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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Vermischte Gedichte.
Daß auff der kirchen heil dein bischoffs-auge sieht/
Der Pietisten gifft in zeiten weiß zu dämpffen/
Daß umb den Ocker-strom Gradiv und Pallas kämpffen/
Und ein neu Helicon in Wolffenbüttel blüht;
Daß dir des vatern witz in haupt und hertz geschrieben/
Der sternen reiche gunst der künste kunst legt bey/
Wie das regierungs-schiff recht anzuführen sey;
Daß die regenten Dich als ihren Pharus lieben;
Daß Themis oben an bey dir im rathe sitzt;
Die missethaten strafft/ die tugenden beschützt;
Diß/ und was sonsten mehr der himmel dir verliehn/
Bekräntzet zwar dein haupt schon mit viel lorbeer-reisern/
Es denckt der nachruff dich den allerbesten Käystern/
Den klügsten Königen deßwegen vorzuziehn.
Doch ist diß nicht genug. Des grossen Carles stärcke/
Der Wittekinden geist/ des tapffern Hillings blut/
Der Asten krieges-feur/ der Welffen löwen-muth
Befeuern auch dein hertz/ und krönen deine wercke.
Als noch den zarten leib die schwache windel band/
Zerrieß die schlangen schon die unbewehrte hand.
Dein Friedrich opfferte sein blut dem käyser auff.
Er wehlte stahl vor gold/ vor wollust dorn und hecken/
Ein hartes erden-kloß vor weiche purpur-decken/
Und schloß vor Philips-burg den schönen tugend-lauff.
Neuheusel ward zu erst durch deine macht erstiegen/
Wir hatten theil daran/ wenn Franckreich niederlag.
Morea zeiget noch/ wie viel dein arm vermag.
Wer weiß/ was wir hiernechst aus Flandern neues kriegen?
Allwo printz Ludewig den sternen eingepregt:
Daß Braunschweig-Lüneburg nur helden-kinder trägt.
Der väter alten sitz umbfängt ein neues licht.
Du lässest wall und thor und mauern fester bauen;
Man kan anietzt bey uns viel neuer schantzen schauen/
Und Braunschweig kriegt numehr ein heller angesicht.
Du gönnest mehrentheils uns deiner hoheit straalen/
Wenn
R 3
Vermiſchte Gedichte.
Daß auff der kirchen heil dein biſchoffs-auge ſieht/
Der Pietiſten gifft in zeiten weiß zu daͤmpffen/
Daß umb den Ocker-ſtrom Gradiv und Pallas kaͤmpffen/
Und ein neu Helicon in Wolffenbuͤttel bluͤht;
Daß dir des vatern witz in haupt und hertz geſchrieben/
Der ſternen reiche gunſt der kuͤnſte kunſt legt bey/
Wie das regierungs-ſchiff recht anzufuͤhren ſey;
Daß die regenten Dich als ihren Pharus lieben;
Daß Themis oben an bey dir im rathe ſitzt;
Die miſſethaten ſtrafft/ die tugenden beſchuͤtzt;
Diß/ und was ſonſten mehr der himmel dir verliehn/
Bekraͤntzet zwar dein haupt ſchon mit viel lorbeer-reiſern/
Es denckt der nachruff dich den allerbeſten Kaͤyſtern/
Den kluͤgſten Koͤnigen deßwegen vorzuziehn.
Doch iſt diß nicht genug. Des groſſen Carles ſtaͤrcke/
Der Wittekinden geiſt/ des tapffern Hillings blut/
Der Aſten krieges-feur/ der Welffen loͤwen-muth
Befeuern auch dein hertz/ und kroͤnen deine wercke.
Als noch den zarten leib die ſchwache windel band/
Zerrieß die ſchlangen ſchon die unbewehrte hand.
Dein Friedrich opfferte ſein blut dem kaͤyſer auff.
Er wehlte ſtahl vor gold/ vor wolluſt dorn und hecken/
Ein hartes erden-kloß vor weiche purpur-decken/
Und ſchloß vor Philips-burg den ſchoͤnen tugend-lauff.
Neuheuſel ward zu erſt durch deine macht erſtiegen/
Wir hatten theil daran/ wenn Franckreich niederlag.
Morea zeiget noch/ wie viel dein arm vermag.
Wer weiß/ was wir hiernechſt aus Flandern neues kriegen?
Allwo printz Ludewig den ſternen eingepregt:
Daß Braunſchweig-Luͤneburg nur helden-kinder traͤgt.
Der vaͤter alten ſitz umbfaͤngt ein neues licht.
Du laͤſſeſt wall und thor und mauern feſter bauen;
Man kan anietzt bey uns viel neuer ſchantzen ſchauen/
Und Braunſchweig kriegt numehr ein heller angeſicht.
Du goͤnneſt mehrentheils uns deiner hoheit ſtraalen/
Wenn
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[259/0269] Vermiſchte Gedichte. Daß auff der kirchen heil dein biſchoffs-auge ſieht/ Der Pietiſten gifft in zeiten weiß zu daͤmpffen/ Daß umb den Ocker-ſtrom Gradiv und Pallas kaͤmpffen/ Und ein neu Helicon in Wolffenbuͤttel bluͤht; Daß dir des vatern witz in haupt und hertz geſchrieben/ Der ſternen reiche gunſt der kuͤnſte kunſt legt bey/ Wie das regierungs-ſchiff recht anzufuͤhren ſey; Daß die regenten Dich als ihren Pharus lieben; Daß Themis oben an bey dir im rathe ſitzt; Die miſſethaten ſtrafft/ die tugenden beſchuͤtzt; Diß/ und was ſonſten mehr der himmel dir verliehn/ Bekraͤntzet zwar dein haupt ſchon mit viel lorbeer-reiſern/ Es denckt der nachruff dich den allerbeſten Kaͤyſtern/ Den kluͤgſten Koͤnigen deßwegen vorzuziehn. Doch iſt diß nicht genug. Des groſſen Carles ſtaͤrcke/ Der Wittekinden geiſt/ des tapffern Hillings blut/ Der Aſten krieges-feur/ der Welffen loͤwen-muth Befeuern auch dein hertz/ und kroͤnen deine wercke. Als noch den zarten leib die ſchwache windel band/ Zerrieß die ſchlangen ſchon die unbewehrte hand. Dein Friedrich opfferte ſein blut dem kaͤyſer auff. Er wehlte ſtahl vor gold/ vor wolluſt dorn und hecken/ Ein hartes erden-kloß vor weiche purpur-decken/ Und ſchloß vor Philips-burg den ſchoͤnen tugend-lauff. Neuheuſel ward zu erſt durch deine macht erſtiegen/ Wir hatten theil daran/ wenn Franckreich niederlag. Morea zeiget noch/ wie viel dein arm vermag. Wer weiß/ was wir hiernechſt aus Flandern neues kriegen? Allwo printz Ludewig den ſternen eingepregt: Daß Braunſchweig-Luͤneburg nur helden-kinder traͤgt. Der vaͤter alten ſitz umbfaͤngt ein neues licht. Du laͤſſeſt wall und thor und mauern feſter bauen; Man kan anietzt bey uns viel neuer ſchantzen ſchauen/ Und Braunſchweig kriegt numehr ein heller angeſicht. Du goͤnneſt mehrentheils uns deiner hoheit ſtraalen/ Wenn R 3

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/269>, abgerufen am 23.11.2024.