Arm auf dessen Schulter gekrochen war. Zitternd schmiegte sich das zahme Thier an seines Retters Wange und wie wenn er ihm die wichtigsten Geheim- nisse, von denen übel gesinnte Krähen auch nicht einen Buchstaben erhaschen dürften, zu entdecken hätte, flüsterte er ihm unzähligemale in's Ohr: Lora! Lora!
Na, das seh' ich nun wohl ein, sagte Anton, den kann ich hier nicht zurück lassen; den muß ich schon als Zuwachs meiner Reisefracht mit mir schleppen, bis wir wenigstens zu Menschen kommen. Hier zer- pflücken ihn die Krähen; es wäre Schade um ihn. Solch' ein Thier kostet gewiß viel Geld! Und wer weiß, wenn ich die nächste Stadt erreiche, findet sich ein guter Käufer. Vielleicht trägt mir der Vogel Goldstücke ein? Ei, sieh' da, ein gutes Zeichen für den Anfang meines neuen Lebens. Komm', Koko, jetzt suchen wir die Landstraße!
Koko, gleich einem der Wort für Wort versteht und begreift, krallte sich tüchtig in Anton's Rock- ärmel ein, hielt sich wo es bergab rascher ging nöthi- genfalls mit dem Schnabel am Kragen fest und war so vertraut und zuthunlich, daß jeder der die Zwei mitsammen sah, darauf schwören mußte, sie wären
Arm auf deſſen Schulter gekrochen war. Zitternd ſchmiegte ſich das zahme Thier an ſeines Retters Wange und wie wenn er ihm die wichtigſten Geheim- niſſe, von denen uͤbel geſinnte Kraͤhen auch nicht einen Buchſtaben erhaſchen duͤrften, zu entdecken haͤtte, fluͤſterte er ihm unzaͤhligemale in’s Ohr: Lora! Lora!
Na, das ſeh’ ich nun wohl ein, ſagte Anton, den kann ich hier nicht zuruͤck laſſen; den muß ich ſchon als Zuwachs meiner Reiſefracht mit mir ſchleppen, bis wir wenigſtens zu Menſchen kommen. Hier zer- pfluͤcken ihn die Kraͤhen; es waͤre Schade um ihn. Solch’ ein Thier koſtet gewiß viel Geld! Und wer weiß, wenn ich die naͤchſte Stadt erreiche, findet ſich ein guter Kaͤufer. Vielleicht traͤgt mir der Vogel Goldſtuͤcke ein? Ei, ſieh’ da, ein gutes Zeichen fuͤr den Anfang meines neuen Lebens. Komm’, Koko, jetzt ſuchen wir die Landſtraße!
Koko, gleich einem der Wort fuͤr Wort verſteht und begreift, krallte ſich tuͤchtig in Anton’s Rock- aͤrmel ein, hielt ſich wo es bergab raſcher ging noͤthi- genfalls mit dem Schnabel am Kragen feſt und war ſo vertraut und zuthunlich, daß jeder der die Zwei mitſammen ſah, darauf ſchwoͤren mußte, ſie waͤren
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Arm auf deſſen Schulter gekrochen war. Zitternd
ſchmiegte ſich das zahme Thier an ſeines Retters
Wange und wie wenn er ihm die wichtigſten Geheim-
niſſe, von denen uͤbel geſinnte Kraͤhen auch nicht
einen Buchſtaben erhaſchen duͤrften, zu entdecken
haͤtte, fluͤſterte er ihm unzaͤhligemale in’s Ohr: Lora!
Lora!
Na, das ſeh’ ich nun wohl ein, ſagte Anton, den
kann ich hier nicht zuruͤck laſſen; den muß ich ſchon
als Zuwachs meiner Reiſefracht mit mir ſchleppen,
bis wir wenigſtens zu Menſchen kommen. Hier zer-
pfluͤcken ihn die Kraͤhen; es waͤre Schade um ihn.
Solch’ ein Thier koſtet gewiß viel Geld! Und wer
weiß, wenn ich die naͤchſte Stadt erreiche, findet ſich
ein guter Kaͤufer. Vielleicht traͤgt mir der Vogel
Goldſtuͤcke ein? Ei, ſieh’ da, ein gutes Zeichen fuͤr
den Anfang meines neuen Lebens. Komm’, Koko,
jetzt ſuchen wir die Landſtraße!
Koko, gleich einem der Wort fuͤr Wort verſteht
und begreift, krallte ſich tuͤchtig in Anton’s Rock-
aͤrmel ein, hielt ſich wo es bergab raſcher ging noͤthi-
genfalls mit dem Schnabel am Kragen feſt und war
ſo vertraut und zuthunlich, daß jeder der die Zwei
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/247>, abgerufen am 21.11.2024.
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