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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Begräbniß-Getichte.

Doch stellen wir davor die ungefärbten hertzen,
Die ein ergrimmter schmertz in heisser angst verzehrt.
Sie brennen kräfftiger, als ampeln und als kertzen,
Und wünschen allerseits, auf deinem leichen-stein
Ein opffer reiner treu und redlichkeit zu seyn.

Wiewohl! was mögen wir in solchem kummer zagen?
Da du in steter lust und steter wonne schwebst,
Und dir ein ehren-kleid von seid und purpur webst,
Ein kleid, dergleichen nur die überwinder tragen.
Unsterblicher monarch! du bist uns nicht entrückt;
Du bist vielmehr dahin zu unserm trost gelanget,
Wo dein verklärtes aug auf so viel länder blickt,
Und das gecrönte haupt mit tausend sternen pranget.
Da stehst du, trotz der nacht! trotz dem gehäufften weh!
Als ein Palladium und schutz-bild in der höh.
Glorwürdigster monarch! von dessen helden-thaten
So Stambol, als Pariß, mit zittern hören muß,
Auf was vor feinde trat dein unerschrockner fuß!
Und was ist deiner faust nicht wunderbar gerathen!
Dein donner, dessen krafft selbst von dem himmel stammt:
Dein donner, den der HErr mit pfeilen ausgerüstet,
Hat, als man ihm zur rach und eyfer angeflammt,
Nebucadnezars bild, das greuel-bild, verwüstet:
Es fiel so hahn als hund, zu beyder schimpf und hohn,
Wie dort Sennacherib von dem verbannten thron.
Was Carl der fünffte that, ist gegen deinen siegen
Ein blosses kinder-spiel. Er ließ den Solyman
Vor Wien zurücke gehn; Diß war genug gethan!
Doch wolte sich zu dir ein höher glück verfügen:
Als Mechmets toller schwarm den kayser-sitz besprang,
Und Kara Mustapha mit hundert tausend horden
Die länder überschwemmt, ist des tyrannen zwang
Durch deiner waffen blitz zu staub und asche worden:
Der palm- und lorbeer-krantz war von der schönsten art,
Als gantz Pannonien durch dich erlöset ward.
Und

Begraͤbniß-Getichte.

Doch ſtellen wir davor die ungefaͤrbten hertzen,
Die ein ergrimmter ſchmertz in heiſſer angſt verzehrt.
Sie brennen kraͤfftiger, als ampeln und als kertzen,
Und wuͤnſchen allerſeits, auf deinem leichen-ſtein
Ein opffer reiner treu und redlichkeit zu ſeyn.

Wiewohl! was moͤgen wir in ſolchem kummer zagen?
Da du in ſteter luſt und ſteter wonne ſchwebſt,
Und dir ein ehren-kleid von ſeid und purpur webſt,
Ein kleid, dergleichen nur die uͤberwinder tragen.
Unſterblicher monarch! du biſt uns nicht entruͤckt;
Du biſt vielmehr dahin zu unſerm troſt gelanget,
Wo dein verklaͤrtes aug auf ſo viel laͤnder blickt,
Und das gecroͤnte haupt mit tauſend ſternen pranget.
Da ſtehſt du, trotz der nacht! trotz dem gehaͤufften weh!
Als ein Palladium und ſchutz-bild in der hoͤh.
Glorwuͤrdigſter monarch! von deſſen helden-thaten
So Stambol, als Pariß, mit zittern hoͤren muß,
Auf was vor feinde trat dein unerſchrockner fuß!
Und was iſt deiner fauſt nicht wunderbar gerathen!
Dein donner, deſſen krafft ſelbſt von dem himmel ſtammt:
Dein donner, den der HErꝛ mit pfeilen ausgeruͤſtet,
Hat, als man ihm zur rach und eyfer angeflammt,
Nebucadnezars bild, das greuel-bild, verwuͤſtet:
Es fiel ſo hahn als hund, zu beyder ſchimpf und hohn,
Wie dort Sennacherib von dem verbannten thron.
Was Carl der fuͤnffte that, iſt gegen deinen ſiegen
Ein bloſſes kinder-ſpiel. Er ließ den Solyman
Vor Wien zuruͤcke gehn; Diß war genug gethan!
Doch wolte ſich zu dir ein hoͤher gluͤck verfuͤgen:
Als Mechmets toller ſchwarm den kayſer-ſitz beſprang,
Und Kara Muſtapha mit hundert tauſend horden
Die laͤnder uͤberſchwemmt, iſt des tyrannen zwang
Durch deiner waffen blitz zu ſtaub und aſche worden:
Der palm- und lorbeer-krantz war von der ſchoͤnſten art,
Als gantz Pannonien durch dich erloͤſet ward.
Und
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[168/0192] Begraͤbniß-Getichte. Doch ſtellen wir davor die ungefaͤrbten hertzen, Die ein ergrimmter ſchmertz in heiſſer angſt verzehrt. Sie brennen kraͤfftiger, als ampeln und als kertzen, Und wuͤnſchen allerſeits, auf deinem leichen-ſtein Ein opffer reiner treu und redlichkeit zu ſeyn. Wiewohl! was moͤgen wir in ſolchem kummer zagen? Da du in ſteter luſt und ſteter wonne ſchwebſt, Und dir ein ehren-kleid von ſeid und purpur webſt, Ein kleid, dergleichen nur die uͤberwinder tragen. Unſterblicher monarch! du biſt uns nicht entruͤckt; Du biſt vielmehr dahin zu unſerm troſt gelanget, Wo dein verklaͤrtes aug auf ſo viel laͤnder blickt, Und das gecroͤnte haupt mit tauſend ſternen pranget. Da ſtehſt du, trotz der nacht! trotz dem gehaͤufften weh! Als ein Palladium und ſchutz-bild in der hoͤh. Glorwuͤrdigſter monarch! von deſſen helden-thaten So Stambol, als Pariß, mit zittern hoͤren muß, Auf was vor feinde trat dein unerſchrockner fuß! Und was iſt deiner fauſt nicht wunderbar gerathen! Dein donner, deſſen krafft ſelbſt von dem himmel ſtammt: Dein donner, den der HErꝛ mit pfeilen ausgeruͤſtet, Hat, als man ihm zur rach und eyfer angeflammt, Nebucadnezars bild, das greuel-bild, verwuͤſtet: Es fiel ſo hahn als hund, zu beyder ſchimpf und hohn, Wie dort Sennacherib von dem verbannten thron. Was Carl der fuͤnffte that, iſt gegen deinen ſiegen Ein bloſſes kinder-ſpiel. Er ließ den Solyman Vor Wien zuruͤcke gehn; Diß war genug gethan! Doch wolte ſich zu dir ein hoͤher gluͤck verfuͤgen: Als Mechmets toller ſchwarm den kayſer-ſitz beſprang, Und Kara Muſtapha mit hundert tauſend horden Die laͤnder uͤberſchwemmt, iſt des tyrannen zwang Durch deiner waffen blitz zu ſtaub und aſche worden: Der palm- und lorbeer-krantz war von der ſchoͤnſten art, Als gantz Pannonien durch dich erloͤſet ward. Und

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/192>, abgerufen am 24.11.2024.