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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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Hülfe mehr. Er muß Liebenau mit dem Rücken
ansehen. Jch wollte ihm gönnen, daß er früher stürbe!

"Das sagen Sie so ruhig, gnädige Baronesse?"
rief die alte Frau ängstlich.

Was ist zu thun? war die Antwort. Jn's Un-
vermeidliche muß man sich fügen. Bin ich doch
darauf gefaßt.

"Aber wenn man so jung und schön und vornehm
ist, wie Euer Gnaden!... Hieß es doch, der fremde,
junge, reiche Herr --"

Faselt nicht, gute Mutter Goksch. Jch werde
niemals heirathen. Versteht Jhr mich? Niemals!
Jhr wißt, was ich sage, ist auch gethan. Schon als
Kind war ich festen Willens und hielt an meinen
Entschlüssen. Jhr könnt mir glauben, wenn ich euch
jetzt noch einmal wiederhole: ich werde nie heirathen.
Jch gebe euch sogar die Erlaubniß, es weiter zu er-
zählen; wenn ihr wollt auch eurem Toni! Niemals
werd' ich einem Manne auch nur einen freundlichen
Blick gönnen, denn ich bin..... Doch wozu das?
Man braucht nicht katholisch zu sein und hat nicht
nöthig, ein Kloster aufzusuchen, um Nonne zu werden.
Davon genug! -- Wie geht es euch? Gedenkt ihr
bald wieder aufzustehen?

Huͤlfe mehr. Er muß Liebenau mit dem Ruͤcken
anſehen. Jch wollte ihm goͤnnen, daß er fruͤher ſtuͤrbe!

„Das ſagen Sie ſo ruhig, gnaͤdige Baroneſſe?“
rief die alte Frau aͤngſtlich.

Was iſt zu thun? war die Antwort. Jn’s Un-
vermeidliche muß man ſich fuͤgen. Bin ich doch
darauf gefaßt.

„Aber wenn man ſo jung und ſchoͤn und vornehm
iſt, wie Euer Gnaden!... Hieß es doch, der fremde,
junge, reiche Herr —“

Faſelt nicht, gute Mutter Gokſch. Jch werde
niemals heirathen. Verſteht Jhr mich? Niemals!
Jhr wißt, was ich ſage, iſt auch gethan. Schon als
Kind war ich feſten Willens und hielt an meinen
Entſchluͤſſen. Jhr koͤnnt mir glauben, wenn ich euch
jetzt noch einmal wiederhole: ich werde nie heirathen.
Jch gebe euch ſogar die Erlaubniß, es weiter zu er-
zaͤhlen; wenn ihr wollt auch eurem Toni! Niemals
werd’ ich einem Manne auch nur einen freundlichen
Blick goͤnnen, denn ich bin..... Doch wozu das?
Man braucht nicht katholiſch zu ſein und hat nicht
noͤthig, ein Kloſter aufzuſuchen, um Nonne zu werden.
Davon genug! — Wie geht es euch? Gedenkt ihr
bald wieder aufzuſtehen?

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[192/0208] Huͤlfe mehr. Er muß Liebenau mit dem Ruͤcken anſehen. Jch wollte ihm goͤnnen, daß er fruͤher ſtuͤrbe! „Das ſagen Sie ſo ruhig, gnaͤdige Baroneſſe?“ rief die alte Frau aͤngſtlich. Was iſt zu thun? war die Antwort. Jn’s Un- vermeidliche muß man ſich fuͤgen. Bin ich doch darauf gefaßt. „Aber wenn man ſo jung und ſchoͤn und vornehm iſt, wie Euer Gnaden!... Hieß es doch, der fremde, junge, reiche Herr —“ Faſelt nicht, gute Mutter Gokſch. Jch werde niemals heirathen. Verſteht Jhr mich? Niemals! Jhr wißt, was ich ſage, iſt auch gethan. Schon als Kind war ich feſten Willens und hielt an meinen Entſchluͤſſen. Jhr koͤnnt mir glauben, wenn ich euch jetzt noch einmal wiederhole: ich werde nie heirathen. Jch gebe euch ſogar die Erlaubniß, es weiter zu er- zaͤhlen; wenn ihr wollt auch eurem Toni! Niemals werd’ ich einem Manne auch nur einen freundlichen Blick goͤnnen, denn ich bin..... Doch wozu das? Man braucht nicht katholiſch zu ſein und hat nicht noͤthig, ein Kloſter aufzuſuchen, um Nonne zu werden. Davon genug! — Wie geht es euch? Gedenkt ihr bald wieder aufzuſtehen?

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/208>, abgerufen am 24.11.2024.