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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.
Der vergebens, obwohl treulich,
gewarnete.
JCh hätte nicht gedacht, wie ich erleben wolte,
Daß einen alten fuchs man dennoch fangen solte:
Denn der wohl andere viel tausendmahl verlacht,
Tapt itzo selber ein; das hätt' ich nicht gedacht.
Erinnerst du dich nicht der vormahls schönen zeiten,
Da du nach deiner lust kontst fremde pferde reiten?
Wie du den besten schatz der freyheit itzt verlierst,
Nun du ein eigen pferd an deine krippe führst.
Und zwar, da schon bey dir der haber will veralten,
Wie wirst du immerhin den strengen dienst verwalten?
Denn dieses glaube nur, daß solch ein klepperlein
Will teutsch gestriegelt und französch gefüttert seyn.
Jch weiß noch wohl die zeit, daß du dem frey'n entsagtest,
Und mit verliebtem mund: Jst sie noch droben? fragtest.
Da stund es wohl um dich, da kontest du mit ruh
Mir, und ich wieder dir, ein halbes bringen zu.
Da mocht ein pfeiffgen noch in deinen händen glimmen:
Man dorfft uns keine zeit, zu bett zu gehn, bestimmen,
Wie leyder! wird geschehn: Wo hast du hingedacht,
Daß du, ein freyer mann, zum sclaven dich gemacht?
Du kuntest franc und frey, wohin du woltest, wandern:
Mißfiel dir ort und dienst, so nahmst du einen andern;
Nun aber ists um dich, mein lieber freund! gethan:
Man hängt dir listiglich den ehstands-kleppel an,
An welchem du gewiß mit nicht geringen plagen,
Mit kummer und verdruß dich wirst zu tode tragen;
Jch rathe, wo es nicht zu späte möchte seyn,
Wenn du mit ehren kanst, so bleib vor dich allein!
Zwar weiß ich, daß du offt wirst bey dir selber fragen:
Was mag doch dieser mann von meiner heyrath sagen,
Der selber ist beweibt, und der so liederlich
Vor diesem hat geliebt, daß meister Michel sich
Halb
Vermiſchte Getichte.
Der vergebens, obwohl treulich,
gewarnete.
JCh haͤtte nicht gedacht, wie ich erleben wolte,
Daß einen alten fuchs man dennoch fangen ſolte:
Denn der wohl andere viel tauſendmahl verlacht,
Tapt itzo ſelber ein; das haͤtt’ ich nicht gedacht.
Erinnerſt du dich nicht der vormahls ſchoͤnen zeiten,
Da du nach deiner luſt kontſt fremde pferde reiten?
Wie du den beſten ſchatz der freyheit itzt verlierſt,
Nun du ein eigen pferd an deine krippe fuͤhrſt.
Und zwar, da ſchon bey dir der haber will veralten,
Wie wirſt du immerhin den ſtrengen dienſt verwalten?
Denn dieſes glaube nur, daß ſolch ein klepperlein
Will teutſch geſtriegelt und franzoͤſch gefuͤttert ſeyn.
Jch weiß noch wohl die zeit, daß du dem frey’n entſagteſt,
Und mit verliebtem mund: Jſt ſie noch droben? fragteſt.
Da ſtund es wohl um dich, da konteſt du mit ruh
Mir, und ich wieder dir, ein halbes bringen zu.
Da mocht ein pfeiffgen noch in deinen haͤnden glimmen:
Man dorfft uns keine zeit, zu bett zu gehn, beſtimmen,
Wie leyder! wird geſchehn: Wo haſt du hingedacht,
Daß du, ein freyer mann, zum ſclaven dich gemacht?
Du kunteſt franc und frey, wohin du wolteſt, wandern:
Mißfiel dir ort und dienſt, ſo nahmſt du einen andern;
Nun aber iſts um dich, mein lieber freund! gethan:
Man haͤngt dir liſtiglich den ehſtands-kleppel an,
An welchem du gewiß mit nicht geringen plagen,
Mit kummer und verdruß dich wirſt zu tode tragen;
Jch rathe, wo es nicht zu ſpaͤte moͤchte ſeyn,
Wenn du mit ehren kanſt, ſo bleib vor dich allein!
Zwar weiß ich, daß du offt wirſt bey dir ſelber fragen:
Was mag doch dieſer mann von meiner heyrath ſagen,
Der ſelber iſt beweibt, und der ſo liederlich
Vor dieſem hat geliebt, daß meiſter Michel ſich
Halb
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[260/0284] Vermiſchte Getichte. Der vergebens, obwohl treulich, gewarnete. JCh haͤtte nicht gedacht, wie ich erleben wolte, Daß einen alten fuchs man dennoch fangen ſolte: Denn der wohl andere viel tauſendmahl verlacht, Tapt itzo ſelber ein; das haͤtt’ ich nicht gedacht. Erinnerſt du dich nicht der vormahls ſchoͤnen zeiten, Da du nach deiner luſt kontſt fremde pferde reiten? Wie du den beſten ſchatz der freyheit itzt verlierſt, Nun du ein eigen pferd an deine krippe fuͤhrſt. Und zwar, da ſchon bey dir der haber will veralten, Wie wirſt du immerhin den ſtrengen dienſt verwalten? Denn dieſes glaube nur, daß ſolch ein klepperlein Will teutſch geſtriegelt und franzoͤſch gefuͤttert ſeyn. Jch weiß noch wohl die zeit, daß du dem frey’n entſagteſt, Und mit verliebtem mund: Jſt ſie noch droben? fragteſt. Da ſtund es wohl um dich, da konteſt du mit ruh Mir, und ich wieder dir, ein halbes bringen zu. Da mocht ein pfeiffgen noch in deinen haͤnden glimmen: Man dorfft uns keine zeit, zu bett zu gehn, beſtimmen, Wie leyder! wird geſchehn: Wo haſt du hingedacht, Daß du, ein freyer mann, zum ſclaven dich gemacht? Du kunteſt franc und frey, wohin du wolteſt, wandern: Mißfiel dir ort und dienſt, ſo nahmſt du einen andern; Nun aber iſts um dich, mein lieber freund! gethan: Man haͤngt dir liſtiglich den ehſtands-kleppel an, An welchem du gewiß mit nicht geringen plagen, Mit kummer und verdruß dich wirſt zu tode tragen; Jch rathe, wo es nicht zu ſpaͤte moͤchte ſeyn, Wenn du mit ehren kanſt, ſo bleib vor dich allein! Zwar weiß ich, daß du offt wirſt bey dir ſelber fragen: Was mag doch dieſer mann von meiner heyrath ſagen, Der ſelber iſt beweibt, und der ſo liederlich Vor dieſem hat geliebt, daß meiſter Michel ſich Halb

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/284>, abgerufen am 22.11.2024.