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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] auch viel das Korn langwührig zu erhalten; aufs wenig-
ste sollen sie weit von den Ställen und stinckenden Orten
(wie sie auch Namen haben mögen) entfernet seyn/
theils vermeynen/ das Estrich soll auf den Form/ wie
die Tennen im Stadel gemacht und geschlagen werden.
Andere wollen/ man soll dieses Estrich mit Wein-Essig
begiessen/ darnach von den wilden Cucumern Kraut
und Wurtzel nehmen/ in Wasser beitzen oder sieden/
und mit diesem Wasser den Mörtel anmachen/ und da-
mit den Kasten inwendig glatt übertünchen/ oder man
soll mit Schaf-Urin den Kalch anmachen und damit
ausweissen/ da gehört nun ein fleissiger eigner Kastner
darzu/ wo viel Trayd vorhanden/ der in allen Dingen
offt nachsehe/ und sobald er den geringsten Schaden
und Aenderung merckt/ es anzeige/ und mit gehörigen
Mitteln begegne.

D. Christoph. Merret in actis Philosoph. Soc.
Reg. Angl.
sagt also: Fuit in Granariis Londinensi-
[Spaltenumbruch] bus frumentum asservatum 32 annos, quoque diutius
asservatur, eo plus floris reddit, secundum propor-
tionem quantitatis frumenti, eoque puriorem & al-
biorem reddit panem, evaporantibus tantum super-
fluis humoribus.

D. Pell narrabat in congregatione Regiae Socie-
tatis, servari frumentum Tiguri in Helvetia 80 an-
nos. Loys Guyon en ses diverses Lecon
sagt/ daß
auch in Egypten das Trayd sehr lang gut verbleibe/ und
sey die Ursach/ daß/ was nahend drey oder vier Meil am
Fluß Nilus ligt/ werde von dem überlauffenden Strom
genugsam gedunget; was aber in den höhern und ber-
gichten Orten wächset/ werde nicht mit Dung/ wie bey
uns/ sondern mit Bohnen und andern Hülsenfrüchten/
die man anbauet/ halb zeitigen lässet/ abmähet und ein-
ackert/ zur Fruchtbarkeit befördert/ davon das Getrayd
länger und lieber bleibt/ als das aus gedungten Aeckern
gebracht wird.

Cap. XLI.
Von den Wippeln und Kornwürmen.
[Spaltenumbruch]

WJe alles Ungeziefer aus einer fäulenden Materi
und darzu schlagenden feuchten und warmen
Fermentation erzeugt wird; also geschicht es
auch hier; wann erstlich das Getrayd voller unreiner
Feuchtigkeit im Vollmond geschnitten/ (wie auch das
gehackte Holtz im Vollmond viel eher wurmstichich
wird) nicht gnugsam ausgetrocknet in die Städel/ und
von dannen auf die Kästen gebracht/ zu dick geschlagen/
übereinander erhitzet; sonderlich was eine süsse Feuch-
ten in sich natürlich hat/ dann was scharff und bitter
ist/ als Feigbohnen und Kichern/ sind diesem Unrath
nicht unterworffen.

Zu dieser Verderbung hilfft auch viel/ wann das
Getrayd unlauter und staubicht auf die Kästen kommt/
also wann innerlich-verderbte Feuchtigkeit/ vom unsau-
bern Staube und äusserlich-zufälliger Hitz entzündet
wird/ so wachsen/ wann das Korn ein wenig zu hoch auf-
geschüttet worden/ gar leicht Wippeln und Kornwür-
mer/ sonderlich wann das Korn/ von Regen und Thau be-
feuchtet/ eingebracht/ von der Mittags-Winde Lufft an-
gehauchet und zur Fäulung erhitzet wird.

