Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.
Zu diesem wendet man das thränende gesichte, Und wünscht, daß er auf uns, die des monarchen tod Jn tieffen kummer-stand und jammer-volle noth Mehr als zuviel gesetzt, so hertz als augen richte! So wird, wie Leopold der ahnen hohen ruhm Durch seine tugenden und thaten überstiegen, Auch Joseph, der ihm längst zu seinem eigenthum So furcht als lieb erwehlt, der völcker wunsch vergnügen, Und so, nächst GOttes schutz, in allem seinem thun Des grossen vaters glück und segen auf ihm ruhn! Der bey dem hoch-adel. leich-begängniß JHr, die ihr saud vor gold, und schaum vor perlen acht,tit. Herrn Niclas von Mohl auf Mühl- Rädlitz, des fürstenthums Liegnitz lan- des-ältesten, entworffene bau des menschlichen lebens. B. S. Die ihr auf glas und eiß der wohlfarth pfeiler setzet, Und euren eitlen ruhm in ertz und marmor ätzet, Kommt hier zu dieser grufft, holt licht bey dieser nacht! Werfft eure larven ab, die voller schwindel stecken, Die ein gefirnster wahn um eure schläfe hüllt! Hier ist ein richter-platz, wo kein verstellen gilt, Ein spiegel, der euch nichts von flecken wird verdecken, Da jedermann sein bild in fremder asche sieht. Der lehrer ist der tod; sein stuhl die leichen-bahre; Jndem er groß und klein auf seinen schau-platz zieht, So rufft er nur so viel: O eitle lebens-jahre! Wie
Zu dieſem wendet man das thraͤnende geſichte, Und wuͤnſcht, daß er auf uns, die des monarchen tod Jn tieffen kummer-ſtand und jammer-volle noth Mehr als zuviel geſetzt, ſo hertz als augen richte! So wird, wie Leopold der ahnen hohen ruhm Durch ſeine tugenden und thaten uͤberſtiegen, Auch Joſeph, der ihm laͤngſt zu ſeinem eigenthum So furcht als lieb erwehlt, der voͤlcker wunſch vergnuͤgen, Und ſo, naͤchſt GOttes ſchutz, in allem ſeinem thun Des groſſen vaters gluͤck und ſegen auf ihm ruhn! Der bey dem hoch-adel. leich-begaͤngniß JHr, die ihr ſaud vor gold, und ſchaum vor perlen acht,tit. Herꝛn Niclas von Mohl auf Muͤhl- Raͤdlitz, des fuͤrſtenthums Liegnitz lan- des-aͤlteſten, entworffene bau des menſchlichen lebens. B. S. Die ihr auf glas und eiß der wohlfarth pfeiler ſetzet, Und euren eitlen ruhm in ertz und marmor aͤtzet, Kommt hier zu dieſer grufft, holt licht bey dieſer nacht! Werfft eure larven ab, die voller ſchwindel ſtecken, Die ein gefirnſter wahn um eure ſchlaͤfe huͤllt! Hier iſt ein richter-platz, wo kein verſtellen gilt, Ein ſpiegel, der euch nichts von flecken wird verdecken, Da jedermann ſein bild in fremder aſche ſieht. Der lehrer iſt der tod; ſein ſtuhl die leichen-bahre; Jndem er groß und klein auf ſeinen ſchau-platz zieht, So rufft er nur ſo viel: O eitle lebens-jahre! Wie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="9"> <l> <pb facs="#f0194" n="170"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begraͤbniß-Getichte.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Das in der finſterniß, als wie die ſonne, glaͤntzet.</l><lb/> <l>Dein Joſeph, welcher hertz und ſinnen zu ſich neigt:</l><lb/> <l>Dein Joſeph, den ſo ſieg, als ehre, laͤngſt bekraͤntzet:</l><lb/> <l>Dein Joſeph, welcher dir durchgehends aͤhnlich iſt,</l><lb/> <l>Wird itzt zu unſerm haupt und aufenthalt erkieſt.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Zu dieſem wendet man das thraͤnende geſichte,</l><lb/> <l>Und wuͤnſcht, daß er auf uns, die des monarchen tod</l><lb/> <l>Jn tieffen kummer-ſtand und jammer-volle noth</l><lb/> <l>Mehr als zuviel geſetzt, ſo hertz als augen richte!