Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Wird zwey paar hinter dich; ach wenn! ach lust! geschicket.
Dir/ Priscian/ sey danck/ so lang ich dancken kan/
Daß ich ein schulen-licht in solchem glantz bin worden.
Schaut mich verwundernde/ Syntax-verwandte/ an/
Wie aus dem sechsten ich spring in den vierten orden.
Frau/ kämm ins künfftige mir fleißig die parüque/
Es heist mich sauber gehn mein blühendes gelücke.


Grabschrifft eines neuen Orbilii.

H. M.

SO wird nun endlich deine hand
Gescharret in den dürren sand/
Die hier so oft und wohl gestrichen/
Es steht der kleinen knaben schaar
Um deine schwartze todten-baar
Und klagt: ihr lehrer sey verblichen.
Du hast manch nacktes angesicht
Gestellet an das helle licht/
Und dessen blösse wohl besehen/
Du führtst die rute meisterlich/
Obgleich der knabe krümte sich/
So halff doch kein erbärmlich flehen.
Nicht einer/ den du hast gelehrt/
Der dir unfleißig zugehört/
Kan sagen/ daß er sey entgangen:
Du hast niemahls den fleiß gespart/
Mit deiner seltnen wunder-art
Zu färben beyde hinter-wangen.
Bald muste dir ein knabe knien/
Die hosen auf die erde ziehn/
Daß du den fuß drein kontest setzen;
Bald stunden sie an einer reih/
Bey iedem schmitz war ein geschrey/
Das
Vermiſchte Gedichte.
Wird zwey paar hinter dich; ach wenn! ach luſt! geſchicket.
Dir/ Priſcian/ ſey danck/ ſo lang ich dancken kan/
Daß ich ein ſchulen-licht in ſolchem glantz bin worden.
Schaut mich verwundernde/ Syntax-verwandte/ an/
Wie aus dem ſechſten ich ſpring in den vierten orden.
Frau/ kaͤmm ins kuͤnfftige mir fleißig die paruͤque/
Es heiſt mich ſauber gehn mein bluͤhendes geluͤcke.


Grabſchrifft eines neuen Orbilii.

