warum? Zugleich drang ein Gefühl der Befriedigung durch seine Sinne, welches ihn wähnen ließ, daß si[e] dieß gethan, um ihm eine Beschämung vor dem frem- den Meister zu ersparen. Dieser aber zögerte nicht, aufzuspringen und seinen eigenen Violinkasten aus dem Gastzimmer herabzuholen; -- denn man hatte ihn auf dem Schlosse bewohnt, weil beim Pastor kein Raum vorhanden, der des weitgereiseten Weltmannes würdig gewesen wäre. Hier, mein Söhnchen, sprach er, nimm diese echte Cremoneserin; auf ihr kannst Du zeigen, was für Hunde Du verstehst, hinter dem Ofen- Loche hervorzulocken.
Anton antwortete durch eine verneinende Bewe- gung des Hauptes; mit beiden Händen wehrte er ab, das kostbare Jnstrument zu berühren, und als Carino wiederholt in ihn drang, machte sich seine Verlegenheit in den Worten Luft: ich will sie nicht entweihen mit meinen Fingern.
Dieser gewählte Ausdruck aus dem Munde des Dorfknaben überraschte Carino. Was Teufel, sagte er, wie sprichst denn Du? Schau' mich doch an Was der Junge für Augen hat!? Coraggio, bellis- simo ragazzo, Du mußt spielen; jetzt will ich Dih hören! Da, sauf' ein großes Glas Ungarwein au[s]
warum? Zugleich drang ein Gefuͤhl der Befriedigung durch ſeine Sinne, welches ihn waͤhnen ließ, daß ſi[e] dieß gethan, um ihm eine Beſchaͤmung vor dem frem- den Meiſter zu erſparen. Dieſer aber zoͤgerte nicht, aufzuſpringen und ſeinen eigenen Violinkaſten aus dem Gaſtzimmer herabzuholen; — denn man hatte ihn auf dem Schloſſe bewohnt, weil beim Paſtor kein Raum vorhanden, der des weitgereiſeten Weltmannes wuͤrdig geweſen waͤre. Hier, mein Soͤhnchen, ſprach er, nimm dieſe echte Cremoneſerin; auf ihr kannſt Du zeigen, was fuͤr Hunde Du verſtehſt, hinter dem Ofen- Loche hervorzulocken.
Anton antwortete durch eine verneinende Bewe- gung des Hauptes; mit beiden Haͤnden wehrte er ab, das koſtbare Jnſtrument zu beruͤhren, und als Carino wiederholt in ihn drang, machte ſich ſeine Verlegenheit in den Worten Luft: ich will ſie nicht entweihen mit meinen Fingern.
Dieſer gewaͤhlte Ausdruck aus dem Munde des Dorfknaben uͤberraſchte Carino. Was Teufel, ſagte er, wie ſprichſt denn Du? Schau’ mich doch an Was der Junge fuͤr Augen hat!? Coraggio, bellis- simo ragazzo, Du mußt ſpielen; jetzt will ich Dih hoͤren! Da, ſauf’ ein großes Glas Ungarwein au[s]
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warum? Zugleich drang ein Gefuͤhl der Befriedigung
durch ſeine Sinne, welches ihn waͤhnen ließ, daß ſie
dieß gethan, um ihm eine Beſchaͤmung vor dem frem-
den Meiſter zu erſparen. Dieſer aber zoͤgerte nicht,
aufzuſpringen und ſeinen eigenen Violinkaſten aus
dem Gaſtzimmer herabzuholen; — denn man hatte
ihn auf dem Schloſſe bewohnt, weil beim Paſtor kein
Raum vorhanden, der des weitgereiſeten Weltmannes
wuͤrdig geweſen waͤre. Hier, mein Soͤhnchen, ſprach
er, nimm dieſe echte Cremoneſerin; auf ihr kannſt Du
zeigen, was fuͤr Hunde Du verſtehſt, hinter dem Ofen-
Loche hervorzulocken.
Anton antwortete durch eine verneinende Bewe-
gung des Hauptes; mit beiden Haͤnden wehrte er
ab, das koſtbare Jnſtrument zu beruͤhren, und als
Carino wiederholt in ihn drang, machte ſich ſeine
Verlegenheit in den Worten Luft: ich will ſie nicht
entweihen mit meinen Fingern.
Dieſer gewaͤhlte Ausdruck aus dem Munde des
Dorfknaben uͤberraſchte Carino. Was Teufel, ſagte
er, wie ſprichſt denn Du? Schau’ mich doch an
Was der Junge fuͤr Augen hat!? Coraggio, bellis-
simo ragazzo, Du mußt ſpielen; jetzt will ich Dih
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/82>, abgerufen am 24.11.2024.
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