Die Kornwürme/ wie sie in Regenspurg/ so wol im
Korn/ als auch in dem Mehl wachsen/ sind einer andern
Gattung/ thun doch gleichen Schaden/ und steht im
Zweifel/ ob die kleinen Aschenfärbichten grauen Bin-
faltern von denen aus dem Korn wachsenden Würmen
herkommen; oder ob diese Würmlein von gemeldten
Binfaltern erzeugt und generirt werden. Glaublich ist/
daß diese Binenfaltern die Eyerlein legen/ daraus die
Würmlein sich ausbrüten/ welche folgends wieder zu
Binfaltern werden/ und nachdem sie ihre Brut angelegt
haben/ zu sterben pflegen/ also/ daß die Brut folgenden
Sommer wieder lebendig/ und also diß Ungezifer fort-
gepflantzet wird. Wie dann die Metamorphosis der
Würmer in die Binfaltern und dieser Eyerlein in die
Würmer gantz bekannt und offenbar ist. Diese kleine
Nachtfalter werden vom Aldrovando Papiliones Tri-
ticiarii
genennet. Jn Oesterreich aber sind die Wip-
peln/ kleine schwartze geschnäbelte Keferlein/ die doch
nicht fliegen können/ viel gemeiner/ die das Trayd aus-
[Spaltenumbruch] höhlen und grossen Schaden thun/ und hat Korn/ Waitz/
Gersten/ Bohnen/ Erbsen/ jedes eine absonderliche Art
dieses verderblichen Unzifers in sich/ ausser/ daß die
Bohnen rechte Würme haben.

Viel sind zwar der Meynung/ diesem Ubel könne
mit öfftern Umschlagen des Korns/ etlicher massen ge-
holffen seyn; viel aber halten das Gegentheil/ geben
für/ die Wippeln und Würmer seyen nur im äussristen
Theil des Getraydes/ und kommen nicht gar weit hin-
ein/ wann mans aber umschlägt/ werde diß Ungezifer
besser hinein vermischt/ und dardurch der gantze Hauffen
angesteckt/ rathen aber/ man soll eines Schuhes hoch
das Korn auswendig herum/ gemach und sittsam mit
einer Schauffel abnehmen/ solches auf einem Tuch all-
zeit von 7 Uhr an biß um 5 Uhr/ wann die Sonne warm
und heiß im Sommer scheinet/ an die Sonne bringen/
zwey oder drey Tag hernach wieder schwingen und reu-
tern/ biß man merckt/ sie seyen tod oder entwichen/ her-
nach mag mans wieder auf dem Kasten/ auf einem be-
sondern Hauffen (also von der Sonne warm) hoch auf-
schütten/ so werde diß Unzifer alles in weniger Zeit er-
sticken/ und das Trayd werde nach und nach wieder ab-
kühlen/ davon befreyet/ und hernach langwührig von
solchen bösen Gästen erledigt werden.

Etliche sind in den Gedancken/ daß ein Getrayd/ so
auf einem gedungten Acker gewachsen/ eher wipplicht
werde/ als welches sonst ohne Dung wächset/ daher je
trückner ein Korn/ je weniger es diesem Ubel unterworf-
fen.

Es bezeuget M. Conr. Tiburtius Rango in seinem
Tractätlein de Curculionibus, zu Berlin Anno 1665.
gedruckt/ daß das Korn/ so aus Archangel und Mosco-
vien geführet wird/ nicht wipplicht werde/ wanns gleich
noch so lang in den Schiffen ligt/ und so hoch/ wie sonst
Maltz/ geschüttet wird; Darum/ weil ihm alle Feuch-
tigkeit durch die Darre genommen ist/ und weil mans auf
die Maltzböden vorhero/ oder auf die Dörre schüttet
und wol abtrocknen lässet.

Nun/ so die Wippeln schon ins Getrayd kommen/
kan mans nur mit Lack- oder Saltzwasser vom Fleisch/

