Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Grabschrifften.
LXXXVIII.
Einer Wittib.
Jch war ein schönes Schif/ das ohne Ladung lag/
Es plagte mich die Nacht/ es kränckte mich der Tag.
Hier ist nicht Licht genung/ mich deutlich zu verste-
hen/ (hen.
Weil mir der Mast gebrach/ muß ich zu Grunde ge-
LXXXIX.
Einer lustigen Jungfrauen.
Hier lieget Fulvia bey tausenden begraben/
Jhr Mund hat nie gewüntscht ein eigen Grab zu
haben.
Sie bat der Freunde Hand zu schreiben auf den
Stein/
Gleich wie der Körper war/ so sol die Grabstadt seyn.
XC.
Einer andern dessen Beschaffenheit.
Die vor geschencktes Geld entblöste Leib und Brust/
Macht der ergrimmte Tod zu des Gewürmes Kost.
Jhr Buhler last alhier die Thränenströme fliessen/
So kan noch mancher Wurm bey Speise Tranck
geniessen.
XCI.
Einer alten Braut.
Mein Liebster hieß mich Braut/ und meynte nur
mein Geld/
Die Pest rieß mich von ihm/ und ließ ihn in der Welt.
Der Tod saß in der Schoß der Winter in den Beinen/
Jst Tod und Winter hier/ so muß ein ieder weinen.
Einer
Grabſchrifften.
LXXXVIII.
Einer Wittib.
Jch war ein ſchoͤnes Schif/ das ohne Ladung lag/
Es plagte mich die Nacht/ es kraͤnckte mich der Tag.
Hier iſt nicht Licht genung/ mich deutlich zu verſte-
hen/ (hen.
Weil mir der Maſt gebrach/ muß ich zu Grunde ge-
LXXXIX.
Einer luſtigen Jungfrauen.
Hier lieget Fulvia bey tauſenden begraben/
Jhr Mund hat nie gewuͤntſcht ein eigen Grab zu
haben.
Sie bat der Freunde Hand zu ſchreiben auf den
Stein/
Gleich wie der Koͤrper war/ ſo ſol die Grabſtadt ſeyn.
XC.
Einer andern deſſen Beſchaffenheit.
Die vor geſchencktes Geld entbloͤſte Leib und Bruſt/
Macht der ergrim̃te Tod zu des Gewuͤrmes Koſt.
Jhr Buhler laſt alhier die Thraͤnenſtroͤme flieſſen/
So kan noch mancher Wurm bey Speiſe Tranck
genieſſen.
XCI.
Einer alten Braut.
Mein Liebſter hieß mich Braut/ und meynte nur
mein Geld/
Die Peſt rieß mich von ihm/ und ließ ihn in der Welt.
Der Tod ſaß in der Schoß der Winter in den Beinẽ/
Jſt Tod und Winter hier/ ſo muß ein ieder weinen.
Einer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0611"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Grab&#x017F;chrifften.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXXVIII.</hi><lb/>
Einer Wittib.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch war ein &#x017F;cho&#x0364;nes Schif/ das ohne Ladung lag/</l><lb/>
            <l>Es plagte mich die Nacht/ es kra&#x0364;nckte mich der Tag.</l><lb/>
            <l>Hier i&#x017F;t nicht Licht genung/ mich deutlich zu ver&#x017F;te-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">hen/ (hen.</hi> </l><lb/>
            <l>Weil mir der Ma&#x017F;t gebrach/ muß ich zu Grunde ge-</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXXIX.</hi><lb/>
Einer lu&#x017F;tigen Jungfrauen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Hier lieget <hi rendition="#aq">Fulvia</hi> bey tau&#x017F;enden begraben/</l><lb/>
            <l>Jhr Mund hat nie gewu&#x0364;nt&#x017F;cht ein eigen Grab zu</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">haben.</hi> </l><lb/>
            <l>Sie bat der Freunde Hand zu &#x017F;chreiben auf den</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Stein/</hi> </l><lb/>
            <l>Gleich wie der Ko&#x0364;rper war/ &#x017F;o &#x017F;ol die Grab&#x017F;tadt &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XC.</hi><lb/>
Einer andern de&#x017F;&#x017F;en Be&#x017F;chaffenheit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die vor ge&#x017F;chencktes Geld entblo&#x0364;&#x017F;te Leib und Bru&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Macht der ergrim&#x0303;te Tod zu des Gewu&#x0364;rmes Ko&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Jhr Buhler la&#x017F;t alhier die Thra&#x0364;nen&#x017F;tro&#x0364;me flie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>So kan noch mancher Wurm bey Spei&#x017F;e Tranck</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">genie&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XCI.</hi><lb/>
Einer alten Braut.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Mein Lieb&#x017F;ter hieß mich Braut/ und meynte nur</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">mein Geld/</hi> </l><lb/>
            <l>Die Pe&#x017F;t rieß mich von ihm/ und ließ ihn in der Welt.</l><lb/>
            <l>Der Tod &#x017F;aß in der Schoß der Winter in den Beine&#x0303;/</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t Tod und Winter hier/ &#x017F;o muß ein ieder weinen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Einer</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0611] Grabſchrifften. LXXXVIII. Einer Wittib. Jch war ein ſchoͤnes Schif/ das ohne Ladung lag/ Es plagte mich die Nacht/ es kraͤnckte mich der Tag. Hier iſt nicht Licht genung/ mich deutlich zu verſte- hen/ (hen. Weil mir der Maſt gebrach/ muß ich zu Grunde ge- LXXXIX. Einer luſtigen Jungfrauen. Hier lieget Fulvia bey tauſenden begraben/ Jhr Mund hat nie gewuͤntſcht ein eigen Grab zu haben. Sie bat der Freunde Hand zu ſchreiben auf den Stein/ Gleich wie der Koͤrper war/ ſo ſol die Grabſtadt ſeyn. XC. Einer andern deſſen Beſchaffenheit. Die vor geſchencktes Geld entbloͤſte Leib und Bruſt/ Macht der ergrim̃te Tod zu des Gewuͤrmes Koſt. Jhr Buhler laſt alhier die Thraͤnenſtroͤme flieſſen/ So kan noch mancher Wurm bey Speiſe Tranck genieſſen. XCI. Einer alten Braut. Mein Liebſter hieß mich Braut/ und meynte nur mein Geld/ Die Peſt rieß mich von ihm/ und ließ ihn in der Welt. Der Tod ſaß in der Schoß der Winter in den Beinẽ/ Jſt Tod und Winter hier/ ſo muß ein ieder weinen. Einer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/611
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/611>, abgerufen am 24.11.2024.