Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.Permission als Grundobrigkeit, daß mir dürfet spielen "Aber Schockschwerenoth", schrie Nasus, denn Fressen thun's, Euer Gnaden, erwiederte Bärbel "Das seh' ich, Kanaille", fuhr der Baron fort, O mein Jesus, Euer Gnaden, das Bissel Wies'! Nasus verstummte. Mit dem Ausdruck dummen Die Vagabunden. I. 7
Permiſſion als Grundobrigkeit, daß mir duͤrfet ſpielen „Aber Schockſchwerenoth“, ſchrie Naſus, denn Freſſen thun’s, Euer Gnaden, erwiederte Baͤrbel „Das ſeh’ ich, Kanaille“, fuhr der Baron fort, O mein Jeſus, Euer Gnaden, das Biſſel Wieſ’! Naſus verſtummte. Mit dem Ausdruck dummen Die Vagabunden. I. 7
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0113" n="97"/> Permiſſion als Grundobrigkeit, daß mir duͤrfet ſpielen<lb/> heunt auf die Nacht; unſriges Papier ſein in Richtig-<lb/> keit, wann wollen ’S’ anſchau’n?</p><lb/> <p>„Aber Schockſchwerenoth“, ſchrie Naſus, denn<lb/> das war das ſanfteſte, was die nur durch Baͤrbels<lb/> Schoͤnheit und Ruhe zuruͤckgedraͤngte Wuth ihn her-<lb/> vorbringen ließ! — „Was machen denn eure Schind-<lb/> maͤhren auf meiner Wieſe?“</p><lb/> <p>Freſſen thun’s, Euer Gnaden, erwiederte Baͤrbel<lb/> in unerſchuͤtterlichem Gleichmuth.</p><lb/> <p>„Das ſeh’ ich, Kanaille“, fuhr der Baron fort,<lb/> wobei er in ſeiner Art vollkommen ſanft und freund-<lb/> lich blieb; „das ſeh’ ich, aber wer giebt ihnen das<lb/> Recht? Meine ſchoͤnſte Wieſe, —“</p><lb/> <p>O mein Jeſus, Euer Gnaden, das Biſſel Wieſ’!<lb/> Zweimal gemaͤht heuer, wachſt nur Grummet. Ver-<lb/> gunnen Euer Gnaden an meine Roͤſſel! Sein ſo klein<lb/> wie Hundel; freſſen nit gar viel; nur Maulvoll.<lb/> Schauen S’ wie ausſchlagen und ſchreien: wie kleine<lb/> Buben. Sein gar ſo luſtig!</p><lb/> <p>Naſus verſtummte. Mit dem Ausdruck dummen<lb/> Erſtaunens ließ er einen luͤſternen Blick uͤber die<lb/> weißen Gewaͤnder des braunen Baͤrbels gleiten und<lb/> ſeiner Naſe Purpurgluth brannte feuriger wie je, als<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Die Vagabunden. <hi rendition="#aq">I.</hi> 7</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0113]
Permiſſion als Grundobrigkeit, daß mir duͤrfet ſpielen
heunt auf die Nacht; unſriges Papier ſein in Richtig-
keit, wann wollen ’S’ anſchau’n?
„Aber Schockſchwerenoth“, ſchrie Naſus, denn
das war das ſanfteſte, was die nur durch Baͤrbels
Schoͤnheit und Ruhe zuruͤckgedraͤngte Wuth ihn her-
vorbringen ließ! — „Was machen denn eure Schind-
maͤhren auf meiner Wieſe?“
Freſſen thun’s, Euer Gnaden, erwiederte Baͤrbel
in unerſchuͤtterlichem Gleichmuth.
„Das ſeh’ ich, Kanaille“, fuhr der Baron fort,
wobei er in ſeiner Art vollkommen ſanft und freund-
lich blieb; „das ſeh’ ich, aber wer giebt ihnen das
Recht? Meine ſchoͤnſte Wieſe, —“
O mein Jeſus, Euer Gnaden, das Biſſel Wieſ’!
Zweimal gemaͤht heuer, wachſt nur Grummet. Ver-
gunnen Euer Gnaden an meine Roͤſſel! Sein ſo klein
wie Hundel; freſſen nit gar viel; nur Maulvoll.
Schauen S’ wie ausſchlagen und ſchreien: wie kleine
Buben. Sein gar ſo luſtig!
Naſus verſtummte. Mit dem Ausdruck dummen
Erſtaunens ließ er einen luͤſternen Blick uͤber die
weißen Gewaͤnder des braunen Baͤrbels gleiten und
ſeiner Naſe Purpurgluth brannte feuriger wie je, als
Die Vagabunden. I. 7
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