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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Vermischte Gedichte.
Zwar Sparta badete die kinder gar im wein/
Doch eures kindes bad hat dieses überwogen/
Denn Heyden kleidte man in götzen-kleider ein/
Da eure tochter hier hat Christum angezogen.
Wohlan so blühe denn du hofnung-volles kind
Zu deines GOttes ruhm/ zu deiner eltern freude.
Sey gegen tugenden einst so wie sie gesinnt.
Bleib mit den Schwestern stets ihr schertz und augen-weyde.
Dir aber wünsche ich zu letzt/ hochtheures Paar/
Daß du dein wohlergehn sehr lange mögst geniessen/
Und/ stellet künfftig sich noch grösser seegen dar/
Daß aus drey Gratien neun Musen werden müssen.


Klagen des Todes über erfahrne
Aertzte/ als Herr Johann George
Thamm Medicinae Doctor
wurde.

Jm nahmen seiner mit-tisch-Genossen.
J. S. S.

DEr tod befand sich nechst in einem knochen-hauß/
Und überlegte da die menge seiner leichen:
Die anzahl aber trug vor itzt nicht so viel auß/
Als sonsten herbst und frost ihm todte pflegt zu reichen.
Drum fieng er einen zanck mit ieder kranckheit an/
Und warff die gantze schuld auff faulheit und versehen;
Doch jene wandten ein: Wir hätten viel gethan/
Wär uns durch ärtzte nicht so viel verdruß geschehen.
Der tod ward durch diß wort schon voller zorn gemacht/
Und als er noch erfuhr/ daß man in unsern linden
Neun ärtzten wiederum den purpur zugedacht/
So kont' er seine wuth nicht länger überwinden.
Du himmlisches geschick/ so sprach sein dürrer mund/
Wie hast du meine macht doch so genau verschräncket!
Jst
X 3
Vermiſchte Gedichte.
Zwar Sparta badete die kinder gar im wein/
Doch eures kindes bad hat dieſes uͤberwogen/
Denn Heyden kleidte man in goͤtzen-kleider ein/
Da eure tochter hier hat Chriſtum angezogen.
Wohlan ſo bluͤhe denn du hofnung-volles kind
Zu deines GOttes ruhm/ zu deiner eltern freude.
Sey gegen tugenden einſt ſo wie ſie geſinnt.
Bleib mit den Schweſtern ſtets ihr ſchertz und augen-weyde.
Dir aber wuͤnſche ich zu letzt/ hochtheures Paar/
Daß du dein wohlergehn ſehr lange moͤgſt genieſſen/
Und/ ſtellet kuͤnfftig ſich noch groͤſſer ſeegen dar/
Daß aus drey Gratien neun Muſen werden muͤſſen.


Klagen des Todes uͤber erfahrne
Aertzte/ als Herr Johann George
Thamm Medicinæ Doctor
wurde.

Jm nahmen ſeiner mit-tiſch-Genoſſen.
J. S. S.

DEr tod befand ſich nechſt in einem knochen-hauß/
Und uͤberlegte da die menge ſeiner leichen:
Die anzahl aber trug vor itzt nicht ſo viel auß/
Als ſonſten herbſt und froſt ihm todte pflegt zu reichen.
Drum fieng er einen zanck mit ieder kranckheit an/
Und warff die gantze ſchuld auff faulheit und verſehen;
Doch jene wandten ein: Wir haͤtten viel gethan/
Waͤr uns durch aͤrtzte nicht ſo viel verdruß geſchehen.
Der tod ward durch diß wort ſchon voller zorn gemacht/
Und als er noch erfuhr/ daß man in unſern linden
Neun aͤrtzten wiederum den purpur zugedacht/
So kont’ er ſeine wuth nicht laͤnger uͤberwinden.
Du himmliſches geſchick/ ſo ſprach ſein duͤrrer mund/
Wie haſt du meine macht doch ſo genau verſchraͤncket!
Jſt
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[323/0333] Vermiſchte Gedichte. Zwar Sparta badete die kinder gar im wein/ Doch eures kindes bad hat dieſes uͤberwogen/ Denn Heyden kleidte man in goͤtzen-kleider ein/ Da eure tochter hier hat Chriſtum angezogen. Wohlan ſo bluͤhe denn du hofnung-volles kind Zu deines GOttes ruhm/ zu deiner eltern freude. Sey gegen tugenden einſt ſo wie ſie geſinnt. Bleib mit den Schweſtern ſtets ihr ſchertz und augen-weyde. Dir aber wuͤnſche ich zu letzt/ hochtheures Paar/ Daß du dein wohlergehn ſehr lange moͤgſt genieſſen/ Und/ ſtellet kuͤnfftig ſich noch groͤſſer ſeegen dar/ Daß aus drey Gratien neun Muſen werden muͤſſen. Klagen des Todes uͤber erfahrne Aertzte/ als Herr Johann George Thamm Medicinæ Doctor wurde. Jm nahmen ſeiner mit-tiſch-Genoſſen. J. S. S. DEr tod befand ſich nechſt in einem knochen-hauß/ Und uͤberlegte da die menge ſeiner leichen: Die anzahl aber trug vor itzt nicht ſo viel auß/ Als ſonſten herbſt und froſt ihm todte pflegt zu reichen. Drum fieng er einen zanck mit ieder kranckheit an/ Und warff die gantze ſchuld auff faulheit und verſehen; Doch jene wandten ein: Wir haͤtten viel gethan/ Waͤr uns durch aͤrtzte nicht ſo viel verdruß geſchehen. Der tod ward durch diß wort ſchon voller zorn gemacht/ Und als er noch erfuhr/ daß man in unſern linden Neun aͤrtzten wiederum den purpur zugedacht/ So kont’ er ſeine wuth nicht laͤnger uͤberwinden. Du himmliſches geſchick/ ſo ſprach ſein duͤrrer mund/ Wie haſt du meine macht doch ſo genau verſchraͤncket! Jſt X 3

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/333>, abgerufen am 26.11.2024.