dar-
H

Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] auch viel das Korn langwuͤhrig zu erhalten; aufs wenig-
ſte ſollen ſie weit von den Staͤllen und ſtinckenden Orten
(wie ſie auch Namen haben moͤgen) entfernet ſeyn/
theils vermeynen/ das Eſtrich ſoll auf den Form/ wie
die Tennen im Stadel gemacht und geſchlagen werden.
Andere wollen/ man ſoll dieſes Eſtrich mit Wein-Eſſig
begieſſen/ darnach von den wilden Cucumern Kraut
und Wurtzel nehmen/ in Waſſer beitzen oder ſieden/
und mit dieſem Waſſer den Moͤrtel anmachen/ und da-
mit den Kaſten inwendig glatt uͤbertuͤnchen/ oder man
ſoll mit Schaf-Urin den Kalch anmachen und damit
ausweiſſen/ da gehoͤrt nun ein fleiſſiger eigner Kaſtner
darzu/ wo viel Trayd vorhanden/ der in allen Dingen
offt nachſehe/ und ſobald er den geringſten Schaden
und Aenderung merckt/ es anzeige/ und mit gehoͤrigen
Mitteln begegne.

D. Chriſtoph. Merret in actis Philoſoph. Soc.
Reg. Angl.
ſagt alſo: Fuit in Granariis Londinenſi-
[Spaltenumbruch] bus frumentum aſſervatum 32 annos, quoquè diutius
aſſervatur, eò plus floris reddit, ſecundum propor-
tionem quantitatis frumenti, eoquè puriorem & al-
biorem reddit panem, evaporantibus tantum ſuper-
fluis humoribus.

D. Pell narrabat in congregatione Regiæ Socie-
tatis, ſervari frumentum Tiguri in Helvetiâ 80 an-
nos. Loys Guyon en ſes diverſes Leçon
ſagt/ daß
auch in Egypten das Trayd ſehr lang gut verbleibe/ und
ſey die Urſach/ daß/ was nahend drey oder vier Meil am
Fluß Nilus ligt/ werde von dem uͤberlauffenden Strom
genugſam gedunget; was aber in den hoͤhern und ber-
gichten Orten waͤchſet/ werde nicht mit Dung/ wie bey
uns/ ſondern mit Bohnen und andern Huͤlſenfruͤchten/
die man anbauet/ halb zeitigen laͤſſet/ abmaͤhet und ein-
ackert/ zur Fruchtbarkeit befoͤrdert/ davon das Getrayd
laͤnger und lieber bleibt/ als das aus gedungten Aeckern
gebracht wird.

Cap. XLI.
Von den Wippeln und Kornwuͤrmen.
[Spaltenumbruch]

WJe alles Ungeziefer aus einer faͤulenden Materi
und darzu ſchlagenden feuchten und warmen
Fermentation erzeugt wird; alſo geſchicht es
auch hier; wann erſtlich das Getrayd voller unreiner
Feuchtigkeit im Vollmond geſchnitten/ (wie auch das
gehackte Holtz im Vollmond viel eher wurmſtichich
wird) nicht gnugſam ausgetrocknet in die Staͤdel/ und
von dannen auf die Kaͤſten gebracht/ zu dick geſchlagen/
uͤbereinander erhitzet; ſonderlich was eine ſuͤſſe Feuch-
ten in ſich natuͤrlich hat/ dann was ſcharff und bitter
iſt/ als Feigbohnen und Kichern/ ſind dieſem Unrath
nicht unterworffen.

Zu dieſer Verderbung hilfft auch viel/ wann das
Getrayd unlauter und ſtaubicht auf die Kaͤſten kommt/
alſo wann innerlich-verderbte Feuchtigkeit/ vom unſau-
bern Staube und aͤuſſerlich-zufaͤlliger Hitz entzuͤndet
wird/ ſo wachſen/ wann das Korn ein wenig zu hoch auf-
geſchuͤttet worden/ gar leicht Wippeln und Kornwuͤr-
mer/ ſonderlich wann das Korn/ von Regen und Thau be-
feuchtet/ eingebracht/ von der Mittags-Winde Lufft an-
gehauchet und zur Faͤulung erhitzet wird.

