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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Vermischte Gedichte.

Jch bin ein lustspiel meiner lüste/
Und auch ihr traur-gerüste.

6.
Jhr menschen wolt ihr glücklich leben/
So wehrt euch weil der athem wehrt;
Bemüht euch nur nicht nachzugeben/
Und thut nicht was die lust begehrt/
Denn/ den sie einmahl überwunden/
Der ist und bleibt gebunden.


Liebe will was eignes haben.


1.
WEr liebet solchen mund/
Dem alle küsse schmecken
Und jederman mag lecken/
Und machen ungescheut die heisse flammen kund/
Der heut mit diesem schertzet/
Und morgen jenen hertzet/
Ja der mit tausenden macht einen liebes-bund?
Wer liebet solchen mund?
2.
Da sitzt die bieue nicht/
Wo wilde hummeln sitzen:
Sie sucht die süssen ritzen/
Da noch das wespen-heer nicht honig draus gekriegt.
Auch wo vergiffte spinnen
Den geiffer lassen rinnen/
Und wo die raupe schon ihr nest hat eingericht/
Da sitzt die biene nicht.
3.
Was nützt das rosen-blat
Worunter würme hecken?
Sein
Y 4

Vermiſchte Gedichte.

Jch bin ein luſtſpiel meiner luͤſte/
Und auch ihr traur-geruͤſte.

6.
Jhr menſchen wolt ihr gluͤcklich leben/
So wehrt euch weil der athem wehrt;
Bemuͤht euch nur nicht nachzugeben/
Und thut nicht was die luſt begehrt/
Denn/ den ſie einmahl uͤberwunden/
Der iſt und bleibt gebunden.


Liebe will was eignes haben.


1.
WEr liebet ſolchen mund/
Dem alle kuͤſſe ſchmecken
Und jederman mag lecken/
Und machen ungeſcheut die heiſſe flammen kund/
Der heut mit dieſem ſchertzet/
Und morgen jenen hertzet/
Ja der mit tauſenden macht einen liebes-bund?
Wer liebet ſolchen mund?
2.
Da ſitzt die bieue nicht/
Wo wilde hummeln ſitzen:
Sie ſucht die ſuͤſſen ritzen/
Da noch das weſpen-heer nicht honig draus gekriegt.
Auch wo vergiffte ſpinnen
Den geiffer laſſen rinnen/
Und wo die raupe ſchon ihr neſt hat eingericht/
Da ſitzt die biene nicht.
3.
Was nuͤtzt das roſen-blat
Worunter wuͤrme hecken?
Sein
Y 4
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[341/0351] Vermiſchte Gedichte. Jch bin ein luſtſpiel meiner luͤſte/ Und auch ihr traur-geruͤſte. 6. Jhr menſchen wolt ihr gluͤcklich leben/ So wehrt euch weil der athem wehrt; Bemuͤht euch nur nicht nachzugeben/ Und thut nicht was die luſt begehrt/ Denn/ den ſie einmahl uͤberwunden/ Der iſt und bleibt gebunden. Liebe will was eignes haben. 1. WEr liebet ſolchen mund/ Dem alle kuͤſſe ſchmecken Und jederman mag lecken/ Und machen ungeſcheut die heiſſe flammen kund/ Der heut mit dieſem ſchertzet/ Und morgen jenen hertzet/ Ja der mit tauſenden macht einen liebes-bund? Wer liebet ſolchen mund? 2. Da ſitzt die bieue nicht/ Wo wilde hummeln ſitzen: Sie ſucht die ſuͤſſen ritzen/ Da noch das weſpen-heer nicht honig draus gekriegt. Auch wo vergiffte ſpinnen Den geiffer laſſen rinnen/ Und wo die raupe ſchon ihr neſt hat eingericht/ Da ſitzt die biene nicht. 3. Was nuͤtzt das roſen-blat Worunter wuͤrme hecken? Sein Y 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/351>, abgerufen am 27.11.2024.