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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] Flecken im Angesicht/ ist warmer und trockener Natur/
eröffnet und treibet aus; widerstehet der Fäulung/ und
zertheilet die bösen Feuchtigkeiten/ dienet wider die Ver-
stopffungen der Krös-Ader und des Miltzes/ auch an-
dere morbos Hypochondriacos, und verbessert die von
dem Miltz herkommende Undauung/ ist auch gut wider
die Wassersucht; der Saame davon eingenommen/
treibt die Kinds-Blattern aus/ durch den Schweiß/
vertreibt den Schorbock und alle daher entspringende
Symptomata, macht alle zähe und schädliche Schleime
subtil und volatiles, und treibt sie durch den Urin und
Schweiß aus.

Das Decoctum davon/ mit Essig im Munde warm
gehalten/ und offt wiederholet/ befestet die wacklende Zäh-
ne; Jn allen diesen Zuständen soll man die Blätter
frisch und grün brauchen/ die dürren vermögen wenig/
weil das Sal volatile, so in ihnen hafftet/ durch langes
Ligen der Blätter ausdünstet.

Vorgedachter Doctor Valentinus Andreas Moel-
lenbroccius,
der ein absonderliches Tractätlein von
diesem Kraut lateinisch beschrieben/ setzt in seinem 9 Ca-
pitel/ wie man den Löffelkraut-Wein auf zweyerley
Gestalt ansetzen solle: 1. Daß er nicht vergiere/ also
daß man erstlich ein Fäßlein wol abbinden lasse/ mit
ausgeklaubten saubern Blättern dieses Krauts/ biß an
die Helfft/ und solches vollends mit erst von der Preß
lauffenden ersten Most anfülle/ und wol verspünde/ der
werde in kurtzer Zeit/ wann man recht damit umgan-
gen/ klar/ roth und sehr süß/ am Geschmack fast einem
Spanischen Wein gleich werden/ und doch des Krau-
tes Geschmack/ dem Mund aber nicht unangenehm/ von
sich geben.

2. Will man ihn haben/ daß er vergiere/ muß man
in ein Fäßlein/ darinn der Most zu vergieren anfängt/
weniger Löffelkraut-Blätter legen/ so zwar nicht so wol-
[Spaltenumbruch] geschmack/ als der erste/ aber wider die Schorbockische
Kranckheit sehr kräfftig seyn solle.

Wer mehr von diesem heilsamen Kraut und seinem
vielfältigen Nutzen in der Apothecken wissen will/ der
besehe dieses Tractätlein/ so Anno 1674 zu Leipzig bey
den Grossischen gedruckt worden.

De Umbilico Veneris habe ich allein darum an
dieser Stelle Meldung thun wollen/ weil es auch/ wie-
wol nicht ordinario, doch bißweilen unter den Kräuter-
Salat gebraucht wird; wird von vielen/ wegen seiner
holdseligen schönen Blühe/ in den Blumen-Garten
geordnet.

Jst zweyerley Arten: Das erste wächset gern an
öden steinichten Orten/ hat eine Wurtzen schier wie eine
Oliven/ aber zäsericht/ mit vielen runden eingebogenen
Blättern/ darzwischen ein Stengel kommt mit braun-
lechten Blumen/ hat gern feuchten Grund/ wird im
Mertzen von den Knoten der Wurtzeln fortgepflantzet.

Das andere aber hat feiste breite Zungenförmige
Blätter/ so um die Wurtzen auf der Erden in einem
Zirckel herum zwey oder dreyfach in kürtzern und längern
Reyhen aufeinander ligen/ die Wurtzen klein und fäse-
richt/ in Mitten unter den Blättern steigt ein einziger
dünner mit etlichen feisten Blätlein besetzter Stengel
hervor/ mit holdseligen weiß und röthlicht-gemischten
kleinen Blümlein/ das findet man überall in denen
Gärten.

