Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

und Adelheiden Keys. Ottens etc.
Dein Auge will mich itzt in nasse Garnen fassen/
Nach dem sein Feuer mir Gewalt hat angethan.
Doch weine nicht zuviel/ wir haben nichts begangen/
Was Folter/ Eisen/ Strang/ und Feuers würdig sey;
Wir haben keinen Krieg zusammen angefangen/
Und unser Bündnüß weiß nichts von Verrätherey.
Die Schuld so uns betrifft/ besteht in Lust und lieben/
Es hat ja die Natur nicht Straff auf diß gestellt/
Der Himmel ließ es frey die ersten Völcker üben;
Es war ein Zeitvertreib und Spiel der alten Welt;
Seyd fruchtbar hat zwar Gott in Marmel nicht gegra-
ben/
Doch schrieb Er in das Bluth diß Paradies Geboth/
Was will man bessern Grund von dieser Sache haben?
Die Taffel war der Mensch/ der Schreiber aber Gott.
Nach diesem haben wir durch Schärffe der Gesetze/
Das schwere Joch verstärckt: wie irrt die Sterbligkeit!
Sie strickt ihr durch die Kunst selbst kummerreiche Ne-
tze/
Und frist sich der Gestalt durch Klugheit vor der Zeit.
Die Eh' war erstlich nur ein Schluß in dem Gemüthe/
Der endlich auch den Leib zu einen Zeugen nam/
Wer sprachte dazumahl von Stand und von Geblü-
the/
Nach dem die erste Braut zu ihrem Manne kam?
Die Ehberedung war geschrieben in den Hertzen/
Die Tinte war das Bluth/ das Siegel war ein Kuß/
Sie hatten sonst kein Licht/ als nur des Himmels Ker-
tzen/
Und liebten keine Pracht bey diesem Uberfluß;

Braut
D 4

und Adelheiden Keyſ. Ottens ꝛc.
Dein Auge will mich itzt in naſſe Garnen faſſen/
Nach dem ſein Feuer mir Gewalt hat angethan.
Doch weine nicht zuviel/ wir haben nichts begangen/
Was Folter/ Eiſen/ Strang/ und Feuers wuͤrdig ſey;
Wir haben keinen Krieg zuſammen angefangen/
Und unſer Buͤndnuͤß weiß nichts von Verraͤtherey.
Die Schuld ſo uns betrifft/ beſteht in Luſt und lieben/
Es hat ja die Natur nicht Straff auf diß geſtellt/
Der Himmel ließ es frey die erſten Voͤlcker uͤben;
Es war ein Zeitvertreib und Spiel der alten Welt;
Seyd fruchtbar hat zwar Gott in Marmel nicht gegra-
ben/
Doch ſchrieb Er in das Bluth diß Paradies Geboth/
Was will man beſſern Grund von dieſer Sache haben?
Die Taffel war der Menſch/ der Schreiber aber Gott.
Nach dieſem haben wir durch Schaͤrffe der Geſetze/
Das ſchwere Joch verſtaͤrckt: wie irrt die Sterbligkeit!
Sie ſtrickt ihr durch die Kunſt ſelbſt kummerreiche Ne-
tze/
Und friſt ſich der Geſtalt durch Klugheit vor der Zeit.
Die Eh’ war erſtlich nur ein Schluß in dem Gemuͤthe/
Der endlich auch den Leib zu einen Zeugen nam/
Wer ſprachte dazumahl von Stand und von Gebluͤ-
the/
Nach dem die erſte Braut zu ihrem Manne kam?
Die Ehberedung war geſchrieben in den Hertzen/
Die Tinte war das Bluth/ das Siegel war ein Kuß/
Sie hatten ſonſt kein Licht/ als nur des Himmels Ker-
tzen/
Und liebten keine Pracht bey dieſem Uberfluß;

