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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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nicht gewonnen werden; den lockte nur Geld. Das
war bekannt in ganz Liebenau.

Anton zeigte ihm einen harten Thaler, bevor er
noch zu ihm sprach. Dann sagt' er: Draußen im
Fuchswinkel, Todtengräber, liegt eine Leiche. Wir
haben noch sehr heißes Wetter, sie muß bald unter
die Erde. Um fünf Uhr wird Meister Fiebig den Sarg
fertig haben. Laßt bis dahin auch das Grab fertig
sein; nehmt einen Arbeiter zu Hülfe; der Herr Pastor
weiß schon, er wird euch ein Plätzchen in der Mauer-
Ecke zeigen, wo es hin kommt. Dann nehmt eine
Bahre, geht mit eurem Gehülfen zum Tischler, holt
den Sarg und tragt ihn hinaus; ich gehe mit.
Draußen sargen wir den Todten ein und tragen ihn
zu Grabe. Wenn ihr Alles ordentlich besorgt, ist die-
ser Thaler euer Biergeld. Was ihr sonst zu fordern
habt, berechnet der Herr Pastor.

"Hat nichts zu sagen, Korbmacher," entgegnete der
Todtengräber, "für einen blanken Thaler hol' ich mei-
netwegen auch den Teufel aus dem Fuchswinkel.
Und das Grab ist so gut wie fertig. Hab's gegraben
auf Vorrath, für meine Alte, justament in die Mauer-
Ecke, weil ich dachte, ich würde das Weib los. Sie
hat sich aber wieder besonnen und zusammengeflickt

nicht gewonnen werden; den lockte nur Geld. Das
war bekannt in ganz Liebenau.

Anton zeigte ihm einen harten Thaler, bevor er
noch zu ihm ſprach. Dann ſagt’ er: Draußen im
Fuchswinkel, Todtengraͤber, liegt eine Leiche. Wir
haben noch ſehr heißes Wetter, ſie muß bald unter
die Erde. Um fuͤnf Uhr wird Meiſter Fiebig den Sarg
fertig haben. Laßt bis dahin auch das Grab fertig
ſein; nehmt einen Arbeiter zu Huͤlfe; der Herr Paſtor
weiß ſchon, er wird euch ein Plaͤtzchen in der Mauer-
Ecke zeigen, wo es hin kommt. Dann nehmt eine
Bahre, geht mit eurem Gehuͤlfen zum Tiſchler, holt
den Sarg und tragt ihn hinaus; ich gehe mit.
Draußen ſargen wir den Todten ein und tragen ihn
zu Grabe. Wenn ihr Alles ordentlich beſorgt, iſt die-
ſer Thaler euer Biergeld. Was ihr ſonſt zu fordern
habt, berechnet der Herr Paſtor.

„Hat nichts zu ſagen, Korbmacher,“ entgegnete der
Todtengraͤber, „fuͤr einen blanken Thaler hol’ ich mei-
netwegen auch den Teufel aus dem Fuchswinkel.
Und das Grab iſt ſo gut wie fertig. Hab’s gegraben
auf Vorrath, fuͤr meine Alte, juſtament in die Mauer-
Ecke, weil ich dachte, ich wuͤrde das Weib los. Sie
hat ſich aber wieder beſonnen und zuſammengeflickt

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[152/0168] nicht gewonnen werden; den lockte nur Geld. Das war bekannt in ganz Liebenau. Anton zeigte ihm einen harten Thaler, bevor er noch zu ihm ſprach. Dann ſagt’ er: Draußen im Fuchswinkel, Todtengraͤber, liegt eine Leiche. Wir haben noch ſehr heißes Wetter, ſie muß bald unter die Erde. Um fuͤnf Uhr wird Meiſter Fiebig den Sarg fertig haben. Laßt bis dahin auch das Grab fertig ſein; nehmt einen Arbeiter zu Huͤlfe; der Herr Paſtor weiß ſchon, er wird euch ein Plaͤtzchen in der Mauer- Ecke zeigen, wo es hin kommt. Dann nehmt eine Bahre, geht mit eurem Gehuͤlfen zum Tiſchler, holt den Sarg und tragt ihn hinaus; ich gehe mit. Draußen ſargen wir den Todten ein und tragen ihn zu Grabe. Wenn ihr Alles ordentlich beſorgt, iſt die- ſer Thaler euer Biergeld. Was ihr ſonſt zu fordern habt, berechnet der Herr Paſtor. „Hat nichts zu ſagen, Korbmacher,“ entgegnete der Todtengraͤber, „fuͤr einen blanken Thaler hol’ ich mei- netwegen auch den Teufel aus dem Fuchswinkel. Und das Grab iſt ſo gut wie fertig. Hab’s gegraben auf Vorrath, fuͤr meine Alte, juſtament in die Mauer- Ecke, weil ich dachte, ich wuͤrde das Weib los. Sie hat ſich aber wieder beſonnen und zuſammengeflickt

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/168>, abgerufen am 24.11.2024.