Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
Zwar/ hoher bräutigam/ durch dein geübtes wissen/ Das du/ wie bienen sonst in rosen süsse frucht/ Aus weisen schrifften dir zusammen hast gesucht/ Jst meine deutung auch vielleicht schon umgerissen; Weil/ wenn der rosen-stock im jahre zweymal trägt/ Der mensch wie blumen denn leicht hinzufallen pflegt. *** Allein wir nehmen nicht die fruchtbarkeit der erden Und güte der natur zum trauer-boten an: Das gegentheil ist uns schon vielmahl dargethan. Doch soll durch rosen ja der tod bedeutet werden; So wird/ beglückteste/ nur eurer einsamkeit/ Die euch bißher beschwert/ das sterben prophezeyt. Nun/ wohlgebohrnes paar/ so blühe denn vergnüget/ Weil deine tugenden von hundert blättern seyn/ Kehr auch dein seegen stets wie volle rosen ein. Vielleicht daß es die huld des himmels also füget/ Daß dich die rosen-zeit/ so folget/ doppelt liebt/ Und auf zwey arten einst dir junge rosen giebt. Schä- ** Wie die blumen und pflantzen wiederum aus ihrer asche hervorgebracht werden können/ zeiget Athan. Kircherus T. II Mundi subterr. p. 435 allwo er auch einen besondern Tractat de Palingenesia plantarum ex cineribus versprochen. *** A. 1566 blüheten im Septemb. die rosen zum andernmal
und zeigeten die pest an/ dergleichen deutung auch A. 1575. 1586. 1638 geschehen. Christian Lehmann im Histor. Schau- Platz des Meißn. Ober-Ertz-Gebürges p. 420.
Zwar/ hoher braͤutigam/ durch dein geuͤbtes wiſſen/ Das du/ wie bienen ſonſt in roſen ſuͤſſe frucht/ Aus weiſen ſchrifften dir zuſammen haſt geſucht/ Jſt meine deutung auch vielleicht ſchon umgeriſſen; Weil/ wenn der roſen-ſtock im jahre zweymal traͤgt/ Der menſch wie blumen denn leicht hinzufallen pflegt. *** Allein wir nehmen nicht die fruchtbarkeit der erden Und guͤte der natur zum trauer-boten an: Das gegentheil iſt uns ſchon vielmahl dargethan. Doch ſoll durch roſen ja der tod bedeutet werden; So wird/ begluͤckteſte/ nur eurer einſamkeit/ Die euch bißher beſchwert/ das ſterben prophezeyt. Nun/ wohlgebohrnes paar/ ſo bluͤhe denn vergnuͤget/ Weil deine tugenden von hundert blaͤttern ſeyn/ Kehr auch dein ſeegen ſtets wie volle roſen ein. Vielleicht daß es die huld des himmels alſo fuͤget/ Daß dich die roſen-zeit/ ſo folget/ doppelt liebt/ Und auf zwey arten einſt dir junge roſen giebt. Schaͤ- ** Wie die blumen und pflantzen wiederum aus ihrer aſche hervorgebracht werden koͤnnen/ zeiget Athan. Kircherus T. II Mundi ſubterr. p. 435 allwo er auch einen beſondern Tractat de Palingeneſia plantarum ex cineribus verſprochen. *** A. 1566 bluͤheten im Septemb. die roſen zum andernmal
und zeigeten die peſt an/ dergleichen deutung auch A. 1575. 1586. 1638 geſchehen. Chriſtian Lehmann im Hiſtor. Schau- Platz des Meißn. Ober-Ertz-Gebuͤrges p. 420. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg n="3"> <l> <pb facs="#f0160" n="150"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Und dein exempel ſpricht: es pfleget anzugehn/</l><lb/> <l>Daß roſen wiederum aus ihrer aſch’ entſtehn. <note place="foot" n="**">Wie die blumen und pflantzen wiederum aus ihrer aſche<lb/> hervorgebracht werden koͤnnen/ zeiget <hi rendition="#aq">Athan. Kircherus T. II<lb/> Mundi ſubterr. p.</hi> 435 allwo er auch einen beſondern <hi rendition="#aq">Tractat<lb/> de Palingeneſia plantarum ex cineribus</hi> verſprochen.