Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
4. Nunmehr bin ich gantz perlassen/Und in höchstem grad betrübt: Wer kan alle seufzer fassen/ Die das hertze von sich giebt? Angst und ungemeines leiden Halten meinen geist bestrickt/ Weil ich das seh von mir scheiden/ Das mir seel' und brust erquickt. 5. Alle lust wird mir vergället/Und ich achte keinen schertz/ Wer sich frölich bey mir stellet/ Der vermehret meinen schmertz. Jch mag nichts von freude wissen/ Denn ich bin voll hertzeleid/ Thränen will ich nur vergiessen Zu verkürtzung meiner zeit. 6. Jst nun iemand von den meinen/Der mir trost ertheilen mag/ Ach so helfft mir alle weinen/ Uber diesen unglücks-tag. Aber du nimm/ o mein leben/ (Weil ich sonst nichts lieffern kan/) Thränen/ so ich dir gegeben/ Als mein letztes opffer an. Der verlassene Liebhaber. 1. MEiner hoffnung blum' ist hin/Meine blüten sind erfroren/ Weil
4. Nunmehr bin ich gantz perlaſſen/Und in hoͤchſtem grad betruͤbt: Wer kan alle ſeufzer faſſen/ Die das hertze von ſich giebt? Angſt und ungemeines leiden Halten meinen geiſt beſtrickt/ Weil ich das ſeh von mir ſcheiden/ Das mir ſeel’ und bruſt erquickt. 5. Alle luſt wird mir vergaͤllet/Und ich achte keinen ſchertz/ Wer ſich froͤlich bey mir ſtellet/ Der vermehret meinen ſchmertz. Jch mag nichts von freude wiſſen/ Denn ich bin voll hertzeleid/ Thraͤnen will ich nur vergieſſen Zu verkuͤrtzung meiner zeit. 6. Jſt nun iemand von den meinen/Der mir troſt ertheilen mag/ Ach ſo helfft mir alle weinen/ Uber dieſen ungluͤcks-tag. Aber du nimm/ o mein leben/ (Weil ich ſonſt nichts lieffern kan/) Thraͤnen/ ſo ich dir gegeben/ Als mein letztes opffer an. Der verlaſſene Liebhaber. 1. MEiner hoffnung blum’ iſt hin/Meine bluͤten ſind erfroren/ Weil
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Verliebte Gedichte.
Nur ein blutiger comete
Bleibt am firmamente ſtehn/
Und mein lieblicher planete
Muß in boͤſe zeichen gehn.
4.
Nunmehr bin ich gantz perlaſſen/
Und in hoͤchſtem grad betruͤbt:
Wer kan alle ſeufzer faſſen/
Die das hertze von ſich giebt?
Angſt und ungemeines leiden
Halten meinen geiſt beſtrickt/
Weil ich das ſeh von mir ſcheiden/
Das mir ſeel’ und bruſt erquickt.
5.
Alle luſt wird mir vergaͤllet/
Und ich achte keinen ſchertz/
Wer ſich froͤlich bey mir ſtellet/
Der vermehret meinen ſchmertz.
Jch mag nichts von freude wiſſen/
Denn ich bin voll hertzeleid/
Thraͤnen will ich nur vergieſſen
Zu verkuͤrtzung meiner zeit.
6.
Jſt nun iemand von den meinen/
Der mir troſt ertheilen mag/
Ach ſo helfft mir alle weinen/
Uber dieſen ungluͤcks-tag.
Aber du nimm/ o mein leben/
(Weil ich ſonſt nichts lieffern kan/)
Thraͤnen/ ſo ich dir gegeben/
Als mein letztes opffer an.
Der verlaſſene Liebhaber.
1.
MEiner hoffnung blum’ iſt hin/
Meine bluͤten ſind erfroren/
Weil
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