Jst eines zusammziehenden Geschmacks und einer
vermischten zusammziehenden/ säuberenden/ feuchten
und doch auch zertheilenden Natur. Die Blätter mit
oder ohne die Wurtzen wie ein Salat gegessen/ brechen
den Stein/ und treiben den Sand durch den Harn aus/
mit Hönig gebraucht hilfft sie den Wassersüchtigen/ der
Safft davon dienet wider die Entzündung/ Rothlauff
und hitzige Geschwulsten/ sind gut für den hitzigen Ma-
gen.

Cap. LIX.
Von der Portulaca und Grevinne.
[Spaltenumbruch]

POrtulaca ist ein bekanntes Garten-Gewächs/ und
wo er einmal an einen ihme beliebigen Ort hinkom-
met/ besäet er sich hernach von sich selbsten. Thut
aber gleichwol nicht aller Orten gut/ wird sonst im Frü-
ling auf die Mist-Better/ und den gantzen Sommer
durch in die Bettlein/ im wachsenden Monden gesäet/
will ein gutes doch feuchtes Erdreich/ der Saame weil
er gar klein/ muß dünn angebauet/ und nur mit einem
flachen Holtz in die Erden gedruckt werden/ hat ein di-
ckes fettes Kraut/ bleichgelbe gestirnte Blümlein/ darauf
der kleine schwartze Saame folget/ in runden Hülslein
verschlossen/ er gehet bald auf/ will aber keinen Durst lei-
den/ sondern Wassers die Fülle haben. Man versetzt
sie/ so wol vollkommenern Saamen/ als starcke grosse
Stengel davon zu gewinnen.

Wann der Saame sich schwartz färbet/ gibt er An-
zeigung seiner Zeitigung/ alsdann ziehet man das Kraut
aus/ lässts auf einem Tuch an der Sonnen trocken
werden/ Abends wirds beyseits/ und des Morgens aber-
mal an die Sonne gebracht/ so wird nach etlichen Ta-
gen das/ was noch unzeitig ist/ auch vollends reiffen/ wird
hernach mit den Händen ausgerieben/ wieder an der
[Spaltenumbruch] Lufft abgetrocknet/ und alsdann gesäubert und verwah-
ret. Etliche halten dafür/ daß der Saame/ so vor 2
oder 3 Jahren gewachsen/ solle lieber und gedeylicher
aufgehen/ als der heurige.

Der junge Portulaca wird mit Essig/ Pfeffer/
Saltz und Oel gegessen/ wie der andere Salat. Die
erwachsene fetten Stengel werden gekocht/ die Blätter
und Kölblein braucht man auch absonderlich zum Sa-
lat/ oder überbrühet die Kölblein/ giesst Essig und Baum-
Oel daran/ und isset sie wie die Cappern. Jst kalt im
dritten/ und feucht im andern Grad/ und hat die Tugend/
daß er zusammen ziehet. Der kleine wilde/ der von sich
selbst wächst/ ist zur Kuchen und Artzney gleich so gut/ als
der grosse/ in der Sommers-Hitz gibt er eine angenehme
Abkühlung; viel essen junge Zwibeln darunter oder
Schnittlauch/ seine Kälte zu mässigen; ist denen son-
derlich zu rahten/ die einen hitzigen Magen und Leber ha-
ben/ die müssen aber die Zwibel auslassen; doch soll er
die Augen blöde machen.

Die dicken fetten Stengel werden/ nach Bruyerini
Bericht/ in Essig und Saltz/ wie die Unmurcken auf den
Winter eingemacht/ und wann mans brauchen will/

werden
S s s iij

Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
[Spaltenumbruch] Flecken im Angeſicht/ iſt warmer und trockener Natur/
eroͤffnet und treibet aus; widerſtehet der Faͤulung/ und
zertheilet die boͤſen Feuchtigkeiten/ dienet wider die Ver-
ſtopffungen der Kroͤs-Ader und des Miltzes/ auch an-
dere morbos Hypochondriacos, und verbeſſert die von
dem Miltz herkommende Undauung/ iſt auch gut wider
die Waſſerſucht; der Saame davon eingenommen/
treibt die Kinds-Blattern aus/ durch den Schweiß/
vertreibt den Schorbock und alle daher entſpringende
Symptomata, macht alle zaͤhe und ſchaͤdliche Schleime
ſubtil und volatiles, und treibt ſie durch den Urin und
Schweiß aus.

