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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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aus tiefem Sinnen aufgeweckt und der Wirklichkeit
wiedergegeben, wo er denn staunend bemerkte, daß
er, -- die hinter dem Vorhang befindlichen, mit Ein-
packen beschäftigten Schauspieler abgerechnet, -- der
Einzige im öden, düstern Gastgemach geblieben sei.
Sogar Wirth und Wirthin hatten das Haus verlassen,
um den abgeschiedenen "Waldmann" anständig unter
die Erde zu bringen.

Wolfgang trat raschen Schrittes in den leeren
Raum, als ob er jemand suche? Und so wie er den in
der entgegengesetzten dunklen Ecke stehenden Anton
erkannt, sprach er ihn barsch mit den Worten an:

Was willst Du noch hier? Auf wen wartest Du?

Diese Anrede, wie sie fast feindselig klang und
deshalb durchaus nicht zu den freundlichen Worten
stimmte, welche Wolfgang im Fuchswinkel mit ihm
gewechselt, entsetzten Anton dermaßen, daß der Schreck
ihm Fassung verlieh, was bei milden und nachgiebi-
gen, innerlich doch starken Naturen häufig geschieht;
so, daß er kaltblütig zu erwiedern vermochte: "nur
auf Dich. Ueberzeugen wollt' ich mich, ob Du das
wirklich bist, der heute --"

Na, nun hast Du Dich überzeugt, unterbrach ihn
Wolfgang; nun geh' Deiner Wege.

aus tiefem Sinnen aufgeweckt und der Wirklichkeit
wiedergegeben, wo er denn ſtaunend bemerkte, daß
er, — die hinter dem Vorhang befindlichen, mit Ein-
packen beſchaͤftigten Schauſpieler abgerechnet, — der
Einzige im oͤden, duͤſtern Gaſtgemach geblieben ſei.
Sogar Wirth und Wirthin hatten das Haus verlaſſen,
um den abgeſchiedenen „Waldmann“ anſtaͤndig unter
die Erde zu bringen.

Wolfgang trat raſchen Schrittes in den leeren
Raum, als ob er jemand ſuche? Und ſo wie er den in
der entgegengeſetzten dunklen Ecke ſtehenden Anton
erkannt, ſprach er ihn barſch mit den Worten an:

Was willſt Du noch hier? Auf wen warteſt Du?

Dieſe Anrede, wie ſie faſt feindſelig klang und
deshalb durchaus nicht zu den freundlichen Worten
ſtimmte, welche Wolfgang im Fuchswinkel mit ihm
gewechſelt, entſetzten Anton dermaßen, daß der Schreck
ihm Faſſung verlieh, was bei milden und nachgiebi-
gen, innerlich doch ſtarken Naturen haͤufig geſchieht;
ſo, daß er kaltbluͤtig zu erwiedern vermochte: „nur
auf Dich. Ueberzeugen wollt’ ich mich, ob Du das
wirklich biſt, der heute —“

Na, nun haſt Du Dich uͤberzeugt, unterbrach ihn
Wolfgang; nun geh’ Deiner Wege.

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[110/0126] aus tiefem Sinnen aufgeweckt und der Wirklichkeit wiedergegeben, wo er denn ſtaunend bemerkte, daß er, — die hinter dem Vorhang befindlichen, mit Ein- packen beſchaͤftigten Schauſpieler abgerechnet, — der Einzige im oͤden, duͤſtern Gaſtgemach geblieben ſei. Sogar Wirth und Wirthin hatten das Haus verlaſſen, um den abgeſchiedenen „Waldmann“ anſtaͤndig unter die Erde zu bringen. Wolfgang trat raſchen Schrittes in den leeren Raum, als ob er jemand ſuche? Und ſo wie er den in der entgegengeſetzten dunklen Ecke ſtehenden Anton erkannt, ſprach er ihn barſch mit den Worten an: Was willſt Du noch hier? Auf wen warteſt Du? Dieſe Anrede, wie ſie faſt feindſelig klang und deshalb durchaus nicht zu den freundlichen Worten ſtimmte, welche Wolfgang im Fuchswinkel mit ihm gewechſelt, entſetzten Anton dermaßen, daß der Schreck ihm Faſſung verlieh, was bei milden und nachgiebi- gen, innerlich doch ſtarken Naturen haͤufig geſchieht; ſo, daß er kaltbluͤtig zu erwiedern vermochte: „nur auf Dich. Ueberzeugen wollt’ ich mich, ob Du das wirklich biſt, der heute —“ Na, nun haſt Du Dich uͤberzeugt, unterbrach ihn Wolfgang; nun geh’ Deiner Wege.

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/126>, abgerufen am 24.11.2024.