spöttischem Lächeln unser Anton, während er seinen Oberkörper zur Hälfte von dem bemooseten Erdboden aufrichtete und auf dem linken Arm das Haupt gestützt, dieses dem schwarzen Wolfgang zuwendete.
"Das weißt Du nicht mehr? Jch weiß es desto besser und ich will's Dir wohl sagen. Vor einem Jahre, oder ist's noch länger, gingst Du einmal mit den Töchtern eures rothnasigen, versoffenen Barons und mit des Pastors Söhnen um's Dorf herum, gegen Abendzeit. Jch saß hinter einer Schlehdornhecke und sah euch kommen. Jch war voll von Bosheit und Hunger. Beim Pastor, wie beim Gutsherrn hatten sie mich von der Thüre gewiesen, und die älteste von den Schloßfräulen, die ihrem Vater so ähnlich sieht, schrie mir nach: hab' ich Dir's nicht oft genug gesagt, nichtsnutziger Schlingel, Du darfst die Woche nur einmal betteln? Dumme Gans! Wenn sie mich überall auf Sonnabend bestellen, nach ihrem armseli- gen, verschimmelten Stück Brot, wovon soll ich denn die andern Tage leben? Soll ich das verdorrte Zeug, woran sich jeder rechtschaffene Kettenhund die Zähne ausbeißt, auch noch lange mit herumschleppen? Wie gesagt, ich war voll von Bosheit, und wie ihr so bei den Hecken vorbei stricht und das häßliche Weibsbild
Die Vagabunden. I. 3
ſpoͤttiſchem Laͤcheln unſer Anton, waͤhrend er ſeinen Oberkoͤrper zur Haͤlfte von dem bemooſeten Erdboden aufrichtete und auf dem linken Arm das Haupt geſtuͤtzt, dieſes dem ſchwarzen Wolfgang zuwendete.
„Das weißt Du nicht mehr? Jch weiß es deſto beſſer und ich will’s Dir wohl ſagen. Vor einem Jahre, oder iſt’s noch laͤnger, gingſt Du einmal mit den Toͤchtern eures rothnaſigen, verſoffenen Barons und mit des Paſtors Soͤhnen um’s Dorf herum, gegen Abendzeit. Jch ſaß hinter einer Schlehdornhecke und ſah euch kommen. Jch war voll von Bosheit und Hunger. Beim Paſtor, wie beim Gutsherrn hatten ſie mich von der Thuͤre gewieſen, und die aͤlteſte von den Schloßfraͤulen, die ihrem Vater ſo aͤhnlich ſieht, ſchrie mir nach: hab’ ich Dir’s nicht oft genug geſagt, nichtsnutziger Schlingel, Du darfſt die Woche nur einmal betteln? Dumme Gans! Wenn ſie mich uͤberall auf Sonnabend beſtellen, nach ihrem armſeli- gen, verſchimmelten Stuͤck Brot, wovon ſoll ich denn die andern Tage leben? Soll ich das verdorrte Zeug, woran ſich jeder rechtſchaffene Kettenhund die Zaͤhne ausbeißt, auch noch lange mit herumſchleppen? Wie geſagt, ich war voll von Bosheit, und wie ihr ſo bei den Hecken vorbei ſtricht und das haͤßliche Weibsbild
Die Vagabunden. I. 3
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ſpoͤttiſchem Laͤcheln unſer Anton, waͤhrend er ſeinen
Oberkoͤrper zur Haͤlfte von dem bemooſeten Erdboden
aufrichtete und auf dem linken Arm das Haupt geſtuͤtzt,
dieſes dem ſchwarzen Wolfgang zuwendete.
„Das weißt Du nicht mehr? Jch weiß es deſto
beſſer und ich will’s Dir wohl ſagen. Vor einem
Jahre, oder iſt’s noch laͤnger, gingſt Du einmal mit
den Toͤchtern eures rothnaſigen, verſoffenen Barons
und mit des Paſtors Soͤhnen um’s Dorf herum, gegen
Abendzeit. Jch ſaß hinter einer Schlehdornhecke und
ſah euch kommen. Jch war voll von Bosheit und
Hunger. Beim Paſtor, wie beim Gutsherrn hatten
ſie mich von der Thuͤre gewieſen, und die aͤlteſte von
den Schloßfraͤulen, die ihrem Vater ſo aͤhnlich ſieht,
ſchrie mir nach: hab’ ich Dir’s nicht oft genug geſagt,
nichtsnutziger Schlingel, Du darfſt die Woche nur
einmal betteln? Dumme Gans! Wenn ſie mich
uͤberall auf Sonnabend beſtellen, nach ihrem armſeli-
gen, verſchimmelten Stuͤck Brot, wovon ſoll ich denn
die andern Tage leben? Soll ich das verdorrte Zeug,
woran ſich jeder rechtſchaffene Kettenhund die Zaͤhne
ausbeißt, auch noch lange mit herumſchleppen? Wie
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Die Vagabunden. I. 3
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/49>, abgerufen am 21.11.2024.
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