H. M.

SO wird nun endlich deine hand
Geſcharret in den duͤrren ſand/
Die hier ſo oft und wohl geſtrichen/
Es ſteht der kleinen knaben ſchaar
Um deine ſchwartze todten-baar
Und klagt: ihr lehrer ſey verblichen.
Du haſt manch nacktes angeſicht
Geſtellet an das helle licht/
Und deſſen bloͤſſe wohl beſehen/
Du fuͤhrtſt die rute meiſterlich/
Obgleich der knabe kruͤmte ſich/
So halff doch kein erbaͤrmlich flehen.
Nicht einer/ den du haſt gelehrt/
Der dir unfleißig zugehoͤrt/
Kan ſagen/ daß er ſey entgangen:
Du haſt niemahls den fleiß geſpart/
Mit deiner ſeltnen wunder-art
Zu faͤrben beyde hinter-wangen.
Bald muſte dir ein knabe knien/
Die hoſen auf die erde ziehn/
Daß du den fuß drein konteſt ſetzen;
Bald ſtunden ſie an einer reih/
Bey iedem ſchmitz war ein geſchrey/
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0343" n="333"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Wird zwey paar hinter dich; ach wenn! ach lu&#x017F;t! ge&#x017F;chicket.</l><lb/>
            <l>Dir/ Pri&#x017F;cian/ &#x017F;ey danck/ &#x017F;o lang ich dancken kan/</l><lb/>
            <l>Daß ich ein &#x017F;chulen-licht in &#x017F;olchem glantz bin worden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Schaut mich verwundernde/ Syntax-verwandte/ an/</l><lb/>
            <l>Wie aus dem &#x017F;ech&#x017F;ten ich &#x017F;pring in den vierten orden.</l><lb/>
            <l>Frau/ ka&#x0364;mm ins ku&#x0364;nfftige mir fleißig die paru&#x0364;que/</l><lb/>
            <l>Es hei&#x017F;t mich &#x017F;auber gehn mein blu&#x0364;hendes gelu&#x0364;cke.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Grab&#x017F;chrifft eines neuen Orbilii.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">H. M.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>O wird nun endlich deine hand</l><lb/>
            <l>Ge&#x017F;charret in den du&#x0364;rren &#x017F;and/</l><lb/>
            <l>Die hier &#x017F;o oft und wohl ge&#x017F;trichen/</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;teht der kleinen knaben &#x017F;chaar</l><lb/>
            <l>Um deine &#x017F;chwartze todten-baar</l><lb/>
            <l>Und klagt: ihr lehrer &#x017F;ey verblichen.</l><lb/>
            <l>Du ha&#x017F;t manch nacktes ange&#x017F;icht</l><lb/>
            <l>Ge&#x017F;tellet an das helle licht/</l><lb/>
            <l>Und de&#x017F;&#x017F;en blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e wohl be&#x017F;ehen/</l><lb/>
            <l>Du fu&#x0364;hrt&#x017F;t die rute mei&#x017F;terlich/</l><lb/>
            <l>Obgleich der knabe kru&#x0364;mte &#x017F;ich/</l><lb/>
            <l>So halff doch kein erba&#x0364;rmlich flehen.</l><lb/>
            <l>Nicht einer/ den du ha&#x017F;t gelehrt/</l><lb/>
            <l>Der dir unfleißig zugeho&#x0364;rt/</l><lb/>
            <l>Kan &#x017F;agen/ daß er &#x017F;ey entgangen:</l><lb/>
            <l>Du ha&#x017F;t niemahls den fleiß ge&#x017F;part/</l><lb/>
            <l>Mit deiner &#x017F;eltnen wunder-art</l><lb/>
            <l>Zu fa&#x0364;rben beyde hinter-wangen.</l><lb/>
            <l>Bald mu&#x017F;te dir ein knabe knien/</l><lb/>
            <l>Die ho&#x017F;en auf die erde ziehn/</l><lb/>
            <l>Daß du den fuß drein konte&#x017F;t &#x017F;etzen;</l><lb/>
            <l>Bald &#x017F;tunden &#x017F;ie an einer reih/</l><lb/>
            <l>Bey iedem &#x017F;chmitz war ein ge&#x017F;chrey/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[333/0343] Vermiſchte Gedichte. Wird zwey paar hinter dich; ach wenn! ach luſt! geſchicket. Dir/ Priſcian/ ſey danck/ ſo lang ich dancken kan/ Daß ich ein ſchulen-licht in ſolchem glantz bin worden. Schaut mich verwundernde/ Syntax-verwandte/ an/ Wie aus dem ſechſten ich ſpring in den vierten orden. Frau/ kaͤmm ins kuͤnfftige mir fleißig die paruͤque/ Es heiſt mich ſauber gehn mein bluͤhendes geluͤcke. Grabſchrifft eines neuen Orbilii. H. M. SO wird nun endlich deine hand Geſcharret in den duͤrren ſand/ Die hier ſo oft und wohl geſtrichen/ Es ſteht der kleinen knaben ſchaar Um deine ſchwartze todten-baar Und klagt: ihr lehrer ſey verblichen. Du haſt manch nacktes angeſicht Geſtellet an das helle licht/ Und deſſen bloͤſſe wohl beſehen/ Du fuͤhrtſt die rute meiſterlich/ Obgleich der knabe kruͤmte ſich/ So halff doch kein erbaͤrmlich flehen. Nicht einer/ den du haſt gelehrt/ Der dir unfleißig zugehoͤrt/ Kan ſagen/ daß er ſey entgangen: Du haſt niemahls den fleiß geſpart/ Mit deiner ſeltnen wunder-art Zu faͤrben beyde hinter-wangen. Bald muſte dir ein knabe knien/ Die hoſen auf die erde ziehn/ Daß du den fuß drein konteſt ſetzen; Bald ſtunden ſie an einer reih/ Bey iedem ſchmitz war ein geſchrey/ Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/343
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/343>, abgerufen am 27.11.2024.