</note></l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Zwar/ hoher braͤutigam/ durch dein geuͤbtes wiſſen/</l><lb/> <l>Das du/ wie bienen ſonſt in roſen ſuͤſſe frucht/</l><lb/> <l>Aus weiſen ſchrifften dir zuſammen haſt geſucht/</l><lb/> <l>Jſt meine deutung auch vielleicht ſchon umgeriſſen;</l><lb/> <l>Weil/ wenn der roſen-ſtock im jahre zweymal traͤgt/</l><lb/> <l>Der menſch wie blumen denn leicht hinzufallen pflegt. <note place="foot" n="***">A. 1566 bluͤheten im Septemb. die roſen zum andernmal<lb/> und zeigeten die peſt an/ dergleichen deutung auch A. 1575.<lb/> 1586. 1638 geſchehen. Chriſtian Lehmann im Hiſtor. Schau-<lb/> Platz des Meißn. Ober-Ertz-Gebuͤrges <hi rendition="#aq">p.</hi> 420.</note></l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Allein wir nehmen nicht die fruchtbarkeit der erden</l><lb/> <l>Und guͤte der natur zum trauer-boten an:</l><lb/> <l>Das gegentheil iſt uns ſchon vielmahl dargethan.</l><lb/> <l>Doch ſoll durch roſen ja der tod bedeutet werden;</l><lb/> <l>So wird/ begluͤckteſte/ nur eurer einſamkeit/</l><lb/> <l>Die euch bißher beſchwert/ das ſterben prophezeyt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Nun/ wohlgebohrnes paar/ ſo bluͤhe denn vergnuͤget/</l><lb/> <l>Weil deine tugenden von hundert blaͤttern ſeyn/</l><lb/> <l>Kehr auch dein ſeegen ſtets wie volle roſen ein.</l><lb/> <l>Vielleicht daß es die huld des himmels alſo fuͤget/</l><lb/> <l>Daß dich die roſen-zeit/ ſo folget/ doppelt liebt/</l><lb/> <l>Und auf zwey arten einſt dir junge roſen giebt.</l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Schaͤ-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [150/0160]
Hochzeit-Gedichte.
Und dein exempel ſpricht: es pfleget anzugehn/
Daß roſen wiederum aus ihrer aſch’ entſtehn. **
Zwar/ hoher braͤutigam/ durch dein geuͤbtes wiſſen/
Das du/ wie bienen ſonſt in roſen ſuͤſſe frucht/
Aus weiſen ſchrifften dir zuſammen haſt geſucht/
Jſt meine deutung auch vielleicht ſchon umgeriſſen;
Weil/ wenn der roſen-ſtock im jahre zweymal traͤgt/
Der menſch wie blumen denn leicht hinzufallen pflegt. ***
Allein wir nehmen nicht die fruchtbarkeit der erden
Und guͤte der natur zum trauer-boten an:
Das gegentheil iſt uns ſchon vielmahl dargethan.
Doch ſoll durch roſen ja der tod bedeutet werden;
So wird/ begluͤckteſte/ nur eurer einſamkeit/
Die euch bißher beſchwert/ das ſterben prophezeyt.
Nun/ wohlgebohrnes paar/ ſo bluͤhe denn vergnuͤget/
Weil deine tugenden von hundert blaͤttern ſeyn/
Kehr auch dein ſeegen ſtets wie volle roſen ein.
Vielleicht daß es die huld des himmels alſo fuͤget/
Daß dich die roſen-zeit/ ſo folget/ doppelt liebt/
Und auf zwey arten einſt dir junge roſen giebt.
Schaͤ-
** Wie die blumen und pflantzen wiederum aus ihrer aſche
hervorgebracht werden koͤnnen/ zeiget Athan. Kircherus T. II
Mundi ſubterr. p. 435 allwo er auch einen beſondern Tractat
de Palingeneſia plantarum ex cineribus verſprochen.
*** A. 1566 bluͤheten im Septemb. die roſen zum andernmal
und zeigeten die peſt an/ dergleichen deutung auch A. 1575.
1586. 1638 geſchehen. Chriſtian Lehmann im Hiſtor. Schau-
Platz des Meißn. Ober-Ertz-Gebuͤrges p. 420.
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Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/160>, abgerufen am 16.07.2024. |