reitzendes geſicht/ mit munterkeit vermaͤhlt/
Erwieß dir zwar genug der ſchoͤnheit ihre ſtaͤrcke.
Jedoch hat ſie vor dir/ biß dieſe nacht/ verhehlt
Die allerſuͤſſeſten und ſchoͤnſten wunderwercke.
Heut aber da du ihr den guͤrtel haſt geloͤßt/
Siehſt du den gantzen Schatz vor deinen augen liegen:
Denn eh die Venus nicht die ſchlancken lenden bloͤſt/
Kan ihre ſchoͤnheit nicht der Paris heiſſen ſiegen.
O gluͤcke dieſer nacht/ die dich an ſie getraut!
Du freyheſt mehr mit ihr/ als ſie von ſich geprieſen.
Die ſchoͤnheit deiner frau iſt groͤſſer denn der braut/
Weil dir die hochzeit erſt ihr Paradieß gewieſen.
Uber die conterfeyen der ſchoͤnſten von Engel-
land/ die ietziger Churfuͤrſtin zu Brandenburg
von daher geſchicket worden.
† † †
DJe ſchoͤnen Engellaͤnderinnen/
Die man zum wunder uͤberſchickt/
Ent-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |