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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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bemühete seines alten Gönners und Freundes letzten
Stunden Fassung und männliche Würde zu empfeh-
len. Weinend sitzen Linz und Miez in der Brüstung
des Fensters und es ist schwer zu bestimmen, ob ihre
Thränen dem Tode des Vaters, ob sie ihrer eigenen
schwarzumflorten Zukunft gelten.

Wer sich unmittelbar nach dem Verscheiden des
Freiherrn auf ihr Zimmer begeben und dort eingerie-
gelt hat, ist Ottilie.

Jhrer an ihn und an die Großmutter gerichteten,
nur halb verstandenen Abschiedsworte gedenkend,
kniet Anton noch immer vor dem Bett seiner schla-
fenden Wohlthäterin und wie er jeden Athemzug der
Theuren bewacht, angstvoll lauschend, ob es nicht
gar der letzte sei, richtet er zugleich seine Theilnahme
doch auch auf das Schloß hin, wo er Ottilien weis,
die, wie ihm die Glocken verkündet, einen Vater ver-
lor. Wenn schon keinen kindlich geliebten, väterlich
liebenden, doch einen Vater!

Dort ist's auch aus, dacht' er bei sich, vorbei für
immer, mit Allem was Freude heißt. Die Fräulen
können das Gut nicht behaupten. Die ganze Familie
stürtzt zusammen. Der Verwalter schüttelt schon
lange den Kopf. Aus den gnädigen Baronessen wer-

bemuͤhete ſeines alten Goͤnners und Freundes letzten
Stunden Faſſung und maͤnnliche Wuͤrde zu empfeh-
len. Weinend ſitzen Linz und Miez in der Bruͤſtung
des Fenſters und es iſt ſchwer zu beſtimmen, ob ihre
Thraͤnen dem Tode des Vaters, ob ſie ihrer eigenen
ſchwarzumflorten Zukunft gelten.

Wer ſich unmittelbar nach dem Verſcheiden des
Freiherrn auf ihr Zimmer begeben und dort eingerie-
gelt hat, iſt Ottilie.

Jhrer an ihn und an die Großmutter gerichteten,
nur halb verſtandenen Abſchiedsworte gedenkend,
kniet Anton noch immer vor dem Bett ſeiner ſchla-
fenden Wohlthaͤterin und wie er jeden Athemzug der
Theuren bewacht, angſtvoll lauſchend, ob es nicht
gar der letzte ſei, richtet er zugleich ſeine Theilnahme
doch auch auf das Schloß hin, wo er Ottilien weis,
die, wie ihm die Glocken verkuͤndet, einen Vater ver-
lor. Wenn ſchon keinen kindlich geliebten, vaͤterlich
liebenden, doch einen Vater!

Dort iſt’s auch aus, dacht’ er bei ſich, vorbei fuͤr
immer, mit Allem was Freude heißt. Die Fraͤulen
koͤnnen das Gut nicht behaupten. Die ganze Familie
ſtuͤrtzt zuſammen. Der Verwalter ſchuͤttelt ſchon
lange den Kopf. Aus den gnaͤdigen Baroneſſen wer-

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[200/0216] bemuͤhete ſeines alten Goͤnners und Freundes letzten Stunden Faſſung und maͤnnliche Wuͤrde zu empfeh- len. Weinend ſitzen Linz und Miez in der Bruͤſtung des Fenſters und es iſt ſchwer zu beſtimmen, ob ihre Thraͤnen dem Tode des Vaters, ob ſie ihrer eigenen ſchwarzumflorten Zukunft gelten. Wer ſich unmittelbar nach dem Verſcheiden des Freiherrn auf ihr Zimmer begeben und dort eingerie- gelt hat, iſt Ottilie. Jhrer an ihn und an die Großmutter gerichteten, nur halb verſtandenen Abſchiedsworte gedenkend, kniet Anton noch immer vor dem Bett ſeiner ſchla- fenden Wohlthaͤterin und wie er jeden Athemzug der Theuren bewacht, angſtvoll lauſchend, ob es nicht gar der letzte ſei, richtet er zugleich ſeine Theilnahme doch auch auf das Schloß hin, wo er Ottilien weis, die, wie ihm die Glocken verkuͤndet, einen Vater ver- lor. Wenn ſchon keinen kindlich geliebten, vaͤterlich liebenden, doch einen Vater! Dort iſt’s auch aus, dacht’ er bei ſich, vorbei fuͤr immer, mit Allem was Freude heißt. Die Fraͤulen koͤnnen das Gut nicht behaupten. Die ganze Familie ſtuͤrtzt zuſammen. Der Verwalter ſchuͤttelt ſchon lange den Kopf. Aus den gnaͤdigen Baroneſſen wer-

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/216>, abgerufen am 21.11.2024.