Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
3. Wann dann die leichten kinder-schuhZerrissen sind/ und der verstand erschienen Eilt er Minervens tempel zu/ Und nähert sich der Musen heil'gen bühnen/ Wo Phöbus priester ist/ und als regierer sitzt/ Mit majestät'schem straal in thal und felder blitzt/ Wo in den gold-gestückten zimmern Viel tausend holder engel schimmern. 4. Hier find't er sein' ergötzlichkeit/Nimmt eifrig an der künste kluge lehren; Vertreibt nie frölicher die zeit/ Als wenn er sol der weißheit wunder hören. Hier zeiget Pallas ihm der sprachen eigenschafft/ Der dinge rechtes seyn und unermeßne krafft/ Ja tausend wunder wehrte sachen/ Die ihn von tage klüger machen. 5. Jhm hält das grosse zeitenbuchDie fälle vor von vielen tausend tagen/ Zeigt/ wie durch hitzigen versuch Auf gleicher bahn der nachruhm zu erjagen; Er lernt/ wie weit die fluht der strudel-reichen see/ Der erden runter ball und Phöbus fackel geh; Wie weit von unsrer hügel höhen Der sternen silber-ampeln stehen. 6. Die himmlische wohlredenheit/Die kräfftigste beherrscherin der sinnen/ Weist/ R 4
3. Wann dann die leichten kinder-ſchuhZerriſſen ſind/ und der verſtand erſchienen Eilt er Minervens tempel zu/ Und naͤhert ſich der Muſen heil’gen buͤhnen/ Wo Phoͤbus prieſter iſt/ und als regierer ſitzt/ Mit majeſtaͤt’ſchem ſtraal in thal und felder blitzt/ Wo in den gold-geſtuͤckten zimmern Viel tauſend holder engel ſchimmern. 4. Hier find’t er ſein’ ergoͤtzlichkeit/Nimmt eifrig an der kuͤnſte kluge lehren; Vertreibt nie froͤlicher die zeit/ Als wenn er ſol der weißheit wunder hoͤren. Hier zeiget Pallas ihm der ſprachen eigenſchafft/ Der dinge rechtes ſeyn und unermeßne krafft/ Ja tauſend wunder wehrte ſachen/ Die ihn von tage kluͤger machen. 5. Jhm haͤlt das groſſe zeitenbuchDie faͤlle vor von vielen tauſend tagen/ Zeigt/ wie durch hitzigen verſuch Auf gleicher bahn der nachruhm zu erjagen; Er lernt/ wie weit die fluht der ſtrudel-reichen ſee/ Der erden runter ball und Phoͤbus fackel geh; Wie weit von unſrer huͤgel hoͤhen Der ſternen ſilber-ampeln ſtehen. 6. Die himmliſche wohlredenheit/Die kraͤfftigſte beherrſcherin der ſinnen/ Weiſt/ R 4
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Vermiſchte Gedichte.
Zeigt ſich die flamme ſchon von fern
Jn zarter bruſt der tugend anzuhangen/
Zerreiſt nicht Hercules mit unbewehrter hand
Die ſchlangen/ da ihn noch die ſchwache windel band?
Das grobe kleid/ der hirtenſtecken
Kun Cyrus groſſen muht nicht decken.
3.
Wann dann die leichten kinder-ſchuh
Zerriſſen ſind/ und der verſtand erſchienen
Eilt er Minervens tempel zu/
Und naͤhert ſich der Muſen heil’gen buͤhnen/
Wo Phoͤbus prieſter iſt/ und als regierer ſitzt/
Mit majeſtaͤt’ſchem ſtraal in thal und felder blitzt/
Wo in den gold-geſtuͤckten zimmern
Viel tauſend holder engel ſchimmern.
4.
Hier find’t er ſein’ ergoͤtzlichkeit/
Nimmt eifrig an der kuͤnſte kluge lehren;
Vertreibt nie froͤlicher die zeit/
Als wenn er ſol der weißheit wunder hoͤren.
Hier zeiget Pallas ihm der ſprachen eigenſchafft/
Der dinge rechtes ſeyn und unermeßne krafft/
Ja tauſend wunder wehrte ſachen/
Die ihn von tage kluͤger machen.
5.
Jhm haͤlt das groſſe zeitenbuch
Die faͤlle vor von vielen tauſend tagen/
Zeigt/ wie durch hitzigen verſuch
Auf gleicher bahn der nachruhm zu erjagen;
Er lernt/ wie weit die fluht der ſtrudel-reichen ſee/
Der erden runter ball und Phoͤbus fackel geh;
Wie weit von unſrer huͤgel hoͤhen
Der ſternen ſilber-ampeln ſtehen.
6.
Die himmliſche wohlredenheit/
Die kraͤfftigſte beherrſcherin der ſinnen/
Weiſt/
R 4
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