Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.eine weichere Stimmung über ihn kommt, wieder- "Denn so hat sie aus des Waldes Nacht," "Einen Bären, ungeleckt und ungezogen," "Unter ihren Beschluß herein betrogen," "Unter die zahme Kompagnie gebracht," "Und mit den andern zahm gemacht:" "Bis auf einen gewissen Punkt, versteht sich!" "Wie schön und ach! wie gut" "Schien sie zu sein. Jch hätte mein Blut" "Gegeben, um ihre Blumen zu begießen!" -- Und dann fühlt er sich versucht, den indischen Bären -- "Götter, ist's in euren Händen" "Dieses dumpfe Zauberwerk zu enden," "Wie dank' ich, wenn ihr mir die Freiheit schafft!" "Doch sendet ihr mir keine Hülfe nieder, --" "Nicht ganz umsonst reck' ich so meine Glieder:" "Jch fühl's! Jch schwör's! Noch hab' ich Kraft." Wie er es aber auch sprechen, durchdenken, durchfüh- eine weichere Stimmung uͤber ihn kommt, wieder- „Denn ſo hat ſie aus des Waldes Nacht,“ „Einen Bären, ungeleckt und ungezogen,“ „Unter ihren Beſchluß herein betrogen,“ „Unter die zahme Kompagnie gebracht,“ „Und mit den andern zahm gemacht:“ „Bis auf einen gewiſſen Punkt, verſteht ſich!“ „Wie ſchön und ach! wie gut“ „Schien ſie zu ſein. Jch hätte mein Blut“ „Gegeben, um ihre Blumen zu begießen!“ — Und dann fuͤhlt er ſich verſucht, den indiſchen Baͤren — „Götter, iſt’s in euren Händen“ „Dieſes dumpfe Zauberwerk zu enden,“ „Wie dank’ ich, wenn ihr mir die Freiheit ſchafft!“ „Doch ſendet ihr mir keine Hülfe nieder, —“ „Nicht ganz umſonſt reck’ ich ſo meine Glieder:“ „Jch fühl’s! Jch ſchwör’s! Noch hab’ ich Kraft.“ Wie er es aber auch ſprechen, durchdenken, durchfuͤh- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0314" n="298"/> eine weichere Stimmung uͤber ihn kommt, wieder-<lb/> holt er:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Denn ſo hat ſie aus des Waldes Nacht,“</l><lb/> <l>„Einen Bären, ungeleckt und ungezogen,“</l><lb/> <l>„Unter ihren Beſchluß herein betrogen,“</l><lb/> <l>„Unter die zahme Kompagnie gebracht,“</l><lb/> <l>„Und mit den andern zahm gemacht:“</l><lb/> <l>„Bis auf einen gewiſſen Punkt, verſteht ſich!“</l><lb/> <l>„Wie ſchön und ach! wie gut“</l><lb/> <l>„Schien ſie zu ſein. Jch hätte mein Blut“</l><lb/> <l>„Gegeben, um ihre Blumen zu begießen!“ —</l> </lg><lb/> <p>Und dann fuͤhlt er ſich verſucht, den indiſchen Baͤren<lb/> herauszulaſſen aus ſeinem Kaͤfig, an deſſen Statt<lb/> ſich hinein zu begeben. Ploͤtzlich aber ruft er ſich den<lb/> Schluß des Gedichtes wieder in’s Gedaͤchtniß und<lb/> ſpricht mit Goͤthe:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>— „Götter, iſt’s in euren Händen“</l><lb/> <l>„Dieſes dumpfe Zauberwerk zu enden,“</l><lb/> <l>„Wie dank’ ich, wenn ihr mir die Freiheit ſchafft!“</l><lb/> <l>„Doch ſendet ihr mir keine Hülfe nieder, —“</l><lb/> <l>„Nicht ganz umſonſt reck’ ich ſo meine Glieder:“</l><lb/> <l>„Jch fühl’s! Jch ſchwör’s! Noch hab’ ich Kraft.“</l> </lg><lb/> <p>Wie er es aber auch ſprechen, durchdenken, durchfuͤh-<lb/> len, drehen und wenden mochte, fruchtlos blieb doch<lb/> jede ſeiner Bemuͤhungen, die eigenthuͤmliche Poeſie<lb/> in’s Franzoͤſiſche zu uͤbertragen, um etwa den Jnhalt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [298/0314]
eine weichere Stimmung uͤber ihn kommt, wieder-
holt er:
„Denn ſo hat ſie aus des Waldes Nacht,“
„Einen Bären, ungeleckt und ungezogen,“
„Unter ihren Beſchluß herein betrogen,“
„Unter die zahme Kompagnie gebracht,“
„Und mit den andern zahm gemacht:“
„Bis auf einen gewiſſen Punkt, verſteht ſich!“
„Wie ſchön und ach! wie gut“
„Schien ſie zu ſein. Jch hätte mein Blut“
„Gegeben, um ihre Blumen zu begießen!“ —
Und dann fuͤhlt er ſich verſucht, den indiſchen Baͤren
herauszulaſſen aus ſeinem Kaͤfig, an deſſen Statt
ſich hinein zu begeben. Ploͤtzlich aber ruft er ſich den
Schluß des Gedichtes wieder in’s Gedaͤchtniß und
ſpricht mit Goͤthe:
— „Götter, iſt’s in euren Händen“
„Dieſes dumpfe Zauberwerk zu enden,“
„Wie dank’ ich, wenn ihr mir die Freiheit ſchafft!“
„Doch ſendet ihr mir keine Hülfe nieder, —“
„Nicht ganz umſonſt reck’ ich ſo meine Glieder:“
„Jch fühl’s! Jch ſchwör’s! Noch hab’ ich Kraft.“
Wie er es aber auch ſprechen, durchdenken, durchfuͤh-
len, drehen und wenden mochte, fruchtlos blieb doch
jede ſeiner Bemuͤhungen, die eigenthuͤmliche Poeſie
in’s Franzoͤſiſche zu uͤbertragen, um etwa den Jnhalt
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Zitationshilfe: | Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/314>, abgerufen am 26.06.2024. |