Das Decoctum davon/ mit Eſſig im Munde warm
gehalten/ und offt wiederholet/ befeſtet die wacklende Zaͤh-
ne; Jn allen dieſen Zuſtaͤnden ſoll man die Blaͤtter
friſch und gruͤn brauchen/ die duͤrren vermoͤgen wenig/
weil das Sal volatile, ſo in ihnen hafftet/ durch langes
Ligen der Blaͤtter ausduͤnſtet.

Vorgedachter Doctor Valentinus Andreas Mœl-
lenbroccius,
der ein abſonderliches Tractaͤtlein von
dieſem Kraut lateiniſch beſchrieben/ ſetzt in ſeinem 9 Ca-
pitel/ wie man den Loͤffelkraut-Wein auf zweyerley
Geſtalt anſetzen ſolle: 1. Daß er nicht vergiere/ alſo
daß man erſtlich ein Faͤßlein wol abbinden laſſe/ mit
ausgeklaubten ſaubern Blaͤttern dieſes Krauts/ biß an
die Helfft/ und ſolches vollends mit erſt von der Preß
lauffenden erſten Moſt anfuͤlle/ und wol verſpuͤnde/ der
werde in kurtzer Zeit/ wann man recht damit umgan-
gen/ klar/ roth und ſehr ſuͤß/ am Geſchmack faſt einem
Spaniſchen Wein gleich werden/ und doch des Krau-
tes Geſchmack/ dem Mund aber nicht unangenehm/ von
ſich geben.

2. Will man ihn haben/ daß er vergiere/ muß man
in ein Faͤßlein/ darinn der Moſt zu vergieren anfaͤngt/
weniger Loͤffelkraut-Blaͤtter legen/ ſo zwar nicht ſo wol-
[Spaltenumbruch] geſchmack/ als der erſte/ aber wider die Schorbockiſche
Kranckheit ſehr kraͤfftig ſeyn ſolle.

Wer mehr von dieſem heilſamen Kraut und ſeinem
vielfaͤltigen Nutzen in der Apothecken wiſſen will/ der
beſehe dieſes Tractaͤtlein/ ſo Anno 1674 zu Leipzig bey
den Groſſiſchen gedruckt worden.

De Umbilico Veneris habe ich allein darum an
dieſer Stelle Meldung thun wollen/ weil es auch/ wie-
wol nicht ordinariò, doch bißweilen unter den Kraͤuter-
Salat gebraucht wird; wird von vielen/ wegen ſeiner
holdſeligen ſchoͤnen Bluͤhe/ in den Blumen-Garten
geordnet.

Jſt zweyerley Arten: Das erſte waͤchſet gern an
oͤden ſteinichten Orten/ hat eine Wurtzen ſchier wie eine
Oliven/ aber zaͤſericht/ mit vielen runden eingebogenen
Blaͤttern/ darzwiſchen ein Stengel kommt mit braun-
lechten Blumen/ hat gern feuchten Grund/ wird im
Mertzen von den Knoten der Wurtzeln fortgepflantzet.

Das andere aber hat feiſte breite Zungenfoͤrmige
Blaͤtter/ ſo um die Wurtzen auf der Erden in einem
Zirckel herum zwey oder dreyfach in kuͤrtzern und laͤngern
Reyhen aufeinander ligen/ die Wurtzen klein und faͤſe-
richt/ in Mitten unter den Blaͤttern ſteigt ein einziger
duͤnner mit etlichen feiſten Blaͤtlein beſetzter Stengel
hervor/ mit holdſeligen weiß und roͤthlicht-gemiſchten
kleinen Bluͤmlein/ das findet man uͤberall in denen
Gaͤrten.

Jſt eines zuſammziehenden Geſchmacks und einer
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und doch auch zertheilenden Natur. Die Blaͤtter mit
oder ohne die Wurtzen wie ein Salat gegeſſen/ brechen
den Stein/ und treiben den Sand durch den Harn aus/
mit Hoͤnig gebraucht hilfft ſie den Waſſerſuͤchtigen/ der
Safft davon dienet wider die Entzuͤndung/ Rothlauff
und hitzige Geſchwulſten/ ſind gut fuͤr den hitzigen Ma-
gen.

Cap. LIX.
Von der Portulaca und Grevinne.
[Spaltenumbruch]

POrtulaca iſt ein bekanntes Garten-Gewaͤchs/ und
wo er einmal an einen ihme beliebigen Ort hinkom-
met/ beſaͤet er ſich hernach von ſich ſelbſten. Thut
aber gleichwol nicht aller Orten gut/ wird ſonſt im Fruͤ-
ling auf die Miſt-Better/ und den gantzen Sommer
durch in die Bettlein/ im wachſenden Monden geſaͤet/
will ein gutes doch feuchtes Erdreich/ der Saame weil
er gar klein/ muß duͤnn angebauet/ und nur mit einem
flachen Holtz in die Erden gedruckt werden/ hat ein di-
ckes fettes Kraut/ bleichgelbe geſtirnte Bluͤmlein/ darauf
der kleine ſchwartze Saame folget/ in runden Huͤlslein
verſchloſſen/ er gehet bald auf/ will aber keinen Durſt lei-
den/ ſondern Waſſers die Fuͤlle haben. Man verſetzt
ſie/ ſo wol vollkommenern Saamen/ als ſtarcke groſſe
Stengel davon zu gewinnen.

Wann der Saame ſich ſchwartz faͤrbet/ gibt er An-
zeigung ſeiner Zeitigung/ alsdann ziehet man das Kraut
aus/ laͤſſts auf einem Tuch an der Sonnen trocken
werden/ Abends wirds beyſeits/ und des Morgens aber-
mal an die Sonne gebracht/ ſo wird nach etlichen Ta-
gen das/ was noch unzeitig iſt/ auch vollends reiffen/ wird
hernach mit den Haͤnden ausgerieben/ wieder an der
[Spaltenumbruch] Lufft abgetrocknet/ und alsdann geſaͤubert und verwah-
ret. Etliche halten dafuͤr/ daß der Saame/ ſo vor 2
oder 3 Jahren gewachſen/ ſolle lieber und gedeylicher
aufgehen/ als der heurige.

Der junge Portulaca wird mit Eſſig/ Pfeffer/
Saltz und Oel gegeſſen/ wie der andere Salat. Die
erwachſene fetten Stengel werden gekocht/ die Blaͤtter
und Koͤlblein braucht man auch abſonderlich zum Sa-
lat/ oder uͤberbruͤhet die Koͤlblein/ gieſſt Eſſig und Baum-
Oel daran/ und iſſet ſie wie die Cappern. Jſt kalt im
dritten/ und feucht im andern Grad/ und hat die Tugend/
daß er zuſammen ziehet. Der kleine wilde/ der von ſich
ſelbſt waͤchſt/ iſt zur Kuchen und Artzney gleich ſo gut/ als
der groſſe/ in der Sommers-Hitz gibt er eine angenehme
Abkuͤhlung; viel eſſen junge Zwibeln darunter oder
Schnittlauch/ ſeine Kaͤlte zu maͤſſigen; iſt denen ſon-
derlich zu rahten/ die einen hitzigen Magen und Leber ha-
ben/ die muͤſſen aber die Zwibel auslaſſen; doch ſoll er
die Augen bloͤde machen.

Die dicken fetten Stengel werden/ nach Bruyerini
Bericht/ in Eſſig und Saltz/ wie die Unmurcken auf den
Winter eingemacht/ und wann mans brauchen will/

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[511[509]/0527] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. Flecken im Angeſicht/ iſt warmer und trockener Natur/ eroͤffnet und treibet aus; widerſtehet der Faͤulung/ und zertheilet die boͤſen Feuchtigkeiten/ dienet wider die Ver- ſtopffungen der Kroͤs-Ader und des Miltzes/ auch an- dere morbos Hypochondriacos, und verbeſſert die von dem Miltz herkommende Undauung/ iſt auch gut wider die Waſſerſucht; der Saame davon eingenommen/ treibt die Kinds-Blattern aus/ durch den Schweiß/ vertreibt den Schorbock und alle daher entſpringende Symptomata, macht alle zaͤhe und ſchaͤdliche Schleime ſubtil und volatiles, und treibt ſie durch den Urin und Schweiß aus. Das Decoctum davon/ mit Eſſig im Munde warm gehalten/ und offt wiederholet/ befeſtet die wacklende Zaͤh- ne; Jn allen dieſen Zuſtaͤnden ſoll man die Blaͤtter friſch und gruͤn brauchen/ die duͤrren vermoͤgen wenig/ weil das Sal volatile, ſo in ihnen hafftet/ durch langes Ligen der Blaͤtter ausduͤnſtet. Vorgedachter Doctor Valentinus Andreas Mœl- lenbroccius, der ein abſonderliches Tractaͤtlein von dieſem Kraut lateiniſch beſchrieben/ ſetzt in ſeinem 9 Ca- pitel/ wie man den Loͤffelkraut-Wein auf zweyerley Geſtalt anſetzen ſolle: 1. Daß er nicht vergiere/ alſo daß man erſtlich ein Faͤßlein wol abbinden laſſe/ mit ausgeklaubten ſaubern Blaͤttern dieſes Krauts/ biß an die Helfft/ und ſolches vollends mit erſt von der Preß lauffenden erſten Moſt anfuͤlle/ und wol verſpuͤnde/ der werde in kurtzer Zeit/ wann man recht damit umgan- gen/ klar/ roth und ſehr ſuͤß/ am Geſchmack faſt einem Spaniſchen Wein gleich werden/ und doch des Krau- tes Geſchmack/ dem Mund aber nicht unangenehm/ von ſich geben. 2. Will man ihn haben/ daß er vergiere/ muß man in ein Faͤßlein/ darinn der Moſt zu vergieren anfaͤngt/ weniger Loͤffelkraut-Blaͤtter legen/ ſo zwar nicht ſo wol- geſchmack/ als der erſte/ aber wider die Schorbockiſche Kranckheit ſehr kraͤfftig ſeyn ſolle. Wer mehr von dieſem heilſamen Kraut und ſeinem vielfaͤltigen Nutzen in der Apothecken wiſſen will/ der beſehe dieſes Tractaͤtlein/ ſo Anno 1674 zu Leipzig bey den Groſſiſchen gedruckt worden. De Umbilico Veneris habe ich allein darum an dieſer Stelle Meldung thun wollen/ weil es auch/ wie- wol nicht ordinariò, doch bißweilen unter den Kraͤuter- Salat gebraucht wird; wird von vielen/ wegen ſeiner holdſeligen ſchoͤnen Bluͤhe/ in den Blumen-Garten geordnet. Jſt zweyerley Arten: Das erſte waͤchſet gern an oͤden ſteinichten Orten/ hat eine Wurtzen ſchier wie eine Oliven/ aber zaͤſericht/ mit vielen runden eingebogenen Blaͤttern/ darzwiſchen ein Stengel kommt mit braun- lechten Blumen/ hat gern feuchten Grund/ wird im Mertzen von den Knoten der Wurtzeln fortgepflantzet. Das andere aber hat feiſte breite Zungenfoͤrmige Blaͤtter/ ſo um die Wurtzen auf der Erden in einem Zirckel herum zwey oder dreyfach in kuͤrtzern und laͤngern Reyhen aufeinander ligen/ die Wurtzen klein und faͤſe- richt/ in Mitten unter den Blaͤttern ſteigt ein einziger duͤnner mit etlichen feiſten Blaͤtlein beſetzter Stengel hervor/ mit holdſeligen weiß und roͤthlicht-gemiſchten kleinen Bluͤmlein/ das findet man uͤberall in denen Gaͤrten. Jſt eines zuſammziehenden Geſchmacks und einer vermiſchten zuſammziehenden/ ſaͤuberenden/ feuchten und doch auch zertheilenden Natur. Die Blaͤtter mit oder ohne die Wurtzen wie ein Salat gegeſſen/ brechen den Stein/ und treiben den Sand durch den Harn aus/ mit Hoͤnig gebraucht hilfft ſie den Waſſerſuͤchtigen/ der Safft davon dienet wider die Entzuͤndung/ Rothlauff und hitzige Geſchwulſten/ ſind gut fuͤr den hitzigen Ma- gen. Cap. LIX. Von der Portulaca und Grevinne. POrtulaca iſt ein bekanntes Garten-Gewaͤchs/ und wo er einmal an einen ihme beliebigen Ort hinkom- met/ beſaͤet er ſich hernach von ſich ſelbſten. Thut aber gleichwol nicht aller Orten gut/ wird ſonſt im Fruͤ- ling auf die Miſt-Better/ und den gantzen Sommer durch in die Bettlein/ im wachſenden Monden geſaͤet/ will ein gutes doch feuchtes Erdreich/ der Saame weil er gar klein/ muß duͤnn angebauet/ und nur mit einem flachen Holtz in die Erden gedruckt werden/ hat ein di- ckes fettes Kraut/ bleichgelbe geſtirnte Bluͤmlein/ darauf der kleine ſchwartze Saame folget/ in runden Huͤlslein verſchloſſen/ er gehet bald auf/ will aber keinen Durſt lei- den/ ſondern Waſſers die Fuͤlle haben. Man verſetzt ſie/ ſo wol vollkommenern Saamen/ als ſtarcke groſſe Stengel davon zu gewinnen. Wann der Saame ſich ſchwartz faͤrbet/ gibt er An- zeigung ſeiner Zeitigung/ alsdann ziehet man das Kraut aus/ laͤſſts auf einem Tuch an der Sonnen trocken werden/ Abends wirds beyſeits/ und des Morgens aber- mal an die Sonne gebracht/ ſo wird nach etlichen Ta- gen das/ was noch unzeitig iſt/ auch vollends reiffen/ wird hernach mit den Haͤnden ausgerieben/ wieder an der Lufft abgetrocknet/ und alsdann geſaͤubert und verwah- ret. Etliche halten dafuͤr/ daß der Saame/ ſo vor 2 oder 3 Jahren gewachſen/ ſolle lieber und gedeylicher aufgehen/ als der heurige. Der junge Portulaca wird mit Eſſig/ Pfeffer/ Saltz und Oel gegeſſen/ wie der andere Salat. Die erwachſene fetten Stengel werden gekocht/ die Blaͤtter und Koͤlblein braucht man auch abſonderlich zum Sa- lat/ oder uͤberbruͤhet die Koͤlblein/ gieſſt Eſſig und Baum- Oel daran/ und iſſet ſie wie die Cappern. Jſt kalt im dritten/ und feucht im andern Grad/ und hat die Tugend/ daß er zuſammen ziehet. Der kleine wilde/ der von ſich ſelbſt waͤchſt/ iſt zur Kuchen und Artzney gleich ſo gut/ als der groſſe/ in der Sommers-Hitz gibt er eine angenehme Abkuͤhlung; viel eſſen junge Zwibeln darunter oder Schnittlauch/ ſeine Kaͤlte zu maͤſſigen; iſt denen ſon- derlich zu rahten/ die einen hitzigen Magen und Leber ha- ben/ die muͤſſen aber die Zwibel auslaſſen; doch ſoll er die Augen bloͤde machen. Die dicken fetten Stengel werden/ nach Bruyerini Bericht/ in Eſſig und Saltz/ wie die Unmurcken auf den Winter eingemacht/ und wann mans brauchen will/ werden S ſ ſ iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 511[509]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/527>, abgerufen am 24.11.2024.