Die Kornwuͤrme/ wie ſie in Regenſpurg/ ſo wol im
Korn/ als auch in dem Mehl wachſen/ ſind einer andern
Gattung/ thun doch gleichen Schaden/ und ſteht im
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faltern von denen aus dem Korn wachſenden Wuͤrmen
herkommen; oder ob dieſe Wuͤrmlein von gemeldten
Binfaltern erzeugt und generirt werden. Glaublich iſt/
daß dieſe Binenfaltern die Eyerlein legen/ daraus die
Wuͤrmlein ſich ausbruͤten/ welche folgends wieder zu
Binfaltern werden/ und nachdem ſie ihre Brut angelegt
haben/ zu ſterben pflegen/ alſo/ daß die Brut folgenden
Sommer wieder lebendig/ und alſo diß Ungezifer fort-
gepflantzet wird. Wie dann die Metamorphoſis der
Wuͤrmer in die Binfaltern und dieſer Eyerlein in die
Wuͤrmer gantz bekannt und offenbar iſt. Dieſe kleine
Nachtfalter werden vom Aldrovando Papiliones Tri-
ticiarii
genennet. Jn Oeſterreich aber ſind die Wip-
peln/ kleine ſchwartze geſchnaͤbelte Keferlein/ die doch
nicht fliegen koͤnnen/ viel gemeiner/ die das Trayd aus-
[Spaltenumbruch] hoͤhlen und groſſen Schaden thun/ und hat Korn/ Waitz/
Gerſten/ Bohnen/ Erbſen/ jedes eine abſonderliche Art
dieſes verderblichen Unzifers in ſich/ auſſer/ daß die
Bohnen rechte Wuͤrme haben.

Viel ſind zwar der Meynung/ dieſem Ubel koͤnne
mit oͤfftern Umſchlagen des Korns/ etlicher maſſen ge-
holffen ſeyn; viel aber halten das Gegentheil/ geben
fuͤr/ die Wippeln und Wuͤrmer ſeyen nur im aͤuſſriſten
Theil des Getraydes/ und kommen nicht gar weit hin-
ein/ wann mans aber umſchlaͤgt/ werde diß Ungezifer
beſſer hinein vermiſcht/ und dardurch der gantze Hauffen
angeſteckt/ rathen aber/ man ſoll eines Schuhes hoch
das Korn auswendig herum/ gemach und ſittſam mit
einer Schauffel abnehmen/ ſolches auf einem Tuch all-
zeit von 7 Uhr an biß um 5 Uhr/ wann die Sonne warm
und heiß im Sommer ſcheinet/ an die Sonne bringen/
zwey oder drey Tag hernach wieder ſchwingen und reu-
tern/ biß man merckt/ ſie ſeyen tod oder entwichen/ her-
nach mag mans wieder auf dem Kaſten/ auf einem be-
ſondern Hauffen (alſo von der Sonne warm) hoch auf-
ſchuͤtten/ ſo werde diß Unzifer alles in weniger Zeit er-
ſticken/ und das Trayd werde nach und nach wieder ab-
kuͤhlen/ davon befreyet/ und hernach langwuͤhrig von
ſolchen boͤſen Gaͤſten erledigt werden.

Etliche ſind in den Gedancken/ daß ein Getrayd/ ſo
auf einem gedungten Acker gewachſen/ eher wipplicht
werde/ als welches ſonſt ohne Dung waͤchſet/ daher je
truͤckner ein Korn/ je weniger es dieſem Ubel unterworf-
fen.

Es bezeuget M. Conr. Tiburtius Rango in ſeinem
Tractaͤtlein de Curculionibus, zu Berlin Anno 1665.
gedruckt/ daß das Korn/ ſo aus Archangel und Moſco-
vien gefuͤhret wird/ nicht wipplicht werde/ wanns gleich
noch ſo lang in den Schiffen ligt/ und ſo hoch/ wie ſonſt
Maltz/ geſchuͤttet wird; Darum/ weil ihm alle Feuch-
tigkeit durch die Darre genommen iſt/ und weil mans auf
die Maltzboͤden vorhero/ oder auf die Doͤrre ſchuͤttet
und wol abtrocknen laͤſſet.