Braut
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0479" n="55"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und Adelheiden Key&#x017F;. Ottens &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
              <l>Dein Auge will mich itzt in na&#x017F;&#x017F;e Garnen fa&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Nach dem &#x017F;ein Feuer mir Gewalt hat angethan.</l><lb/>
              <l>Doch weine nicht zuviel/ wir haben nichts begangen/</l><lb/>
              <l>Was Folter/ Ei&#x017F;en/ Strang/ und Feuers wu&#x0364;rdig &#x017F;ey;</l><lb/>
              <l>Wir haben keinen Krieg zu&#x017F;ammen angefangen/</l><lb/>
              <l>Und un&#x017F;er Bu&#x0364;ndnu&#x0364;ß weiß nichts von Verra&#x0364;therey.</l><lb/>
              <l>Die Schuld &#x017F;o uns betrifft/ be&#x017F;teht in Lu&#x017F;t und lieben/</l><lb/>
              <l>Es hat ja die Natur nicht Straff auf diß ge&#x017F;tellt/</l><lb/>
              <l>Der Himmel ließ es frey die er&#x017F;ten Vo&#x0364;lcker u&#x0364;ben;</l><lb/>
              <l>Es war ein Zeitvertreib und Spiel der alten Welt;</l><lb/>
              <l>Seyd fruchtbar hat zwar Gott in Marmel nicht gegra-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ben/</hi> </l><lb/>
              <l>Doch &#x017F;chrieb Er in das Bluth diß Paradies Geboth/</l><lb/>
              <l>Was will man be&#x017F;&#x017F;ern Grund von die&#x017F;er Sache haben?</l><lb/>
              <l>Die Taffel war der Men&#x017F;ch/ der Schreiber aber Gott.</l><lb/>
              <l>Nach die&#x017F;em haben wir durch Scha&#x0364;rffe der Ge&#x017F;etze/</l><lb/>
              <l>Das &#x017F;chwere Joch ver&#x017F;ta&#x0364;rckt: wie irrt die Sterbligkeit!</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;trickt ihr durch die Kun&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t kummerreiche Ne-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">tze/</hi> </l><lb/>
              <l>Und fri&#x017F;t &#x017F;ich der Ge&#x017F;talt durch Klugheit vor der Zeit.</l><lb/>
              <l>Die Eh&#x2019; war er&#x017F;tlich nur ein Schluß in dem Gemu&#x0364;the/</l><lb/>
              <l>Der endlich auch den Leib zu einen Zeugen nam/</l><lb/>
              <l>Wer &#x017F;prachte dazumahl von Stand und von Geblu&#x0364;-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">the/</hi> </l><lb/>
              <l>Nach dem die er&#x017F;te Braut zu ihrem Manne kam?</l><lb/>
              <l>Die Ehberedung war ge&#x017F;chrieben in den Hertzen/</l><lb/>
              <l>Die Tinte war das Bluth/ das Siegel war ein Kuß/</l><lb/>
              <l>Sie hatten &#x017F;on&#x017F;t kein Licht/ als nur des Himmels Ker-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">tzen/</hi> </l><lb/>
              <l>Und liebten keine Pracht bey die&#x017F;em Uberfluß;</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">D 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Braut</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0479] und Adelheiden Keyſ. Ottens ꝛc. Dein Auge will mich itzt in naſſe Garnen faſſen/ Nach dem ſein Feuer mir Gewalt hat angethan. Doch weine nicht zuviel/ wir haben nichts begangen/ Was Folter/ Eiſen/ Strang/ und Feuers wuͤrdig ſey; Wir haben keinen Krieg zuſammen angefangen/ Und unſer Buͤndnuͤß weiß nichts von Verraͤtherey. Die Schuld ſo uns betrifft/ beſteht in Luſt und lieben/ Es hat ja die Natur nicht Straff auf diß geſtellt/ Der Himmel ließ es frey die erſten Voͤlcker uͤben; Es war ein Zeitvertreib und Spiel der alten Welt; Seyd fruchtbar hat zwar Gott in Marmel nicht gegra- ben/ Doch ſchrieb Er in das Bluth diß Paradies Geboth/ Was will man beſſern Grund von dieſer Sache haben? Die Taffel war der Menſch/ der Schreiber aber Gott. Nach dieſem haben wir durch Schaͤrffe der Geſetze/ Das ſchwere Joch verſtaͤrckt: wie irrt die Sterbligkeit! Sie ſtrickt ihr durch die Kunſt ſelbſt kummerreiche Ne- tze/ Und friſt ſich der Geſtalt durch Klugheit vor der Zeit. Die Eh’ war erſtlich nur ein Schluß in dem Gemuͤthe/ Der endlich auch den Leib zu einen Zeugen nam/ Wer ſprachte dazumahl von Stand und von Gebluͤ- the/ Nach dem die erſte Braut zu ihrem Manne kam? Die Ehberedung war geſchrieben in den Hertzen/ Die Tinte war das Bluth/ das Siegel war ein Kuß/ Sie hatten ſonſt kein Licht/ als nur des Himmels Ker- tzen/ Und liebten keine Pracht bey dieſem Uberfluß; Braut D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/479
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/479>, abgerufen am 24.11.2024.