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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
Worüber dennoch er die oberhand behält.
Der sonder meine krafft läst neue menschen werden,
Schickt ihren untergang, auch wenn es ihm gefällt,
Und lindert nur durch mich die menschlichen beschwerden.

Und dieser heist auch sie die erste schuld bezahlen,
Drum gieb ihm willig hin das dir geborgte pfand,
Der geist wird also los von seinen irrdschen schaalen,
(Die doch nicht gantz vergehn) und ruht ins Höchsten hand.
Bringt sterben der natur und ärtzten nichts als fchrecken;
So kan es Christen doch nur eitel trost erwecken.
Diß ist der weisen stein, der alle plagen hebt,
Drum will sie länger nicht in dieser welt verweilen,
Weil hier nach ihm umsonst ein irrdscher Hermes strebt,
Soll sie der Trismegist des himmels ewig heilen.


Die glücklich-verkehrte hoffnung,
Bey Tit.
Herrn Maximilian R. v. P. u. W.
DEr Schotten königin, das muster vieler pein,
Die ein geschärfftes beil in Engelland gefället,
Und die der nachwelt sich zum schau-spiel aufgestellet;
Grub ihren fenstern diß mit diamanten ein,
Und schrieb, wofern es wahr, was man zu schreiben pfleget:
Der hoffnung spitze hat mich in den staub geleget.
Was diese königin ihr selber zugedacht,
Jst ein gemeiner satz, den sonst die meisten fühlen.
Das hoffen läst uns erst mit hundert sätzen spielen,
Und endlich ists ein traum, wenn wir erst aufgewacht.
Wer auf der hoffnung berg die spitze fast erstiegen,
Muß offtmals unverhofft gestürtzt im grunde liegen.
Man hofft bey abend-roth verklärte morgen-zeit,
Pflegt gleich der tag darauf in nebel sich zu hüllen,
Und in der blitzen macht vor sonnen gold zu füllen
Die äpffel essen wir, die uns die wohllust beut,
Jn

Begraͤbniß-Gedichte.
Woruͤber dennoch er die oberhand behaͤlt.
Der ſonder meine krafft laͤſt neue menſchen werden,
Schickt ihren untergang, auch wenn es ihm gefaͤllt,
Und lindert nur durch mich die menſchlichen beſchwerden.

Und dieſer heiſt auch ſie die erſte ſchuld bezahlen,
Drum gieb ihm willig hin das dir geborgte pfand,
Der geiſt wird alſo los von ſeinen irrdſchen ſchaalen,
(Die doch nicht gantz vergehn) und ruht ins Hoͤchſten hand.
Bringt ſterben der natur und aͤrtzten nichts als fchrecken;
So kan es Chriſten doch nur eitel troſt erwecken.
Diß iſt der weiſen ſtein, der alle plagen hebt,
Drum will ſie laͤnger nicht in dieſer welt verweilen,
Weil hier nach ihm umſonſt ein irrdſcher Hermes ſtrebt,
Soll ſie der Trismegiſt des himmels ewig heilen.


Die gluͤcklich-verkehrte hoffnung,
Bey Tit.
Herrn Maximilian R. v. P. u. W.
DEr Schotten koͤnigin, das muſter vieler pein,
Die ein geſchaͤrfftes beil in Engelland gefaͤllet,
Und die der nachwelt ſich zum ſchau-ſpiel aufgeſtellet;
Grub ihren fenſtern diß mit diamanten ein,
Und ſchrieb, wofern es wahr, was man zu ſchreiben pfleget:
Der hoffnung ſpitze hat mich in den ſtaub geleget.
Was dieſe koͤnigin ihr ſelber zugedacht,
Jſt ein gemeiner ſatz, den ſonſt die meiſten fuͤhlen.
Das hoffen laͤſt uns erſt mit hundert ſaͤtzen ſpielen,
Und endlich iſts ein traum, wenn wir erſt aufgewacht.
Wer auf der hoffnung berg die ſpitze faſt erſtiegen,
Muß offtmals unverhofft geſtuͤrtzt im grunde liegen.
Man hofft bey abend-roth verklaͤrte morgen-zeit,
Pflegt gleich der tag darauf in nebel ſich zu huͤllen,
Und in der blitzen macht vor ſonnen gold zu fuͤllen
Die aͤpffel eſſen wir, die uns die wohlluſt beut,
Jn
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[104/0106] Begraͤbniß-Gedichte. Woruͤber dennoch er die oberhand behaͤlt. Der ſonder meine krafft laͤſt neue menſchen werden, Schickt ihren untergang, auch wenn es ihm gefaͤllt, Und lindert nur durch mich die menſchlichen beſchwerden. Und dieſer heiſt auch ſie die erſte ſchuld bezahlen, Drum gieb ihm willig hin das dir geborgte pfand, Der geiſt wird alſo los von ſeinen irrdſchen ſchaalen, (Die doch nicht gantz vergehn) und ruht ins Hoͤchſten hand. Bringt ſterben der natur und aͤrtzten nichts als fchrecken; So kan es Chriſten doch nur eitel troſt erwecken. Diß iſt der weiſen ſtein, der alle plagen hebt, Drum will ſie laͤnger nicht in dieſer welt verweilen, Weil hier nach ihm umſonſt ein irrdſcher Hermes ſtrebt, Soll ſie der Trismegiſt des himmels ewig heilen. Die gluͤcklich-verkehrte hoffnung, Bey Tit. Herrn Maximilian R. v. P. u. W. DEr Schotten koͤnigin, das muſter vieler pein, Die ein geſchaͤrfftes beil in Engelland gefaͤllet, Und die der nachwelt ſich zum ſchau-ſpiel aufgeſtellet; Grub ihren fenſtern diß mit diamanten ein, Und ſchrieb, wofern es wahr, was man zu ſchreiben pfleget: Der hoffnung ſpitze hat mich in den ſtaub geleget. Was dieſe koͤnigin ihr ſelber zugedacht, Jſt ein gemeiner ſatz, den ſonſt die meiſten fuͤhlen. Das hoffen laͤſt uns erſt mit hundert ſaͤtzen ſpielen, Und endlich iſts ein traum, wenn wir erſt aufgewacht. Wer auf der hoffnung berg die ſpitze faſt erſtiegen, Muß offtmals unverhofft geſtuͤrtzt im grunde liegen. Man hofft bey abend-roth verklaͤrte morgen-zeit, Pflegt gleich der tag darauf in nebel ſich zu huͤllen, Und in der blitzen macht vor ſonnen gold zu fuͤllen Die aͤpffel eſſen wir, die uns die wohlluſt beut, Jn

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/106>, abgerufen am 23.11.2024.