Nun/ ſo die Wippeln ſchon ins Getrayd kommen/
kan mans nur mit Lack- oder Saltzwaſſer vom Fleiſch/

dar-
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[57/0075] Siebendes Buch/ Ackerbau. auch viel das Korn langwuͤhrig zu erhalten; aufs wenig- ſte ſollen ſie weit von den Staͤllen und ſtinckenden Orten (wie ſie auch Namen haben moͤgen) entfernet ſeyn/ theils vermeynen/ das Eſtrich ſoll auf den Form/ wie die Tennen im Stadel gemacht und geſchlagen werden. Andere wollen/ man ſoll dieſes Eſtrich mit Wein-Eſſig begieſſen/ darnach von den wilden Cucumern Kraut und Wurtzel nehmen/ in Waſſer beitzen oder ſieden/ und mit dieſem Waſſer den Moͤrtel anmachen/ und da- mit den Kaſten inwendig glatt uͤbertuͤnchen/ oder man ſoll mit Schaf-Urin den Kalch anmachen und damit ausweiſſen/ da gehoͤrt nun ein fleiſſiger eigner Kaſtner darzu/ wo viel Trayd vorhanden/ der in allen Dingen offt nachſehe/ und ſobald er den geringſten Schaden und Aenderung merckt/ es anzeige/ und mit gehoͤrigen Mitteln begegne. D. Chriſtoph. Merret in actis Philoſoph. Soc. Reg. Angl. ſagt alſo: Fuit in Granariis Londinenſi- bus frumentum aſſervatum 32 annos, quoquè diutius aſſervatur, eò plus floris reddit, ſecundum propor- tionem quantitatis frumenti, eoquè puriorem & al- biorem reddit panem, evaporantibus tantum ſuper- fluis humoribus. D. Pell narrabat in congregatione Regiæ Socie- tatis, ſervari frumentum Tiguri in Helvetiâ 80 an- nos. Loys Guyon en ſes diverſes Leçon ſagt/ daß auch in Egypten das Trayd ſehr lang gut verbleibe/ und ſey die Urſach/ daß/ was nahend drey oder vier Meil am Fluß Nilus ligt/ werde von dem uͤberlauffenden Strom genugſam gedunget; was aber in den hoͤhern und ber- gichten Orten waͤchſet/ werde nicht mit Dung/ wie bey uns/ ſondern mit Bohnen und andern Huͤlſenfruͤchten/ die man anbauet/ halb zeitigen laͤſſet/ abmaͤhet und ein- ackert/ zur Fruchtbarkeit befoͤrdert/ davon das Getrayd laͤnger und lieber bleibt/ als das aus gedungten Aeckern gebracht wird. Cap. XLI. Von den Wippeln und Kornwuͤrmen. WJe alles Ungeziefer aus einer faͤulenden Materi und darzu ſchlagenden feuchten und warmen Fermentation erzeugt wird; alſo geſchicht es auch hier; wann erſtlich das Getrayd voller unreiner Feuchtigkeit im Vollmond geſchnitten/ (wie auch das gehackte Holtz im Vollmond viel eher wurmſtichich wird) nicht gnugſam ausgetrocknet in die Staͤdel/ und von dannen auf die Kaͤſten gebracht/ zu dick geſchlagen/ uͤbereinander erhitzet; ſonderlich was eine ſuͤſſe Feuch- ten in ſich natuͤrlich hat/ dann was ſcharff und bitter iſt/ als Feigbohnen und Kichern/ ſind dieſem Unrath nicht unterworffen. Zu dieſer Verderbung hilfft auch viel/ wann das Getrayd unlauter und ſtaubicht auf die Kaͤſten kommt/ alſo wann innerlich-verderbte Feuchtigkeit/ vom unſau- bern Staube und aͤuſſerlich-zufaͤlliger Hitz entzuͤndet wird/ ſo wachſen/ wann das Korn ein wenig zu hoch auf- geſchuͤttet worden/ gar leicht Wippeln und Kornwuͤr- mer/ ſonderlich wann das Korn/ von Regen und Thau be- feuchtet/ eingebracht/ von der Mittags-Winde Lufft an- gehauchet und zur Faͤulung erhitzet wird. Die Kornwuͤrme/ wie ſie in Regenſpurg/ ſo wol im Korn/ als auch in dem Mehl wachſen/ ſind einer andern Gattung/ thun doch gleichen Schaden/ und ſteht im Zweifel/ ob die kleinen Aſchenfaͤrbichten grauen Bin- faltern von denen aus dem Korn wachſenden Wuͤrmen herkommen; oder ob dieſe Wuͤrmlein von gemeldten Binfaltern erzeugt und generirt werden. Glaublich iſt/ daß dieſe Binenfaltern die Eyerlein legen/ daraus die Wuͤrmlein ſich ausbruͤten/ welche folgends wieder zu Binfaltern werden/ und nachdem ſie ihre Brut angelegt haben/ zu ſterben pflegen/ alſo/ daß die Brut folgenden Sommer wieder lebendig/ und alſo diß Ungezifer fort- gepflantzet wird. Wie dann die Metamorphoſis der Wuͤrmer in die Binfaltern und dieſer Eyerlein in die Wuͤrmer gantz bekannt und offenbar iſt. Dieſe kleine Nachtfalter werden vom Aldrovando Papiliones Tri- ticiarii genennet. Jn Oeſterreich aber ſind die Wip- peln/ kleine ſchwartze geſchnaͤbelte Keferlein/ die doch nicht fliegen koͤnnen/ viel gemeiner/ die das Trayd aus- hoͤhlen und groſſen Schaden thun/ und hat Korn/ Waitz/ Gerſten/ Bohnen/ Erbſen/ jedes eine abſonderliche Art dieſes verderblichen Unzifers in ſich/ auſſer/ daß die Bohnen rechte Wuͤrme haben. Viel ſind zwar der Meynung/ dieſem Ubel koͤnne mit oͤfftern Umſchlagen des Korns/ etlicher maſſen ge- holffen ſeyn; viel aber halten das Gegentheil/ geben fuͤr/ die Wippeln und Wuͤrmer ſeyen nur im aͤuſſriſten Theil des Getraydes/ und kommen nicht gar weit hin- ein/ wann mans aber umſchlaͤgt/ werde diß Ungezifer beſſer hinein vermiſcht/ und dardurch der gantze Hauffen angeſteckt/ rathen aber/ man ſoll eines Schuhes hoch das Korn auswendig herum/ gemach und ſittſam mit einer Schauffel abnehmen/ ſolches auf einem Tuch all- zeit von 7 Uhr an biß um 5 Uhr/ wann die Sonne warm und heiß im Sommer ſcheinet/ an die Sonne bringen/ zwey oder drey Tag hernach wieder ſchwingen und reu- tern/ biß man merckt/ ſie ſeyen tod oder entwichen/ her- nach mag mans wieder auf dem Kaſten/ auf einem be- ſondern Hauffen (alſo von der Sonne warm) hoch auf- ſchuͤtten/ ſo werde diß Unzifer alles in weniger Zeit er- ſticken/ und das Trayd werde nach und nach wieder ab- kuͤhlen/ davon befreyet/ und hernach langwuͤhrig von ſolchen boͤſen Gaͤſten erledigt werden. Etliche ſind in den Gedancken/ daß ein Getrayd/ ſo auf einem gedungten Acker gewachſen/ eher wipplicht werde/ als welches ſonſt ohne Dung waͤchſet/ daher je truͤckner ein Korn/ je weniger es dieſem Ubel unterworf- fen. Es bezeuget M. Conr. Tiburtius Rango in ſeinem Tractaͤtlein de Curculionibus, zu Berlin Anno 1665. gedruckt/ daß das Korn/ ſo aus Archangel und Moſco- vien gefuͤhret wird/ nicht wipplicht werde/ wanns gleich noch ſo lang in den Schiffen ligt/ und ſo hoch/ wie ſonſt Maltz/ geſchuͤttet wird; Darum/ weil ihm alle Feuch- tigkeit durch die Darre genommen iſt/ und weil mans auf die Maltzboͤden vorhero/ oder auf die Doͤrre ſchuͤttet und wol abtrocknen laͤſſet. Nun/ ſo die Wippeln ſchon ins Getrayd kommen/ kan mans nur mit Lack- oder Saltzwaſſer vom Fleiſch/ dar- ❁ H

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/75>, abgerufen am 21.11.2024.