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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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wie wenn er den Abschied für Leben und Tod drin-
nen in seiner Kammer gehört und verstanden hätte.

Bei seinem Erscheinen war Ottilie rasch gefaßt.
Freundlich nickte sie den Abschiedsgruß und im Gehen
mit ihren Fingern an jenen Käfig streifend, den Anton
für seine uns aus dem dritten Kapitel bekannte Tur-
teltaube geflochten, äußerte sie, ohne gleichwohl den
anzublicken, dem es galt: das ist ein hübsches, zah-
mes Thier, diese Taube; die möcht' ich wohl! Grüß'
Gott, Anton!

Fort war sie.

Anton machte sich am Glase zu schaffen, aus
welchem er einige der eingelegten Früchte für die
Großmutter heraussuchte.

Frau Hahn aber lispelte nur: auch sie nicht!
Auch sie will nicht heirathen! Die armen Kinder!



Sechszehntes Kapitel.

Mutter Goksch fühlt ihr Ende und schließt die Rechnung mit dem Leben ab.
Onkel Nasus stirbt; sie folgt ihm.

Es kam eine wilde, stürmische Nacht, nach stil-
len, traurigen Tagen. Der Winter schickte seine Vor-
boten. Unsere Kranke, wenn wir eine schmerzlos dahin

wie wenn er den Abſchied fuͤr Leben und Tod drin-
nen in ſeiner Kammer gehoͤrt und verſtanden haͤtte.

Bei ſeinem Erſcheinen war Ottilie raſch gefaßt.
Freundlich nickte ſie den Abſchiedsgruß und im Gehen
mit ihren Fingern an jenen Kaͤfig ſtreifend, den Anton
fuͤr ſeine uns aus dem dritten Kapitel bekannte Tur-
teltaube geflochten, aͤußerte ſie, ohne gleichwohl den
anzublicken, dem es galt: das iſt ein huͤbſches, zah-
mes Thier, dieſe Taube; die moͤcht’ ich wohl! Gruͤß’
Gott, Anton!

Fort war ſie.

Anton machte ſich am Glaſe zu ſchaffen, aus
welchem er einige der eingelegten Fruͤchte fuͤr die
Großmutter herausſuchte.

Frau Hahn aber lispelte nur: auch ſie nicht!
Auch ſie will nicht heirathen! Die armen Kinder!



Sechszehntes Kapitel.

Mutter Gokſch fühlt ihr Ende und ſchließt die Rechnung mit dem Leben ab.
Onkel Naſus ſtirbt; ſie folgt ihm.

Es kam eine wilde, ſtuͤrmiſche Nacht, nach ſtil-
len, traurigen Tagen. Der Winter ſchickte ſeine Vor-
boten. Unſere Kranke, wenn wir eine ſchmerzlos dahin

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[194/0210] wie wenn er den Abſchied fuͤr Leben und Tod drin- nen in ſeiner Kammer gehoͤrt und verſtanden haͤtte. Bei ſeinem Erſcheinen war Ottilie raſch gefaßt. Freundlich nickte ſie den Abſchiedsgruß und im Gehen mit ihren Fingern an jenen Kaͤfig ſtreifend, den Anton fuͤr ſeine uns aus dem dritten Kapitel bekannte Tur- teltaube geflochten, aͤußerte ſie, ohne gleichwohl den anzublicken, dem es galt: das iſt ein huͤbſches, zah- mes Thier, dieſe Taube; die moͤcht’ ich wohl! Gruͤß’ Gott, Anton! Fort war ſie. Anton machte ſich am Glaſe zu ſchaffen, aus welchem er einige der eingelegten Fruͤchte fuͤr die Großmutter herausſuchte. Frau Hahn aber lispelte nur: auch ſie nicht! Auch ſie will nicht heirathen! Die armen Kinder! Sechszehntes Kapitel. Mutter Gokſch fühlt ihr Ende und ſchließt die Rechnung mit dem Leben ab. Onkel Naſus ſtirbt; ſie folgt ihm. Es kam eine wilde, ſtuͤrmiſche Nacht, nach ſtil- len, traurigen Tagen. Der Winter ſchickte ſeine Vor- boten. Unſere Kranke, wenn wir eine ſchmerzlos dahin

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/210>, abgerufen am 21.11.2024.