Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
Der degen theilt die welt und deren erbschafft aus. So weit als Magellan den circkel hat gestecket/ So weit hat auch Gradiv sein käyserthum erstrecket/ Sein schild bedeckt den heerd/ das raht- und GOttes-hauß. Die wilde see verstummt vor Coesars glück und siegen/ Des Alexanders brust fast mehr denn eine welt. Ob Carl dem siebenden das Parlament entfällt/ Muß doch desselben schluß dem degen unterliegen. Wenn himmel/ erde/ meer in tausend stücke bricht/ So weiß der tapffere von keinem zagen nicht. Vor allen muß ein fürst der waffen schutz-Herr seyn. Ob ein gemeiner kerl stets bey dem ofen sitzet/ Jn hundert winckel kreucht/ so offt ein unfall blitzet/ Fällt doch deßwegen nicht der ban der erden ein. Allein ein fürst und herr/ der volck und land regieren/ Wie Atlas das gebäu vom goldgestirnten pol Die centner-schwere last der länder tragen sol/ Muß feuer im geblüt und hertz' im leibe führen. Kein Demant/ kein Rubin ziehrt so den fürsten-hut/ Als ein behertzter geist/ und unerschrockner mut. Man stellt von alters her des andern ländern nach. Der schlimme nachtbar legt offt unster freyheit stricke/ Wer allzu sicher lebt/ hat selten viel gelücke/ Ein vorerblickter pfeil macht kein groß ungemach. Ein Fürst/ der unverrückt des friedens wil geniessen/ Legt mitten in der ruh den blancken harnisch an/ Macht[/]städt' und länder fest'/ und übt den unterthan/ Umb R 2
Der degen theilt die welt und deren erbſchafft aus. So weit als Magellan den circkel hat geſtecket/ So weit hat auch Gradiv ſein kaͤyſerthum erſtrecket/ Sein ſchild bedeckt den heerd/ das raht- und GOttes-hauß. Die wilde ſee verſtummt vor Cœſars gluͤck und ſiegen/ Des Alexanders bruſt faſt mehr denn eine welt. Ob Carl dem ſiebenden das Parlament entfaͤllt/ Muß doch deſſelben ſchluß dem degen unterliegen. Wenn himmel/ erde/ meer in tauſend ſtuͤcke bricht/ So weiß der tapffere von keinem zagen nicht. Vor allen muß ein fuͤrſt der waffen ſchutz-Herr ſeyn. Ob ein gemeiner kerl ſtets bey dem ofen ſitzet/ Jn hundert winckel kreucht/ ſo offt ein unfall blitzet/ Faͤllt doch deßwegen nicht der ban der erden ein. Allein ein fuͤrſt und herr/ der volck und land regieren/ Wie Atlas das gebaͤu vom goldgeſtirnten pol Die centner-ſchwere laſt der laͤnder tragen ſol/ Muß feuer im gebluͤt und hertz’ im leibe fuͤhren. Kein Demant/ kein Rubin ziehrt ſo den fuͤrſten-hut/ Als ein behertzter geiſt/ und unerſchrockner mut. Man ſtellt von alters her des andern laͤndern nach. Der ſchlimme nachtbar legt offt unſter freyheit ſtricke/ Wer allzu ſicher lebt/ hat ſelten viel geluͤcke/ Ein vorerblickter pfeil macht kein groß ungemach. Ein Fuͤrſt/ der unverruͤckt des friedens wil genieſſen/ Legt mitten in der ruh den blancken harniſch an/ Macht[/]ſtaͤdt’ und laͤnder feſt’/ und uͤbt den unterthan/ Umb R 2
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Vermiſchte Gedichte.
Man muß die waffen auch vor deſſen ſaͤule ſchaͤtzen/
Da der vertraute ſtaat recht ſoll gezieret ſeyn.
Was achten unſer recht befreyte potentaten?
Wer hundert-tauſend mann zu felde ſtellen kan/
Nimmt der die ſchluͤſſe wohl der beſten redner an?
Wie wird der voͤlcker-ruh und ſicherheit gerathen?
Wie wil der cronen gold/ die majeſtaͤt/ beſtehn/
Wo eiſen/ ſpieß und ſtahl ihr nicht zur ſeiten gehn?
Der degen theilt die welt und deren erbſchafft aus.
So weit als Magellan den circkel hat geſtecket/
So weit hat auch Gradiv ſein kaͤyſerthum erſtrecket/
Sein ſchild bedeckt den heerd/ das raht- und GOttes-hauß.
Die wilde ſee verſtummt vor Cœſars gluͤck und ſiegen/
Des Alexanders bruſt faſt mehr denn eine welt.
Ob Carl dem ſiebenden das Parlament entfaͤllt/
Muß doch deſſelben ſchluß dem degen unterliegen.
Wenn himmel/ erde/ meer in tauſend ſtuͤcke bricht/
So weiß der tapffere von keinem zagen nicht.
Vor allen muß ein fuͤrſt der waffen ſchutz-Herr ſeyn.
Ob ein gemeiner kerl ſtets bey dem ofen ſitzet/
Jn hundert winckel kreucht/ ſo offt ein unfall blitzet/
Faͤllt doch deßwegen nicht der ban der erden ein.
Allein ein fuͤrſt und herr/ der volck und land regieren/
Wie Atlas das gebaͤu vom goldgeſtirnten pol
Die centner-ſchwere laſt der laͤnder tragen ſol/
Muß feuer im gebluͤt und hertz’ im leibe fuͤhren.
Kein Demant/ kein Rubin ziehrt ſo den fuͤrſten-hut/
Als ein behertzter geiſt/ und unerſchrockner mut.
Man ſtellt von alters her des andern laͤndern nach.
Der ſchlimme nachtbar legt offt unſter freyheit ſtricke/
Wer allzu ſicher lebt/ hat ſelten viel geluͤcke/
Ein vorerblickter pfeil macht kein groß ungemach.
Ein Fuͤrſt/ der unverruͤckt des friedens wil genieſſen/
Legt mitten in der ruh den blancken harniſch an/
Macht/ſtaͤdt’ und laͤnder feſt’/ und uͤbt den unterthan/
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