Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite
Hochzeit-Getichte.
Die hände füllt man euch mit zwirn und nadeln an,
Jn die ihr lieber wünscht was männliches zu schliessen:
Und lencket euer fuß sich auf die liebes-bahn,
So führt die mutter euch alsbald zum kleppel-küssen.
So ist auch sonst an euch kein glied von schmertzen frey,
Und so verbringet ihr, gleich siechen, eure tage,
Und müsset zugestehn, die jungfer-plage sey
Noch viel beschwerlicher, als wohl die mutter-plage.
Hochwerther bräutigam! die schrifft, die seine hand
Einst von dem krancken-weh der jungfern hat geschrieben,
Hat uns so wohl gelehrt derselben übelstand,
Als mittel angezeigt, wodurch er wird vertrieben;
Jtzt schenckt der himmel ihm ein angenehmes kind,
Das bald die frohe schaar der Nymphen wird vermissen,
Und das sich gegen ihm vor liebe kranck befindt:
So wird er es beglückt denn auch zu heilen wissen,
Jch weiß, die liebe wird hiebey mit eigner hand
Von viel vergnügungen und tausend lieblichkeiten
Ein labsal, welches ihr noch beyde nicht erkannt,
Zu eurer stärckung euch verlobten zu bereiten.
Wohl ihr! beglückte braut! daß ihr befreyter fuß
Kan aus dem lazareth der jungfer-schaar entweichen!
Und daß itzt täglich ihr des liebsten süsser kuß
Vor alle böse lufft wird heilungs-mittel reichen!
Mein wunsch, den ihr hiebey in wenig zeilen schaut,
Jst dieser: Daß euch nichts als schertz und lust vergnüge!
Lebt beyde stets gesund! doch also, daß die braut
Sechs wochen manchmahl kranck, doch ohne schmertzen, liege!


Die bey eines baders hochzeit vorgestellt;
bad-stube der liebe.

E. G.
JCh weiß nicht, wo man sich doch nur verstecken soll,
Wann man der liebe will aus aug und händen gehen;
Und
J 3
Hochzeit-Getichte.
Die haͤnde fuͤllt man euch mit zwirn und nadeln an,
Jn die ihr lieber wuͤnſcht was maͤnnliches zu ſchlieſſen:
Und lencket euer fuß ſich auf die liebes-bahn,
So fuͤhrt die mutter euch alsbald zum kleppel-kuͤſſen.
So iſt auch ſonſt an euch kein glied von ſchmertzen frey,
Und ſo verbringet ihr, gleich ſiechen, eure tage,
Und muͤſſet zugeſtehn, die jungfer-plage ſey
Noch viel beſchwerlicher, als wohl die mutter-plage.
Hochwerther braͤutigam! die ſchrifft, die ſeine hand
Einſt von dem krancken-weh der jungfern hat geſchrieben,
Hat uns ſo wohl gelehrt derſelben uͤbelſtand,
Als mittel angezeigt, wodurch er wird vertrieben;
Jtzt ſchenckt der himmel ihm ein angenehmes kind,
Das bald die frohe ſchaar der Nymphen wird vermiſſen,
Und das ſich gegen ihm vor liebe kranck befindt:
So wird er es begluͤckt denn auch zu heilen wiſſen,
Jch weiß, die liebe wird hiebey mit eigner hand
Von viel vergnuͤgungen und tauſend lieblichkeiten
Ein labſal, welches ihr noch beyde nicht erkannt,
Zu eurer ſtaͤrckung euch verlobten zu bereiten.
Wohl ihr! begluͤckte braut! daß ihr befreyter fuß
Kan aus dem lazareth der jungfer-ſchaar entweichen!
Und daß itzt taͤglich ihr des liebſten ſuͤſſer kuß
Vor alle boͤſe lufft wird heilungs-mittel reichen!
Mein wunſch, den ihr hiebey in wenig zeilen ſchaut,
Jſt dieſer: Daß euch nichts als ſchertz und luſt vergnuͤge!
Lebt beyde ſtets geſund! doch alſo, daß die braut
Sechs wochen manchmahl kranck, doch ohne ſchmertzen, liege!


Die bey eines baders hochzeit vorgeſtellt;
bad-ſtube der liebe.

