lich mit Jhnen allein .... sie ist ein feines Mädchen; macht sittsamer Weise einen Unterschied zwischen Kranken und Gesunden. Na, ihr werdet schon in's Klare kommen. Das sei Jhre Sorge."
Der Arzt nahm Abschied und wollte gehen.
Anton entriß sich dem düstern Nachsinnen worein die eben vernommene Aeußerung ihn versetzt und hielt seinen alten Gönner zurück, indem er ihm, dankend mit herzlichen Ausdrücken, das bereits zurecht gelegte Honorar in die Hand schob.
"Wie ist das gemeint?" fragte dieser. "Denken Sie, weil ich Jhnen entdeckt habe, daß ich zum Stamme Juda gehöre, Sie dürften mich wie einen Juden behandeln? Sie, der Sie nichts erwerben, der Sie noch Eleve heißen, -- denn Adele hat mir ver- traut, wie es um Sie steht, -- Sie wollen mir Gold zustecken? Herr, Jhnen soll ja das Donnerwetter .... Fort mit der Hand! Fort mit Jhren Füchsen in die eigene Tasche hinein! Werden das Zeug besser gebrauchen können! Jch bin ein alter Junggesell, bin wohlhabend, praktizire mehr aus Lust und weil ich den Müssiggang hasse. Nehme nichts von Armen; nichts von Künstlern, die gewöhnlich arm sind; nichts von Landstreichern und solchem Vagabunden-Gesin-
lich mit Jhnen allein .... ſie iſt ein feines Maͤdchen; macht ſittſamer Weiſe einen Unterſchied zwiſchen Kranken und Geſunden. Na, ihr werdet ſchon in’s Klare kommen. Das ſei Jhre Sorge.“
Der Arzt nahm Abſchied und wollte gehen.
Anton entriß ſich dem duͤſtern Nachſinnen worein die eben vernommene Aeußerung ihn verſetzt und hielt ſeinen alten Goͤnner zuruͤck, indem er ihm, dankend mit herzlichen Ausdruͤcken, das bereits zurecht gelegte Honorar in die Hand ſchob.
„Wie iſt das gemeint?“ fragte dieſer. „Denken Sie, weil ich Jhnen entdeckt habe, daß ich zum Stamme Juda gehoͤre, Sie duͤrften mich wie einen Juden behandeln? Sie, der Sie nichts erwerben, der Sie noch Eleve heißen, — denn Adele hat mir ver- traut, wie es um Sie ſteht, — Sie wollen mir Gold zuſtecken? Herr, Jhnen ſoll ja das Donnerwetter .... Fort mit der Hand! Fort mit Jhren Fuͤchſen in die eigene Taſche hinein! Werden das Zeug beſſer gebrauchen koͤnnen! Jch bin ein alter Junggeſell, bin wohlhabend, praktizire mehr aus Luſt und weil ich den Muͤſſiggang haſſe. Nehme nichts von Armen; nichts von Kuͤnſtlern, die gewoͤhnlich arm ſind; nichts von Landſtreichern und ſolchem Vagabunden-Geſin-
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lich mit Jhnen allein .... ſie iſt ein feines Maͤdchen;
macht ſittſamer Weiſe einen Unterſchied zwiſchen
Kranken und Geſunden. Na, ihr werdet ſchon in’s
Klare kommen. Das ſei Jhre Sorge.“
Der Arzt nahm Abſchied und wollte gehen.
Anton entriß ſich dem duͤſtern Nachſinnen worein
die eben vernommene Aeußerung ihn verſetzt und
hielt ſeinen alten Goͤnner zuruͤck, indem er ihm,
dankend mit herzlichen Ausdruͤcken, das bereits
zurecht gelegte Honorar in die Hand ſchob.
„Wie iſt das gemeint?“ fragte dieſer. „Denken
Sie, weil ich Jhnen entdeckt habe, daß ich zum
Stamme Juda gehoͤre, Sie duͤrften mich wie einen
Juden behandeln? Sie, der Sie nichts erwerben, der
Sie noch Eleve heißen, — denn Adele hat mir ver-
traut, wie es um Sie ſteht, — Sie wollen mir Gold
zuſtecken? Herr, Jhnen ſoll ja das Donnerwetter ....
Fort mit der Hand! Fort mit Jhren Fuͤchſen in die
eigene Taſche hinein! Werden das Zeug beſſer
gebrauchen koͤnnen! Jch bin ein alter Junggeſell, bin
wohlhabend, praktizire mehr aus Luſt und weil ich
den Muͤſſiggang haſſe. Nehme nichts von Armen;
nichts von Kuͤnſtlern, die gewoͤhnlich arm ſind; nichts
von Landſtreichern und ſolchem Vagabunden-Geſin-
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/125>, abgerufen am 23.11.2024.
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