Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Begräbniß-Getichte. Und wie verdientest du den grossen ehren-nahmen Des Mehrers deines reichs, und auch der christenheit, Als du den Jster-strom von seinem joch befreyt: Als segen, glück und sieg stets auf einander kamen! So lernt ein Jsmael, der nach dem ersten fall, Da sein geschlagnes heer fast in der Raab ersoffen, Mit gutem recht beklagt, durch der carthaunen-knall, Was von dem friedens-bruch, den Franckreich rieth, zu hoffen: So wird des Amalecks verfluchte macht erschreckt, Wenn Moses seine hand zum heiligthum ausstreckt. Denn warum solte diß von uns verschwiegen bleiben, Was deine gottes-furcht sehr offt gestanden hat, Daß diß besondre glück des himmels wunderthat, Und dem gerechten arm des Höchsten zuzuschreiben? Durch diesen wurd zugleich der Pharao gestürtzt, Der stoltze Pharao, der dich an deinem erbe, Mehr durch verdammte tück, als durch gewalt, verkürtzt. Jtzt sieht er, was die list vor einen lohn erwerbe, Und wie derjenige zu dem verderben läufft, Der unrecht und betrug wie wasser in sich säufft. Doch was erkühnt man sich, diß weiter zu entwerffen, Was dir des HErren hand und sonderbahrer rath, Da gifft und meuchel-mord auf dich gewütet hat, Vor heyl und hülff erzeigt? Wer will die feder schärffen? Wer stellt die tugenden, die frömmigkeit, die huld, Die ernste majestät, die liebe zu den künsten, Die unvergleichlich war, die klugheit, die geduld, Und die gerechtigkeit, die unter den gespinnsten Des purpurs allemahl die oberhand behält, Vollkommen an das licht, und zeigt sie aller welt? Wir sind zu schwach darzu, und würden vor dem sehnen, Das jeder unter uns nach deiner güte fühlt, Jtzt, da so viel gefahr auf unsre scheitel zielt, Gantz matt und krafft-los stehn; Wenn bey so vielen thränen Sich nicht ein neuer strahl, ein neues licht gezeigt, Das L 5
Begraͤbniß-Getichte. Und wie verdienteſt du den groſſen ehren-nahmen Des Mehrers deines reichs, und auch der chriſtenheit, Als du den Jſter-ſtrom von ſeinem joch befreyt: Als ſegen, gluͤck und ſieg ſtets auf einander kamen! So lernt ein Jſmael, der nach dem erſten fall, Da ſein geſchlagnes heer faſt in der Raab erſoffen, Mit gutem recht beklagt, durch der carthaunen-knall, Was von dem friedens-bruch, den Franckreich rieth, zu hoffen: So wird des Amalecks verfluchte macht erſchreckt, Wenn Moſes ſeine hand zum heiligthum ausſtreckt. Denn warum ſolte diß von uns verſchwiegen bleiben, Was deine gottes-furcht ſehr offt geſtanden hat, Daß diß beſondre gluͤck des himmels wunderthat, Und dem gerechten arm des Hoͤchſten zuzuſchreiben? Durch dieſen wurd zugleich der Pharao geſtuͤrtzt, Der ſtoltze Pharao, der dich an deinem erbe, Mehr durch verdammte tuͤck, als durch gewalt, verkuͤrtzt. Jtzt ſieht er, was die liſt vor einen lohn erwerbe, Und wie derjenige zu dem verderben laͤufft, Der unrecht und betrug wie waſſer in ſich ſaͤufft. Doch was erkuͤhnt man ſich, diß weiter zu entwerffen, Was dir des HErren hand und ſonderbahrer rath, Da gifft und meuchel-mord auf dich gewuͤtet hat, Vor heyl und huͤlff erzeigt? Wer will die feder ſchaͤrffen? Wer ſtellt die tugenden, die froͤmmigkeit, die huld, Die ernſte majeſtaͤt, die liebe zu den kuͤnſten, Die unvergleichlich war, die klugheit, die geduld, Und die gerechtigkeit, die unter den geſpinnſten Des purpurs allemahl die oberhand behaͤlt, Vollkommen an das licht, und zeigt ſie aller welt? Wir ſind zu ſchwach darzu, und wuͤrden vor dem ſehnen, Das jeder unter uns nach deiner guͤte fuͤhlt, Jtzt, da ſo viel gefahr auf unſre ſcheitel zielt, Gantz matt und krafft-los ſtehn; Wenn bey ſo vielen thraͤnen Sich nicht ein neuer ſtrahl, ein neues licht gezeigt, Das L 5
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Begraͤbniß-Getichte.
Und wie verdienteſt du den groſſen ehren-nahmen
Des Mehrers deines reichs, und auch der chriſtenheit,
Als du den Jſter-ſtrom von ſeinem joch befreyt:
Als ſegen, gluͤck und ſieg ſtets auf einander kamen!
So lernt ein Jſmael, der nach dem erſten fall,
Da ſein geſchlagnes heer faſt in der Raab erſoffen,
Mit gutem recht beklagt, durch der carthaunen-knall,
Was von dem friedens-bruch, den Franckreich rieth, zu hoffen:
So wird des Amalecks verfluchte macht erſchreckt,
Wenn Moſes ſeine hand zum heiligthum ausſtreckt.
Denn warum ſolte diß von uns verſchwiegen bleiben,
Was deine gottes-furcht ſehr offt geſtanden hat,
Daß diß beſondre gluͤck des himmels wunderthat,
Und dem gerechten arm des Hoͤchſten zuzuſchreiben?
Durch dieſen wurd zugleich der Pharao geſtuͤrtzt,
Der ſtoltze Pharao, der dich an deinem erbe,
Mehr durch verdammte tuͤck, als durch gewalt, verkuͤrtzt.
Jtzt ſieht er, was die liſt vor einen lohn erwerbe,
Und wie derjenige zu dem verderben laͤufft,
Der unrecht und betrug wie waſſer in ſich ſaͤufft.
Doch was erkuͤhnt man ſich, diß weiter zu entwerffen,
Was dir des HErren hand und ſonderbahrer rath,
Da gifft und meuchel-mord auf dich gewuͤtet hat,
Vor heyl und huͤlff erzeigt? Wer will die feder ſchaͤrffen?
Wer ſtellt die tugenden, die froͤmmigkeit, die huld,
Die ernſte majeſtaͤt, die liebe zu den kuͤnſten,
Die unvergleichlich war, die klugheit, die geduld,
Und die gerechtigkeit, die unter den geſpinnſten
Des purpurs allemahl die oberhand behaͤlt,
Vollkommen an das licht, und zeigt ſie aller welt?
Wir ſind zu ſchwach darzu, und wuͤrden vor dem ſehnen,
Das jeder unter uns nach deiner guͤte fuͤhlt,
Jtzt, da ſo viel gefahr auf unſre ſcheitel zielt,
Gantz matt und krafft-los ſtehn; Wenn bey ſo vielen thraͤnen
Sich nicht ein neuer ſtrahl, ein neues licht gezeigt,
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