Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.und Adelind. Gr. Friedeb. Gemahl. So laß sein grobes Wort dir auch dein Blut erhitzen/Und mache das man ihn mir Todt zurücke trägt. Jch weis; es wird die Welt nicht gleiches Urtheil fällen/ Der Himmel schreibet selbst/ man nehme Blut für Blut/ Doch unsre Regung komt aus allzusüssen Quellen/ Denn wer verliebet ist/ weiß selten was er thut. Und über diß/ wir seyn die Grossen in dem Lande/ Das Recht und dessen Schwerd ist nur den Armen scharf/ Der Ahnen grauer Schildt verdeckt der Reichen Schande/ Jch weiß den Richter nicht/ der uns bestraffen darf. Du kanst nach solcher That dich auch bey Seite machen/ (Ach was verleschet nicht der nasse Schwam der Zeit!) Die Nachwelt rühmet offt der alten ärgste Sachen/ Wann sie der Jahre Hand mit Schimmel hat bestreut Jmmittelst will ich Mund und Auge so verstellen/ Das meine Thränen auch die Welt beweinen soll/ Jch will gantz athemloß zur Leiche mich gesellen/ Als wer ich leer von Schuld und alles Traurens voll. Wünscht nu die treue Pflicht in meiner Gunst zuleben/ Gleicht deinen Worten sich auch Lantze/ Stärck und Muth/ So wirstu mir gewiß ein Zeugnüs müssen geben/ Das rothe Siegel sey itzt meines Mannes Bluth. Hol-
und Adelind. Gr. Friedeb. Gemahl. So laß ſein grobes Wort dir auch dein Blut erhitzen/Und mache das man ihn mir Todt zuruͤcke traͤgt. Jch weis; es wird die Welt nicht gleiches Urtheil faͤllen/ Der Himmel ſchreibet ſelbſt/ man nehme Blut fuͤr Blut/ Doch unſre Regung komt aus allzuſuͤſſen Quellen/ Denn wer verliebet iſt/ weiß ſelten was er thut. Und uͤber diß/ wir ſeyn die Groſſen in dem Lande/ Das Recht und deſſen Schwerd iſt nur den Armen ſcharf/ Der Ahnen grauer Schildt verdeckt der Reichen Schande/ Jch weiß den Richter nicht/ der uns beſtraffen darf. Du kanſt nach ſolcher That dich auch bey Seite machen/ (Ach was verleſchet nicht der naſſe Schwam der Zeit!) Die Nachwelt ruͤhmet offt der alten aͤrgſte Sachen/ Wann ſie der Jahre Hand mit Schimmel hat beſtreut Jmmittelſt will ich Mund und Auge ſo verſtellen/ Das meine Thraͤnen auch die Welt beweinen ſoll/ Jch will gantz athemloß zur Leiche mich geſellen/ Als wer ich leer von Schuld und alles Traurens voll. Wuͤnſcht nu die treue Pflicht in meiner Gunſt zuleben/ Gleicht deinen Worten ſich auch Lantze/ Staͤrck und Muth/ So wirſtu mir gewiß ein Zeugnuͤs muͤſſen geben/ Das rothe Siegel ſey itzt meines Mannes Bluth. Hol-
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und Adelind. Gr. Friedeb. Gemahl.
So laß ſein grobes Wort dir auch dein Blut erhitzen/
Und mache das man ihn mir Todt zuruͤcke traͤgt.
Jch weis; es wird die Welt nicht gleiches Urtheil faͤllen/
Der Himmel ſchreibet ſelbſt/ man nehme Blut fuͤr
Blut/
Doch unſre Regung komt aus allzuſuͤſſen Quellen/
Denn wer verliebet iſt/ weiß ſelten was er thut.
Und uͤber diß/ wir ſeyn die Groſſen in dem Lande/
Das Recht und deſſen Schwerd iſt nur den Armen
ſcharf/
Der Ahnen grauer Schildt verdeckt der Reichen
Schande/
Jch weiß den Richter nicht/ der uns beſtraffen darf.
Du kanſt nach ſolcher That dich auch bey Seite machen/
(Ach was verleſchet nicht der naſſe Schwam der Zeit!)
Die Nachwelt ruͤhmet offt der alten aͤrgſte Sachen/
Wann ſie der Jahre Hand mit Schimmel hat beſtreut
Jmmittelſt will ich Mund und Auge ſo verſtellen/
Das meine Thraͤnen auch die Welt beweinen ſoll/
Jch will gantz athemloß zur Leiche mich geſellen/
Als wer ich leer von Schuld und alles Traurens voll.
Wuͤnſcht nu die treue Pflicht in meiner Gunſt zuleben/
Gleicht deinen Worten ſich auch Lantze/ Staͤrck und
Muth/
So wirſtu mir gewiß ein Zeugnuͤs muͤſſen geben/
Das rothe Siegel ſey itzt meines Mannes Bluth.
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