</l><lb/> <l>So wird, wie Leopold der ahnen hohen ruhm</l><lb/> <l>Durch ſeine tugenden und thaten uͤberſtiegen,</l><lb/> <l>Auch Joſeph, der ihm laͤngſt zu ſeinem eigenthum</l><lb/> <l>So furcht als lieb erwehlt, der voͤlcker wunſch vergnuͤgen,</l><lb/> <l>Und ſo, naͤchſt GOttes ſchutz, in allem ſeinem thun</l><lb/> <l>Des groſſen vaters gluͤck und ſegen auf ihm ruhn!</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b">Der bey dem hoch-adel. leich-begaͤngniß<lb/><hi rendition="#aq">tit.</hi> Herꝛn Niclas von Mohl auf Muͤhl-<lb/> Raͤdlitz, des fuͤrſtenthums Liegnitz lan-<lb/> des-aͤlteſten, entworffene bau des<lb/> menſchlichen lebens.</hi><lb/> B. S.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">J</hi>Hr, die ihr ſaud vor gold, und ſchaum vor perlen acht,</l><lb/> <l>Die ihr auf glas und eiß der wohlfarth pfeiler ſetzet,</l><lb/> <l>Und euren eitlen ruhm in ertz und marmor aͤtzet,</l><lb/> <l>Kommt hier zu dieſer grufft, holt licht bey dieſer nacht!</l><lb/> <l>Werfft eure larven ab, die voller ſchwindel ſtecken,</l><lb/> <l>Die ein gefirnſter wahn um eure ſchlaͤfe huͤllt!</l><lb/> <l>Hier iſt ein richter-platz, wo kein verſtellen gilt,</l><lb/> <l>Ein ſpiegel, der euch nichts von flecken wird verdecken,</l><lb/> <l>Da jedermann ſein bild in fremder aſche ſieht.</l><lb/> <l>Der lehrer iſt der tod; ſein ſtuhl die leichen-bahre;</l><lb/> <l>Jndem er groß und klein auf ſeinen ſchau-platz zieht,</l><lb/> <l>So rufft er nur ſo viel: O eitle lebens-jahre!</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [170/0194]
Begraͤbniß-Getichte.
Das in der finſterniß, als wie die ſonne, glaͤntzet.
Dein Joſeph, welcher hertz und ſinnen zu ſich neigt:
Dein Joſeph, den ſo ſieg, als ehre, laͤngſt bekraͤntzet:
Dein Joſeph, welcher dir durchgehends aͤhnlich iſt,
Wird itzt zu unſerm haupt und aufenthalt erkieſt.
Zu dieſem wendet man das thraͤnende geſichte,
Und wuͤnſcht, daß er auf uns, die des monarchen tod
Jn tieffen kummer-ſtand und jammer-volle noth
Mehr als zuviel geſetzt, ſo hertz als augen richte!
So wird, wie Leopold der ahnen hohen ruhm
Durch ſeine tugenden und thaten uͤberſtiegen,
Auch Joſeph, der ihm laͤngſt zu ſeinem eigenthum
So furcht als lieb erwehlt, der voͤlcker wunſch vergnuͤgen,
Und ſo, naͤchſt GOttes ſchutz, in allem ſeinem thun
Des groſſen vaters gluͤck und ſegen auf ihm ruhn!
Der bey dem hoch-adel. leich-begaͤngniß
tit. Herꝛn Niclas von Mohl auf Muͤhl-
Raͤdlitz, des fuͤrſtenthums Liegnitz lan-
des-aͤlteſten, entworffene bau des
menſchlichen lebens.
B. S.
JHr, die ihr ſaud vor gold, und ſchaum vor perlen acht,
Die ihr auf glas und eiß der wohlfarth pfeiler ſetzet,
Und euren eitlen ruhm in ertz und marmor aͤtzet,
Kommt hier zu dieſer grufft, holt licht bey dieſer nacht!
Werfft eure larven ab, die voller ſchwindel ſtecken,
Die ein gefirnſter wahn um eure ſchlaͤfe huͤllt!
Hier iſt ein richter-platz, wo kein verſtellen gilt,
Ein ſpiegel, der euch nichts von flecken wird verdecken,
Da jedermann ſein bild in fremder aſche ſieht.
Der lehrer iſt der tod; ſein ſtuhl die leichen-bahre;
Jndem er groß und klein auf ſeinen ſchau-platz zieht,
So rufft er nur ſo viel: O eitle lebens-jahre!
Wie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |