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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] so von den Galenisten für ein unnützes Phlegma möchte
angesehen werden/ sey aber so wol in metallischen/ als
auch Artzney-Sachen von grossen Kräfften/ sonderlich
werde zur vegetation und Mehrung der Gewächse nichts
in der Welt bessers und fürtrefflichers gefunden/ weil
ein Tröpflein davon besser dunge/ als ein Fuder Mist/ ja
es sey der Vegetabilien Mercurius, oder des Helmon-
tii Gas,
das an dem Wein augenscheinlich zu erkennen/
mit dem dieser Safft eine solche Freundschafft habe/ daß
ein Faß Wein durch dessen Vermischung wol erhalten
und gestärcket werde.

Der Mergel ist an laimichten zähen Orten nützli-
cher als die Dung. Man findet ihn fast allzeit/ wo Ma-
raß und Sümpfe ausgetrocknet/ und mit Erden sind ü-
berdeckt worden; die Ort/ schreibt der von Thumbshirn/
geben gar einen schwefelichten stinckenden Geruch/ wann
der Tau einfället/ oder wann es nach der Dürre zu reg-
nen pflegt; es wachsen meistentheils Bimsen/ auch die
Weiden oder Felber auf solchen Orten höher und fetter
als gewöhnlich; man kennet den Mergel auch/ wann
in den Wiesen die Maulwurffs-Erden voller kleiner
Schneckenhäuslein ist/ und das Gras gar dünn wäch-
set/ ob schon die Erde schwartz und gut scheinet/ dann der
Mergel verderbet das Gras/ daß es wenig und sauer
wächset/ ligt auch meistens der Mergel in den sauren
Wiesen.

Er schreibt auch/ daß man zu Zeitz Mergelbohrer
(Zweifels ohne Hohlbohrer) habe/ damit man erkun-
diget/ ob Mergel vorhanden oder nicht/ wie tieff er ver-
schüttet/ und wie dick er lige/ und was für Art oder Farb
er sey/ damit kan man ohne sonderliche Mühe leicht er-
kundigen/ ob Sand/ Laim oder Stein in der Tieffen zu
finden; wo man Mergel findet/ wird er auf Hauffen zu-
sammen gelegt/ daß er/ wo er naß/ austrückne/ ablige/
kräfftiger werde/ und leichter zu führen sey; etlicher ist
schlecht/ damit muß man dicker dungen/ etlicher aber so
gut/ daß man ihn kaum Saamensdick auf die Felder
ausbreiten darff. Die Franzosen nennen es Marne, und
sagt Herr Olivier de Serres, daß es von etlichen nicht
unbillich Manne, als ein Himmels-Thau und Ge-
schenck genennet werde.

Es ist aber der Mergel ein mineralisches Stuck der
Erden/ wird zu Zeiten hart wie ein Stein/ wird offt
[Spaltenumbruch] tieff ausgegraben/ und auf die Felder Häuffelweise/ wie
die Dung/ ausgetheilet/ daß er von der Sonnen/ Thau
und Regen/ Hitz und Kälte/ geschwängert und gemildert
werde; hernach wird er ausgebreitet und eingeackert/
erwärmet die Erden zimlicher massen/ daher das Trayd
das erste Jahr hernach nicht so wol pflegt zu gerahten/ als
die nachfolgende 10/ oder 12 Jahr/ nach dem der Mer-
gel gut ist/ mehr oder weniger/ gibt dem Grund eine
wundersame Trächtigkeit.

Man muß aber den Mergel nicht alsobald einackern/
so bald er ausgegraben und auf die Felder geführet wor-
den/ sondern muß eine gute Zeitlang ligen bleiben/ biß
er vom Nacht-Thau und Regen/ sonderlich von der
Kälte des Winters/ gemürbet und zerflösset/ und her-
nach erst mit dem Acker vermischet werde/ da er an statt
der besten Dung wol passiren kan.

Es wächset auch köstliches Getrayd hernach/ rein
am Geströhe/ vertilget alles Unkraut/ wird großkör-
nicht/ liecht und Mehlreich/ bäcket und bräuet sich wol;
in die Hopfengärten und Weinberge aber tauget er nicht/
und verderbet alle Stöcke; in sandichten Aeckern ist er
auch nicht dienlich.

An etlichen Orten/ wo es die Gelegenheit des Lan-
des leidet/ und wo gar dürre hitzige Felder sind/ läst man
im Hornung das Wasser ein 14 Tage über die Saat-
Aecker lauffen/ soll ihnen an statt einer Dunge seyn.
Was im Martio oder in die Hälm gedunget wird/ ur-
sachet viel Unkraut/ sonderlich wofern es im wachsenden
Monden geschihet.

De la Serre erzehlet eine sonderbare Art/ wie man
das Baufeld bessern möge/ auf solche Weise: Daß
man sein Feld in 10 oder 12 Stuck austheile/ und jähr-
lich eines/ wanns in der Brach ligt/ allzeit in 10 oder
12 Jahren von Tagwerckern tieff umgegraben/ und al-
les Wurtzenwerck/ Stein und Unkraut auf das beste
heraus geklaubt werde/ doch muß es tieffer nicht seyn/
als der gute Grund tieff oder seicht ist/ und also kan man
jährlich einen Theil ausbessern/ und das Feld nach
und nach bey guter Fruchtbarkeit erhalten; und also
wird der gantze Erdboden/ der etwa durch nachlässiges
ackern ist übersehen worden/ aufgerigelt und ange-
bracht.

Cap. IX.
Vom Vieh/ damit man ackern solle.
[Spaltenumbruch]

DJe Felder werden nicht auf einerley Weise ge-
pflogen/ nachdem es die Gewonheit/ die Art des
Bodens/ und die jährliche Erfahrung haben
wollen. Und ist nicht leichtlich zu rahten/ daß man von
der alten Weise/ wann sie nur ein wenig zu erdulden/ soll
abweichen/ ausser wann sie schädlich/ und die Neuerung
merckliche Besserung zeiget/ und durch anderer Leute
Beyspiel sich beglaubigen machet.

Das Vieh betreffend/ so man nothwendig darzu
gebrauchen muß/ ist in dem zu unterscheiden/ nachdem
des Hausvatters Mittel eines und das andere zulassen
oder verbieten; nachdem der Grund starck oder schwach;
nachdem die Felder nahe oder weit entlegen; nachdem
es sicher/ oder Kriegs- und Einfall-halber gefährlich;
[Spaltenumbruch] nachdem man gehöriges Futter auf eines oder das an-
dere haben kan.

Die Pferde machen mit Futter/ Beschläg/ Zeu-
ge und Knechten viel grössern Unkosten/ wird ihnen zu
unsichern Läufften eher und öffter nachgestanden/ die
Knechte dörffen grössern Lohn; kosten mehr Geld und
Aufsicht/ daß sie nicht kranck/ krumm/ gedruckt/ oder
durch andere Zufälle und Alter unbräuchig werden.

Doch ersetzen sie dieses mit ihrer Arbeit und Ge-
schwindigkeit/ sonderlich wo Felder und Wiesen weit-
schichtig/ weil man mit einem Paar/ auf einem Tag/
mehr richten kan/ als mit den Ochsen in dreyen Tagen;
alle weite Fuhren sind damit füglicher zu verrichten/ so
sind sie auch zur Noth und Ehren/ im reisen/ reiten und
fahren zu gebrauchen; daher auch alle Arbeit mit Pfer-

den

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ſo von den Galeniſten fuͤr ein unnuͤtzes Phlegma moͤchte
angeſehen werden/ ſey aber ſo wol in metalliſchen/ als
auch Artzney-Sachen von groſſen Kraͤfften/ ſonderlich
werde zur vegetation und Mehrung der Gewaͤchſe nichts
in der Welt beſſers und fuͤrtrefflichers gefunden/ weil
ein Troͤpflein davon beſſer dunge/ als ein Fuder Miſt/ ja
es ſey der Vegetabilien Mercurius, oder des Helmon-
tii Gas,
das an dem Wein augenſcheinlich zu erkennen/
mit dem dieſer Safft eine ſolche Freundſchafft habe/ daß
ein Faß Wein durch deſſen Vermiſchung wol erhalten
und geſtaͤrcket werde.

Der Mergel iſt an laimichten zaͤhen Orten nuͤtzli-
cher als die Dung. Man findet ihn faſt allzeit/ wo Ma-
raß und Suͤmpfe ausgetrocknet/ und mit Erden ſind uͤ-
berdeckt worden; die Ort/ ſchreibt der von Thumbshirn/
geben gar einen ſchwefelichten ſtinckenden Geruch/ wann
der Tau einfaͤllet/ oder wann es nach der Duͤrre zu reg-
nen pflegt; es wachſen meiſtentheils Bimſen/ auch die
Weiden oder Felber auf ſolchen Orten hoͤher und fetter
als gewoͤhnlich; man kennet den Mergel auch/ wann
in den Wieſen die Maulwurffs-Erden voller kleiner
Schneckenhaͤuslein iſt/ und das Gras gar duͤnn waͤch-
ſet/ ob ſchon die Erde ſchwartz und gut ſcheinet/ dann der
Mergel verderbet das Gras/ daß es wenig und ſauer
waͤchſet/ ligt auch meiſtens der Mergel in den ſauren
Wieſen.

Er ſchreibt auch/ daß man zu Zeitz Mergelbohrer
(Zweifels ohne Hohlbohrer) habe/ damit man erkun-
diget/ ob Mergel vorhanden oder nicht/ wie tieff er ver-
ſchuͤttet/ und wie dick er lige/ und was fuͤr Art oder Farb
er ſey/ damit kan man ohne ſonderliche Muͤhe leicht er-
kundigen/ ob Sand/ Laim oder Stein in der Tieffen zu
finden; wo man Mergel findet/ wird er auf Hauffen zu-
ſammen gelegt/ daß er/ wo er naß/ austruͤckne/ ablige/
kraͤfftiger werde/ und leichter zu fuͤhren ſey; etlicher iſt
ſchlecht/ damit muß man dicker dungen/ etlicher aber ſo
gut/ daß man ihn kaum Saamensdick auf die Felder
ausbreiten darff. Die Franzoſen nennen es Marne, und
ſagt Herr Olivier de Serres, daß es von etlichen nicht
unbillich Manne, als ein Himmels-Thau und Ge-
ſchenck genennet werde.

Es iſt aber der Mergel ein mineraliſches Stuck der
Erden/ wird zu Zeiten hart wie ein Stein/ wird offt
[Spaltenumbruch] tieff ausgegraben/ und auf die Felder Haͤuffelweiſe/ wie
die Dung/ ausgetheilet/ daß er von der Sonnen/ Thau
und Regen/ Hitz und Kaͤlte/ geſchwaͤngert und gemildert
werde; hernach wird er ausgebreitet und eingeackert/
erwaͤrmet die Erden zimlicher maſſen/ daher das Trayd
das erſte Jahr hernach nicht ſo wol pflegt zu gerahten/ als
die nachfolgende 10/ oder 12 Jahr/ nach dem der Mer-
gel gut iſt/ mehr oder weniger/ gibt dem Grund eine
wunderſame Traͤchtigkeit.

Man muß aber den Mergel nicht alſobald einackern/
ſo bald er ausgegraben und auf die Felder gefuͤhret wor-
den/ ſondern muß eine gute Zeitlang ligen bleiben/ biß
er vom Nacht-Thau und Regen/ ſonderlich von der
Kaͤlte des Winters/ gemuͤrbet und zerfloͤſſet/ und her-
nach erſt mit dem Acker vermiſchet werde/ da er an ſtatt
der beſten Dung wol paſſiren kan.

Es waͤchſet auch koͤſtliches Getrayd hernach/ rein
am Geſtroͤhe/ vertilget alles Unkraut/ wird großkoͤr-
nicht/ liecht und Mehlreich/ baͤcket und braͤuet ſich wol;
in die Hopfengaͤrten und Weinberge aber tauget er nicht/
und verderbet alle Stoͤcke; in ſandichten Aeckern iſt er
auch nicht dienlich.

An etlichen Orten/ wo es die Gelegenheit des Lan-
des leidet/ und wo gar duͤrre hitzige Felder ſind/ laͤſt man
im Hornung das Waſſer ein 14 Tage uͤber die Saat-
Aecker lauffen/ ſoll ihnen an ſtatt einer Dunge ſeyn.
Was im Martio oder in die Haͤlm gedunget wird/ ur-
ſachet viel Unkraut/ ſonderlich wofern es im wachſenden
Monden geſchihet.

De la Serre erzehlet eine ſonderbare Art/ wie man
das Baufeld beſſern moͤge/ auf ſolche Weiſe: Daß
man ſein Feld in 10 oder 12 Stuck austheile/ und jaͤhr-
lich eines/ wanns in der Brach ligt/ allzeit in 10 oder
12 Jahren von Tagwerckern tieff umgegraben/ und al-
les Wurtzenwerck/ Stein und Unkraut auf das beſte
heraus geklaubt werde/ doch muß es tieffer nicht ſeyn/
als der gute Grund tieff oder ſeicht iſt/ und alſo kan man
jaͤhrlich einen Theil ausbeſſern/ und das Feld nach
und nach bey guter Fruchtbarkeit erhalten; und alſo
wird der gantze Erdboden/ der etwa durch nachlaͤſſiges
ackern iſt uͤberſehen worden/ aufgerigelt und ange-
bracht.

Cap. IX.
Vom Vieh/ damit man ackern ſolle.
[Spaltenumbruch]

DJe Felder werden nicht auf einerley Weiſe ge-
pflogen/ nachdem es die Gewonheit/ die Art des
Bodens/ und die jaͤhrliche Erfahrung haben
wollen. Und iſt nicht leichtlich zu rahten/ daß man von
der alten Weiſe/ wann ſie nur ein wenig zu erdulden/ ſoll
abweichen/ auſſer wann ſie ſchaͤdlich/ und die Neuerung
merckliche Beſſerung zeiget/ und durch anderer Leute
Beyſpiel ſich beglaubigen machet.

Das Vieh betreffend/ ſo man nothwendig darzu
gebrauchen muß/ iſt in dem zu unterſcheiden/ nachdem
des Hausvatters Mittel eines und das andere zulaſſen
oder verbieten; nachdem der Grund ſtarck oder ſchwach;
nachdem die Felder nahe oder weit entlegen; nachdem
es ſicher/ oder Kriegs- und Einfall-halber gefaͤhrlich;
[Spaltenumbruch] nachdem man gehoͤriges Futter auf eines oder das an-
dere haben kan.

Die Pferde machen mit Futter/ Beſchlaͤg/ Zeu-
ge und Knechten viel groͤſſern Unkoſten/ wird ihnen zu
unſichern Laͤufften eher und oͤffter nachgeſtanden/ die
Knechte doͤrffen groͤſſern Lohn; koſten mehr Geld und
Aufſicht/ daß ſie nicht kranck/ krumm/ gedruckt/ oder
durch andere Zufaͤlle und Alter unbraͤuchig werden.

Doch erſetzen ſie dieſes mit ihrer Arbeit und Ge-
ſchwindigkeit/ ſonderlich wo Felder und Wieſen weit-
ſchichtig/ weil man mit einem Paar/ auf einem Tag/
mehr richten kan/ als mit den Ochſen in dreyen Tagen;
alle weite Fuhren ſind damit fuͤglicher zu verrichten/ ſo
ſind ſie auch zur Noth und Ehren/ im reiſen/ reiten und
fahren zu gebrauchen; daher auch alle Arbeit mit Pfer-

den
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[20/0038] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ſo von den Galeniſten fuͤr ein unnuͤtzes Phlegma moͤchte angeſehen werden/ ſey aber ſo wol in metalliſchen/ als auch Artzney-Sachen von groſſen Kraͤfften/ ſonderlich werde zur vegetation und Mehrung der Gewaͤchſe nichts in der Welt beſſers und fuͤrtrefflichers gefunden/ weil ein Troͤpflein davon beſſer dunge/ als ein Fuder Miſt/ ja es ſey der Vegetabilien Mercurius, oder des Helmon- tii Gas, das an dem Wein augenſcheinlich zu erkennen/ mit dem dieſer Safft eine ſolche Freundſchafft habe/ daß ein Faß Wein durch deſſen Vermiſchung wol erhalten und geſtaͤrcket werde. Der Mergel iſt an laimichten zaͤhen Orten nuͤtzli- cher als die Dung. Man findet ihn faſt allzeit/ wo Ma- raß und Suͤmpfe ausgetrocknet/ und mit Erden ſind uͤ- berdeckt worden; die Ort/ ſchreibt der von Thumbshirn/ geben gar einen ſchwefelichten ſtinckenden Geruch/ wann der Tau einfaͤllet/ oder wann es nach der Duͤrre zu reg- nen pflegt; es wachſen meiſtentheils Bimſen/ auch die Weiden oder Felber auf ſolchen Orten hoͤher und fetter als gewoͤhnlich; man kennet den Mergel auch/ wann in den Wieſen die Maulwurffs-Erden voller kleiner Schneckenhaͤuslein iſt/ und das Gras gar duͤnn waͤch- ſet/ ob ſchon die Erde ſchwartz und gut ſcheinet/ dann der Mergel verderbet das Gras/ daß es wenig und ſauer waͤchſet/ ligt auch meiſtens der Mergel in den ſauren Wieſen. Er ſchreibt auch/ daß man zu Zeitz Mergelbohrer (Zweifels ohne Hohlbohrer) habe/ damit man erkun- diget/ ob Mergel vorhanden oder nicht/ wie tieff er ver- ſchuͤttet/ und wie dick er lige/ und was fuͤr Art oder Farb er ſey/ damit kan man ohne ſonderliche Muͤhe leicht er- kundigen/ ob Sand/ Laim oder Stein in der Tieffen zu finden; wo man Mergel findet/ wird er auf Hauffen zu- ſammen gelegt/ daß er/ wo er naß/ austruͤckne/ ablige/ kraͤfftiger werde/ und leichter zu fuͤhren ſey; etlicher iſt ſchlecht/ damit muß man dicker dungen/ etlicher aber ſo gut/ daß man ihn kaum Saamensdick auf die Felder ausbreiten darff. Die Franzoſen nennen es Marne, und ſagt Herr Olivier de Serres, daß es von etlichen nicht unbillich Manne, als ein Himmels-Thau und Ge- ſchenck genennet werde. Es iſt aber der Mergel ein mineraliſches Stuck der Erden/ wird zu Zeiten hart wie ein Stein/ wird offt tieff ausgegraben/ und auf die Felder Haͤuffelweiſe/ wie die Dung/ ausgetheilet/ daß er von der Sonnen/ Thau und Regen/ Hitz und Kaͤlte/ geſchwaͤngert und gemildert werde; hernach wird er ausgebreitet und eingeackert/ erwaͤrmet die Erden zimlicher maſſen/ daher das Trayd das erſte Jahr hernach nicht ſo wol pflegt zu gerahten/ als die nachfolgende 10/ oder 12 Jahr/ nach dem der Mer- gel gut iſt/ mehr oder weniger/ gibt dem Grund eine wunderſame Traͤchtigkeit. Man muß aber den Mergel nicht alſobald einackern/ ſo bald er ausgegraben und auf die Felder gefuͤhret wor- den/ ſondern muß eine gute Zeitlang ligen bleiben/ biß er vom Nacht-Thau und Regen/ ſonderlich von der Kaͤlte des Winters/ gemuͤrbet und zerfloͤſſet/ und her- nach erſt mit dem Acker vermiſchet werde/ da er an ſtatt der beſten Dung wol paſſiren kan. Es waͤchſet auch koͤſtliches Getrayd hernach/ rein am Geſtroͤhe/ vertilget alles Unkraut/ wird großkoͤr- nicht/ liecht und Mehlreich/ baͤcket und braͤuet ſich wol; in die Hopfengaͤrten und Weinberge aber tauget er nicht/ und verderbet alle Stoͤcke; in ſandichten Aeckern iſt er auch nicht dienlich. An etlichen Orten/ wo es die Gelegenheit des Lan- des leidet/ und wo gar duͤrre hitzige Felder ſind/ laͤſt man im Hornung das Waſſer ein 14 Tage uͤber die Saat- Aecker lauffen/ ſoll ihnen an ſtatt einer Dunge ſeyn. Was im Martio oder in die Haͤlm gedunget wird/ ur- ſachet viel Unkraut/ ſonderlich wofern es im wachſenden Monden geſchihet. De la Serre erzehlet eine ſonderbare Art/ wie man das Baufeld beſſern moͤge/ auf ſolche Weiſe: Daß man ſein Feld in 10 oder 12 Stuck austheile/ und jaͤhr- lich eines/ wanns in der Brach ligt/ allzeit in 10 oder 12 Jahren von Tagwerckern tieff umgegraben/ und al- les Wurtzenwerck/ Stein und Unkraut auf das beſte heraus geklaubt werde/ doch muß es tieffer nicht ſeyn/ als der gute Grund tieff oder ſeicht iſt/ und alſo kan man jaͤhrlich einen Theil ausbeſſern/ und das Feld nach und nach bey guter Fruchtbarkeit erhalten; und alſo wird der gantze Erdboden/ der etwa durch nachlaͤſſiges ackern iſt uͤberſehen worden/ aufgerigelt und ange- bracht. Cap. IX. Vom Vieh/ damit man ackern ſolle. DJe Felder werden nicht auf einerley Weiſe ge- pflogen/ nachdem es die Gewonheit/ die Art des Bodens/ und die jaͤhrliche Erfahrung haben wollen. Und iſt nicht leichtlich zu rahten/ daß man von der alten Weiſe/ wann ſie nur ein wenig zu erdulden/ ſoll abweichen/ auſſer wann ſie ſchaͤdlich/ und die Neuerung merckliche Beſſerung zeiget/ und durch anderer Leute Beyſpiel ſich beglaubigen machet. Das Vieh betreffend/ ſo man nothwendig darzu gebrauchen muß/ iſt in dem zu unterſcheiden/ nachdem des Hausvatters Mittel eines und das andere zulaſſen oder verbieten; nachdem der Grund ſtarck oder ſchwach; nachdem die Felder nahe oder weit entlegen; nachdem es ſicher/ oder Kriegs- und Einfall-halber gefaͤhrlich; nachdem man gehoͤriges Futter auf eines oder das an- dere haben kan. Die Pferde machen mit Futter/ Beſchlaͤg/ Zeu- ge und Knechten viel groͤſſern Unkoſten/ wird ihnen zu unſichern Laͤufften eher und oͤffter nachgeſtanden/ die Knechte doͤrffen groͤſſern Lohn; koſten mehr Geld und Aufſicht/ daß ſie nicht kranck/ krumm/ gedruckt/ oder durch andere Zufaͤlle und Alter unbraͤuchig werden. Doch erſetzen ſie dieſes mit ihrer Arbeit und Ge- ſchwindigkeit/ ſonderlich wo Felder und Wieſen weit- ſchichtig/ weil man mit einem Paar/ auf einem Tag/ mehr richten kan/ als mit den Ochſen in dreyen Tagen; alle weite Fuhren ſind damit fuͤglicher zu verrichten/ ſo ſind ſie auch zur Noth und Ehren/ im reiſen/ reiten und fahren zu gebrauchen; daher auch alle Arbeit mit Pfer- den

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/38>, abgerufen am 24.11.2024.