E. G.
JCh weiß nicht, wo man ſich doch nur verſtecken ſoll,
Wann man der liebe will aus aug und haͤnden gehen;
Und
J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0157" n="133"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Getichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Die ha&#x0364;nde fu&#x0364;llt man euch mit zwirn und nadeln an,</l><lb/>
            <l>Jn die ihr lieber wu&#x0364;n&#x017F;cht was ma&#x0364;nnliches zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
            <l>Und lencket euer fuß &#x017F;ich auf die liebes-bahn,</l><lb/>
            <l>So fu&#x0364;hrt die mutter euch alsbald zum kleppel-ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t auch &#x017F;on&#x017F;t an euch kein glied von &#x017F;chmertzen frey,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;o verbringet ihr, gleich &#x017F;iechen, eure tage,</l><lb/>
            <l>Und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et zuge&#x017F;tehn, die jungfer-plage &#x017F;ey</l><lb/>
            <l>Noch viel be&#x017F;chwerlicher, als wohl die mutter-plage.</l><lb/>
            <l>Hochwerther bra&#x0364;utigam! die &#x017F;chrifft, die &#x017F;eine hand</l><lb/>
            <l>Ein&#x017F;t von dem krancken-weh der jungfern hat ge&#x017F;chrieben,</l><lb/>
            <l>Hat uns &#x017F;o wohl gelehrt der&#x017F;elben u&#x0364;bel&#x017F;tand,</l><lb/>
            <l>Als mittel angezeigt, wodurch er wird vertrieben;</l><lb/>
            <l>Jtzt &#x017F;chenckt der himmel ihm ein angenehmes kind,</l><lb/>
            <l>Das bald die frohe &#x017F;chaar der Nymphen wird vermi&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Und das &#x017F;ich gegen ihm vor liebe kranck befindt:</l><lb/>
            <l>So wird er es beglu&#x0364;ckt denn auch zu heilen wi&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Jch weiß, die liebe wird hiebey mit eigner hand</l><lb/>
            <l>Von viel vergnu&#x0364;gungen und tau&#x017F;end lieblichkeiten</l><lb/>
            <l>Ein lab&#x017F;al, welches ihr noch beyde nicht erkannt,</l><lb/>
            <l>Zu eurer &#x017F;ta&#x0364;rckung euch verlobten zu bereiten.</l><lb/>
            <l>Wohl ihr! beglu&#x0364;ckte braut! daß ihr befreyter fuß</l><lb/>
            <l>Kan aus dem lazareth der jungfer-&#x017F;chaar entweichen!</l><lb/>
            <l>Und daß itzt ta&#x0364;glich ihr des lieb&#x017F;ten &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er kuß</l><lb/>
            <l>Vor alle bo&#x0364;&#x017F;e lufft wird heilungs-mittel reichen!</l><lb/>
            <l>Mein wun&#x017F;ch, den ihr hiebey in wenig zeilen &#x017F;chaut,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t die&#x017F;er: Daß euch nichts als &#x017F;chertz und lu&#x017F;t vergnu&#x0364;ge!</l><lb/>
            <l>Lebt beyde &#x017F;tets ge&#x017F;und! doch al&#x017F;o, daß die braut</l><lb/>
            <l>Sechs wochen manchmahl kranck, doch ohne &#x017F;chmertzen, liege!</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Die bey eines baders hochzeit vorge&#x017F;tellt;<lb/>
bad-&#x017F;tube der liebe.</hi><lb/> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">E. G.</hi> </hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch weiß nicht, wo man &#x017F;ich doch nur ver&#x017F;tecken &#x017F;oll,</l><lb/>
              <l>Wann man der liebe will aus aug und ha&#x0364;nden gehen;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0157] Hochzeit-Getichte. Die haͤnde fuͤllt man euch mit zwirn und nadeln an, Jn die ihr lieber wuͤnſcht was maͤnnliches zu ſchlieſſen: Und lencket euer fuß ſich auf die liebes-bahn, So fuͤhrt die mutter euch alsbald zum kleppel-kuͤſſen. So iſt auch ſonſt an euch kein glied von ſchmertzen frey, Und ſo verbringet ihr, gleich ſiechen, eure tage, Und muͤſſet zugeſtehn, die jungfer-plage ſey Noch viel beſchwerlicher, als wohl die mutter-plage. Hochwerther braͤutigam! die ſchrifft, die ſeine hand Einſt von dem krancken-weh der jungfern hat geſchrieben, Hat uns ſo wohl gelehrt derſelben uͤbelſtand, Als mittel angezeigt, wodurch er wird vertrieben; Jtzt ſchenckt der himmel ihm ein angenehmes kind, Das bald die frohe ſchaar der Nymphen wird vermiſſen, Und das ſich gegen ihm vor liebe kranck befindt: So wird er es begluͤckt denn auch zu heilen wiſſen, Jch weiß, die liebe wird hiebey mit eigner hand Von viel vergnuͤgungen und tauſend lieblichkeiten Ein labſal, welches ihr noch beyde nicht erkannt, Zu eurer ſtaͤrckung euch verlobten zu bereiten. Wohl ihr! begluͤckte braut! daß ihr befreyter fuß Kan aus dem lazareth der jungfer-ſchaar entweichen! Und daß itzt taͤglich ihr des liebſten ſuͤſſer kuß Vor alle boͤſe lufft wird heilungs-mittel reichen! Mein wunſch, den ihr hiebey in wenig zeilen ſchaut, Jſt dieſer: Daß euch nichts als ſchertz und luſt vergnuͤge! Lebt beyde ſtets geſund! doch alſo, daß die braut Sechs wochen manchmahl kranck, doch ohne ſchmertzen, liege! Die bey eines baders hochzeit vorgeſtellt; bad-ſtube der liebe. E. G. JCh weiß nicht, wo man ſich doch nur verſtecken ſoll, Wann man der liebe will aus aug und haͤnden gehen; Und J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/157
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/157>, abgerufen am 21.11.2024.